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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Büschen ragten zu kleinen Pyramiden aufgeschichtete Steinhaufen aus Gras, Farn und Unterholz. An diesem Ort begruben die Kriegerinnen der Dreizehn Inseln seit Generationen ihre Priesterinnen. Auch Juneeda hatte hier bereits einen Grabplatz für sich selbst ausgesucht.
    Sie fanden eine Lichtung, um die herum drei alte Eichen standen. Eine war besonders hoch. Zu deren unterstem Ast hob die Königin Faathme hinauf. Flink kletterte die Zwergin in die Krone hinauf.
    Die Frauen schichteten Holz in der Mitte der Lichtung auf und entzündeten es. Vor dem Feuer ließen sie sich nieder und warteten.
    Mit der Dämmerung trafen die besten Lauscherinnen der Dreizehn Inseln ein, eine nach der anderen. Wenige waren jünger als Aruula, viele in ihrem Alter, manche älter.
    Schweigend begrüßten sie ihre Königin, ihre Priesterin, ihre Erste Kriegerin und Aruula. Als die Sonne sank, saß ein Kreis von dreizehn Frauen im Hain um das Feuer versammelt.
    Hoch über ihnen, in der Eichenkrone, beobachtete Faathme die ersten Sterne am Nachthimmel. »Bist du bereit, Faathme?«, tönte Aruulas Stimme aus dem Feuerschein unter dem Baum.
    »Ja, ich bin bereit, Aruula.« Die Zwergin war mächtig stolz.
    Ihr, der Kleinsten und Hässlichsten, fiel in dieser Nacht die wichtigste Aufgabe zu: Sie sollte die konzentrierte Lauschkraft aller Telepathinnen dort unten beim Feuer aufnehmen und, vereinigt mit ihrer eigenen, nach Südosten lenken, um den Geist von Aruulas Kind aufzuspüren.
    Noch einmal blickte sie hinab. Die Frauen der Dreizehn Inseln reichten einander die Hände. Es war so weit. Faathme schloss die Augen und öffnete ihren Geist.
    Die Telepathinnen am Feuer hielten sich an den Händen und senkten die Köpfe. Eine halbe Stunde verging, eine Stunde, zwei. Genau konnte das hinterher keine mehr sagen; alle verloren sie in diesen Stunden vor Mitternacht das Gefühl für den Fluss der Zeit.
    Stattdessen schärfte sich ihr Gefühl für den Fluss der Lebensenergie in ihrer Umgebung. Bald fühlte keine mehr die Hand derer, die neben ihr saß, sie spürte nur noch deren Geist, ihr Wollen und Hoffen. Keine empfand mehr den Boden unter ihren gekreuzten Beinen und den Nachtwind in ihrem Haar, jede aber spürte das Pulsieren jener Lebenskraft, die durch die Erde floss, durch das Gras, den Wind und die Bäume, und die in dreizehn Frauen zu dreizehn Kraftzentren zusammenströmte.
    Zur gleichen Zeit beugten alle Dreizehn ihre Oberkörper über ihre gekreuzten Beine. In diesen Augenblicken waren sie keine einzelnen Individuen mehr, nicht Aruula, Lusaana, Juneeda, Matoona und wie sie alle heißen mochten, sondern nur noch EINE – ein einziges Wesen namens Geist oder Kraft oder Energie.
    Fast hätte Faathme geschrien, als diese Energie in ihren Geist drang, so überwältigend schön war diese körperlose Berührung.
    Doch sie schrie nicht. Sie riss Mund und Augen auf und machte sich weit. So weit, dass die Kraft sie erfüllen konnte und schließlich mit sich riss; in die Ferne, über den Kalten Sund, nach Südosten. Und da war es – bei Wudan! – was für ein Schmerz…
    An der Küste der Hauptinsel, in der Siedlung und am Rande des Hügellands schliefen nur die Kinder und die Kranken in dieser Nacht. Alle anderen saßen an Feuern oder auf Bäumen und warteten in den Auen zwischen Meer und Hügeln. Man sprach nicht viel an diesem Abend, und als die Nacht einbrach, so gut wie gar nichts mehr.
    Alle warteten, alle lauschten. Doch viele Stunden vergingen, ohne dass irgendetwas geschah, ohne dass die Königin und Aruula mit den Lauscherinnen zurückkehrten.
    Kurz vor Mitternacht aber zerriss ein Schrei die Stille der Nacht, und wer nicht schon stand, sprang auf und hielt den Atem an. Ein lang gezogener, klagender Schrei – vom Hain der alten Priesterinnen hallte er über die Hügel bis zur Küste.
    Eine Stunde danach etwa kehrten die vierzehn Frauen aus den Hügeln zurück. Lusaana und Matoona stützten Aruula zwischen sich. Die weinte bitterlich…
    ***
    »Es war so nah, so vertraut…« Die Sonne ging auf und Aruula weinte noch immer, »… und zugleich zu fremd und so fern. Ich verstehe es nicht…« Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. »Es war mein Kind, ich bin ganz sicher… woher aber stammt dieses Fremde, dieses Kalte? Was haben sie mit meinem Kind gemacht…?«
    Die Berührung mit dem vertrauten Geist hatte allen Schmerz in ihr aufgebrochen, alle Sehnsucht und alle Angst, zu der eine Mutter fähig ist.
    »Ja.« Juneeda, die Priesterin, legte

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