139 - Kreis der Telepathen
sollte.
Und der Lesh’iye zog auch seine Kreise über der Ruinenstadt, als in der Dämmerung Kraftschwarz und Kraftkahl mit Ora’hal’partuuns Panzerfahrer drei Fässer des infizierten Traubensafts aus dem Süden Eurees von der Ladefläche des Transporters hievten und in die Mitte des großen Platzes rollten, wo sie eine improvisierte Schänke aufgebaut hatten.
In der Nacht tanzten, tranken und aßen die Sklaven der Daa’muren und die Bewohner der Siedlung Stcezetcin miteinander.
Veda’lan’tubaris, Ordu’lun’tortan und Gu’lan’ostoc aber schlichen durch die Häuser, um auch die Greise, Kranken, kleinen Kinder und Säuglinge, sowie die Frauen, die sie hüteten, zu infizieren.
Am Mittag des folgenden Tages gab es keinen Primärrassenvertreter mehr in der Ruinenstadt, dessen Hirn nicht von jenem Virus befallen war, der Willen und Persönlichkeit ausschaltete.
Veda’lan’tubaris und Gu’lan’ostoc besichtigten indessen den Gebäudekomplex, in dem die Primärrassenvertreter von Stcezetcin bis zu diesem Tage ihren Gott Wudan verehrt hatten. Auch der Sil und die beiden Kinder waren dabei.
Sie fanden einen kleinen Raum im Inneren der so genannten Kathedrale, von dem aus man in einen weiträumigen Innenhof gelangte. Ein Säulengang rahmte ihn ein, und in seiner Mitte stand eine Art Becken aus Stein mit einer wuchtigen Statue in der Mitte. Steinbecken und Figur waren teilweise von Moos bedeckt und von einem dunkelgrünen Rankengewächs eingesponnen.
Auf der rechten Seite des Säulengangs versperrte ein drei Meter hohes Holztor zwischen der Kathedrale und dem Nebengebäude den Weg vom Platz in den Hof hinein. Es war durch zahlreiche Riegel gesichert, und dicht an dicht stehende Eisenspitzen auf seiner Krone schreckten jeden noch so geschickten Kletterer ab.
Durch den Säulengang gelangte man über zahlreiche Türen in dieses vierstöckige Nebengebäude. Darin fanden sie halbzerstörte Bilder, die Primärrassenvertreter in meist dunklen Gewändern und mit kreuzförmigen Symbolen an Ketten um den Hals zeigten. Die Gesichter der Abgebildeten, so weit man sie erkennen konnte, sahen unnatürlich sanft und freundlich aus, und dazu irgendwie verträumt.
Sie fanden das kreuzförmige Symbol auch über Türen, an Wänden, auf verschimmelten Büchern und vielen anderen Dingen. Selbst auf den hohen Türmen des Gebäudekomplexes fanden sie es.
Durch eines der Fenster sah Veda’lan’tubaris zu den Türmen hinauf. Die Außenwand des rechten war teilweise eingestürzt, sodass man unter seinem Dach schwarzes Gebälk und einen metallenen Trichter erkennen konnte. So einen Metalltrichter nannte man hier Glocke. Aber das erfuhr die Daa’murin erst später.
(Ein guter Ort.) Veda’lan’tubaris streckte ihre Frauenhand nach dem Turm mit der lückenhaften Außenmauer aus.
(Genau der richtige Ort) , raunte es aus Grao’sil’aanas Aura.
(Nun brauchen wir noch den zweiten richtigen Ort), dachte Gu’lan’ostoc. Die Selbstverständlichkeit, mit der er sich in seinem bulligen Echsenkörper bewegte, verblüffte sie immer wieder aufs Neue.
Die beiden Kleinen im Schlepptau, verließen sie das Gebäude wieder. Durch den Säulengang gelangten sie in den Innenhof. Grao’sil’aana blieb unten, denn den Kindern machte es Spaß, durch den Säulengang zu rennen und um das Steinbecken mit der Figur zu springen.
Veda’lan’tubaris und Gu’lan’ostoc stiegen den Turm hinauf, dessen hintere Außenwand unzerstört und der folglich vom Innenhof aus nicht einzusehen war. Eine steile Wendeltreppe führte nach oben zum Gebälk mit dem Metalltrichter. Eine Ebene darunter fanden sie eine dunkle Holztruhe, über und über mit Staub und Spinnennetzen bedeckt. In der Wand, vor der sie stand, öffnete sich eine enge Nische, die jedoch Platz genug für einen Körper von der Größe der daa’murischen Wirtskörper bot.
Veda’lan’tubaris wischte Staub und Spinnennetze von der Truhe und öffnete sie. Sie war leer.
(Das ist er), dachte sie. (Das ist der zweite richtige Ort.)
***
Gegen Abend stiegen sie in die Hügellandschaft der Hauptinsel hinauf: Aruula und Faathme mit Lusaana, der Königin, Juneeda, der Priesterin, und Matoona, der Ersten Kriegerin der Dreizehn Inseln.
Der Hain der Priesterinnen lag nur eine Stunde Fußmarsch von der Küste entfernt in einer flachen Mulde, die von vier Hügeln eingerahmt war. Die Eichen standen spärlich an diesem Ort, hin und wieder sah man Dreiergruppen von Birken, und zwischen den Bäumen und
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