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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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den Arm um Aruula. »Da war etwas an diesem Geist, den wir berührten, etwas, das dir sehr ähnelte.« Sie zog die Brauen hoch und blickte in die Runde. »Aber eben nur ähnelte. Das Fremde, das dir ganz und gar Unähnliche, war genauso gegenwärtig. Jede von uns konnte es spüren. Wir können nicht sicher wissen, ob es dein Kind war.«
    Manche nickten, alle schwiegen. Faathme streichelte Aruulas Rücken. Es erschütterte die Zwergin, sie so aufgewühlt zu sehen, so in Tränen aufgelöst; sie, die Große, die Starke, die Furchtlose.
    »Eines verwirrt mich fast noch mehr als das fremde Muster in den Gedanken dieses kindlichen Geistes«, brach die Königin das Schweigen. »Dass es so nahe schien. Sagtest du nicht, dein Kind wäre vor noch nicht einmal zwei Monden tief im Südosten in einer Schlossruine aufgetaucht? Jetzt aber treffen wir an einer Stelle auf seine Gedankenmuster, die auf der anderen Seite des Kalten Sunds liegt, gar nicht weit von der Küste entfernt. Wie kann das sein?«
    »Das weiß ich nicht«, flüsterte Aruula, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen. »Ich weiß nur, dass es der Geist meines Kindes war, den wir berührten.«
    Wieder schwiegen die Frauen eine Zeitlang. Bis schließlich die Erste Kriegerin Matoona das Wort ergriff. »Wenn es sich so verhält, dann lasst uns doch einfach über den Kalten Sund fahren und nachschauen, ob es wirklich Aruulas Kind ist, das wir aufgespürt haben.«
    Die Frauen sahen einander an, die meisten waren unsicher.
    »Ich jedenfalls werde mit Aruula gehen und nach ihrem Kind suchen«, fuhr Matoona fort. »Wer begleitet uns?«
    »Ich komme mit«, sagte die Königin.
    »Ich bin auch dabei.« Die Priesterin drückte Aruula an sich.
    Zwei weitere Kriegerinnen erklärten sich ebenfalls spontan bereit, Matoona und Aruula zu begleiten.
    Den Tag über ruhten sie aus, aßen und badeten und sprachen lange miteinander. Am Abend ließ die Königin einen kleinen Zweimaster mit zwei Ruderbänken unter Deck seefertig machen und mit Waffen und Proviant beladen.
    Diese Nacht verkrochen sich die meisten schon früh in ihre Felle. Nur Faathme und Beebie Rot hockten lange am Strand.
    Der Pirat ließ sich von der Zwergin berichten, was geschehen und was geplant war. Die Aussicht auf die bevorstehende Reise schien ihn zu beflügeln. Wieder eine Gelegenheit Aruula seine Liebe zu beweisen.
    Kurz nach Sonnenaufgang stiegen sie in das Schiff: Aruula, ihre fünf Stammesgenossinnen, Faathme und Beebie Rot. Sie lichteten den Anker, setzten die Segel und stachen in See.
    Die Zurückbleibenden standen lange am Strand und blickten dem Schiff hinterher, bis seine Segel hinter dem Horizont verschwanden.
    ***
    Die See war ruhig, der Wind wehte beständig aber schwach von Nordwest. Dennoch verzichtete Lusaana darauf, die Ruder zu benutzen. »Wir nehmen Kurs auf die Mündung eines Stromes, der von Süden her in den Kalten Sund mündet«, sagte sie. »Dann sehen wir weiter.«
    Aruula stand die meiste Zeit am Bug und blickte gedankenverloren in Fahrtrichtung. Manchmal sah man sie auf den Planken knien und den Kopf auf die Knie legen. Sie versuchte den Geist ihres Kindes zu erlauschen. Doch ohne die Unterstützung der anderen hatte sie keine Chance.
    Beebie Rot scherzte mit den Frauen, ließ sich die seemännischen Fachbegriffe in ihrer Sprache beibringen und machte sich nützlich, wo er nur konnte. Man mochte nicht glauben, dass er noch sieben Tage zuvor im Fieberdelirium gelegen hatte. Die Gegenwart der stattlichen und zum großen Teil sehr schönen Kriegerinnen hatte seine Lebensgeister geweckt. Aruula hoffte, er würde sich in eine verlieben und sie endlich in Ruhe lassen.
    Als die Sonne unterging, schätzte Matoona, dass nicht ganz die Hälfte des Weges hinter ihnen lag. Die Nacht kam. Aruula stand wieder am Bug. Nur Juneeda, die Priesterin, und Beebie Rot waren außer ihr noch wach und an Deck.
    Da sich der Piratenhauptmann als guter Navigator erwiesen hatte, übernahm er für diese Nacht das Steuer. In den Sternen las er den Weg nach Süden, wie andere sich an Flussläufen, Waldrändern oder Bergen am Horizont orientierten. Die Priesterin lehnte hinter ihm an der Heckreling. Beide versuchten die Sprache des anderen zu lernen und brachten sich gegenseitig einfache Sätze und Worte bei. Manchmal hörte Aruula sie lachen. Es tat ihr gut, Menschen lachen zu hören. Und es freute sie, die Priesterin um den rothaarigen Hünen werben zu sehen. Zumindest dieses Problem schien ausgestanden zu sein.
    Irrtum.

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