139 - Kreis der Telepathen
gekommen waren, hatten Aruulas Langschwert und Beebie Rots schwere Axt sie erwischt.
Die restlichen sechs kämpften zunächst wacker und ihm Bewusstsein ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit. Doch sie schienen nur blitzartige Überfälle gewohnt zu sein – länger andauernde Zweikämpfe überforderten sie.
Nach nicht einmal zehn Minuten war der Kampf entschieden: Ein Pirat stürzte beim Versuch, Beebie Rots kraftvollen Axthieben auszuweichen, über die Reling, einem weiteren fuhr die Schneide in den Hals, zwei wurden, von Faathmes Angriffen getrieben, leichte Opfer von Aruulas Klinge, und die letzten beiden gaben auf.
Beebie Rot wollte sie erschlagen, doch Aruula gestattete ihnen, ein Beiboot zu Wasser zu lassen. In ihm machten sie sich davon.
Danach lehnten sie alle drei schwer atmend an der Bugreling. Beebie Rot fand als Erster wieder genug Atem zum Sprechen. »Glaubst du mir nun, dass ich fortan auf eurer Seite stehe?« Aruula nickte. »Für dich habe ich gekämpft und getötet«, keuchte der große Kerl. »Für dich gehe ich ans Ende der Welt, um für dein Glück zu kämpfen.«
Aruula taxierte ihn mit kühlem Blick. Sie antwortete nicht.
Bald drehte der Wind, sie konnten die Segel hissen. In der Abenddämmerung entdeckte Aruula Land.
»Sind sie es, Aruula?« Aufgeregt sprang die Zwergin um sie herum. »Sind das die Dreizehn Inseln? Ist das deine Heimat?«
Die Kriegerin nickte stumm. Ergriffen blickte sie dem Inselhafen entgegen.
Es wurde dunkel. Eine Fackel nach der anderen flammte an der Küste auf. Ihre Träger stiegen in ein Boot und ruderten ihnen entgegen.
»Lusaana, die Königin der Dreizehn Inseln, spricht zu euch!« Eine raue Frauenstimme drang aus der Dunkelheit.
»Bist du es, Aruula?« Der Fackelschein im Boot fiel auf eine große, kräftig gebaute Frau mit dunklem Langhaar und in schwarzen Fellen. »Bist du es wirklich, Aruula, meine Schwester…?«
***
Immer mehr Frauen aus der nahe gelegenen Siedlung kamen herunter an den Strand, um Aruula zu begrüßen. Man fiel sich in die Arme, man lachte, man weinte vor Freude. Länger als vier Jahre war es her, dass Aruula die Dreizehn Inseln zum letzten Mal gesehen hatte. Von hier aus war sie damals mit Rulfan auf seinem Luftkissenboot nach Meeraka aufgebrochen.
Doch davon wussten weder Faathme noch der Rote etwas.
Beide standen etwas verloren dabei, als etwa dreißig Krieger und Kriegerinnen der Dreizehn Inseln ihrer Freude freien Lauf ließen. Keiner von beiden verstand die harte, kehlige Sprache, die in diesem Teil Eurees gesprochen wurde. Aruula winkte sie an ihre Seite und stellte sie vor. Danach ging es in einem langen Zug ins abendliche Dorf.
Feuer wurden entzündet, Fische auf Roste über die Glut gelegt, Getreidefladen und Früchte aufgetragen. Halbwüchsige öffneten mit Wachs versiegelte Krüge und schenkten ein starkes Gebräu aus. Beebie Rot kostete es zuerst skeptisch, genoss es aber dann mit sichtbar wachsendem Vergnügen. Zum ersten Mal erwiderte Aruula sein Lächeln. Das machte ihn so glücklich, dass er anfing mit den Kriegerinnen und Kriegern zu palavern, die neben ihm am Feuer hockten. Er benutzte Hände und Füße dazu, und verkohltes Holz, mit dem er auf Stein zeichnete. Er versuchte ihnen die Sturmflut an der Westküste zu schildern.
Lusaana schickte Boten in Kanus auf die Nachbarinseln, um die Priesterin Juneeda, die Erste Kriegerin Matoona und die Oberen der Dreizehn Inseln rufen zu lassen. Im Laufe der Stunden trafen sie nach und nach ein. Wieder gab es Umarmungen, Gelächter und Tränen der Rührung.
Stundenlang wurde gegessen, getrunken und erzählt. Lange nach Mitternacht erst hob die Königin ihre Rechte, und alle Gespräche verstummten. »Und jetzt berichte uns, was dich zu uns führt, Aruula. Dein Geist ist unruhig und dein Herz schwer. Ich spüre es, seit ich dich umarmte. Sprich.«
»Wahrhaftig ist mein Herz schwer, meine Königin, denn man mir mein Kind geraubt! Eine unbekannte Macht hat meinen Geist betört und das Ungeborene aus meinem Leib genommen, als ich ohne Bewusstsein war!«
Ein Raunen ging durch die Menge. Mitleidige Blicke trafen sie. Beebie Rot blickte unsicher nach rechts und links. Er verstand kein Wort. Faathme lag in ihre Felle gerollt und schlief.
»Und nun, viele Monde danach, glaube ich zu wissen, wer es geraubt hat und wo es versteckt gehalten wird…«
Sie berichtete von der Expedition zum Kratersee an der Seite von Maddrax und seiner Gefährten; sie erzählte von den Daa’muren, von
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