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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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den Vogelschädel zu sich herunter. »Siehst du den Jungen da oben?«, rief er ihm ins vom Gefieder verborgene Ohr. »Hole ihn! Rette ihn, und Aruula wird nicht anders können als uns zu lieben…!«
    Aruula hörte es, sparte sich aber jeden Kommentar. Wichtig war ihr nur Matjunis’ Leben. Ermattet ging sie in die Knie und stützte sich auf ihr Schwert.
    Ihr Blick fiel auf die Mauer. Wie mochte es den Schwestern von den Dreizehn Inseln gehen? Und wie der kleinen Faathme?
    Jetzt, wo der aussichtslos geglaubte Kampf dennoch gewonnen war, fiel die Angst über sie her.
    Der Eluu erhob sich in die Luft. Aruula sah schwer atmend zu Beebie Rot auf. Kein Wort brachte sie heraus, ihr Atem reichte nicht mehr. Ihr Blick aber sagte: Was ein Glück, dich getroffen zu haben, aber mach dir keine Hoffnung.
    Zumindest die erste Hälfte ihrer stummen Botschaft verstand er, denn er strahlte, wie nur kleine Jungen strahlen können. Er kam zu ihr und legte seinen Arm um ihre Schulter.
    Sie ließ es geschehen. Beide sahen sie nach oben zu dem Vogelmutanten, den Beebie Rot Luluschätzchen zu rufen pflegte. Ein lustiger Name eigentlich, dachte Aruula, und ein ganz netter Bursche, dieser Jennes Hupertus Olaaf Rothändel.
    Das zahme Eluuweibchen landete im Glockenstuhl. Das war nicht einfach, denn der Vogelmutant war so groß, dass er kaum Platz darin hatte. Mit den gespreizten Flügeln schlagend, den Steiß nach außen gereckt und die Krallen im Gemäuer festgekrallt, zupfte er an den Fesseln des Kindes. Das hielt still, ganz still.
    »Vorsichtig!«, rief Aruula zum Turm hinauf. »Bitte!« Sie sprang auf. »Er soll ganz vorsichtig sein…!«
    Der Himmel schien sich zu verdunkeln. Etwas geschah, was nicht geschehen durfte! Ein Schatten glitt heran, füllte einen Atemzug lang den Raum zwischen den beiden Türmen aus und fiel dann über den Innenhof.
    Ein Todesrochen!
    Alle Kraft schien aus Aruulas Körper zu weichen. Sie knickte einfach ein, ging wieder in die Knie, kauerte sich an den Brunnenrand. Beebie Rot hob die Axt, stellte sich schützend vor sie und schrie wie ein Wahnsinniger.
    Der Rochen hielt im Sturzflug auf sie beide zu, doch ein paar Meter vor dem Piraten stieg er plötzlich wieder in die Luft, schraubte sich nach oben und griff den Eluu im Glockenturm an!
    Die Luftwirbel seiner Schwingenschläge rissen am Efeuvorhang des Brunnens, an Beebie Rots und Aruulas Haaren und Kleidern. Das tonnenschwere Tier prallte unterhalb des Glockenstuhls gegen den Turm. Steine brachen aus dem Gemäuer und prasselten auf den Hof. Das Eluuweibchen aber ließ sich einfach über den Rochen hinweg fallen, bremste erst kurz über dem Hofpflaster ab und stieß dann gegen die Unterseite des fliegenden Fisches.
    Es schlug die Klauen in sein Fleisch, hackte mit seinem starken Schnabel auf ihn ein und pflückte den Daa’murendiener vom Turm, als wäre er ein lebloses Stück Fleisch. Der Todesrochen stürzte herab und klatschte auf den Innenhof. Ein Dutzend Leichen begrub er unter sich. Sein Schwanz streckte sich, sein Schädel zuckte, seine Schwingen trommelten hilflos auf tote Körper und Pflasterstein.
    Beebie Rot – er schrie noch immer – hob die Axt, hieb sie dem Monstrum in den Rumpf. Aruula sammelte ihre letzten Kräfte und sprang auf. Was hatte Maddrax gesagt? Die Rochen beziehen ihre Kraft aus dem Kristall in ihrer Stirn! Und von Quart’ol wussten sie, dass sich diese Wesen aus eben jenen Kristallen neu erschaffen konnten. Das musste sie verhindern!
    Sie lief zum Schädel des Rochens und hieb mit ihrem Langschwert zu, wieder und wieder, bis sie einen Teil des Schädels abgehackt hatte. Den Teil, in dem der verfluchte grüne Kristallsplitter saß. Mit feuchten Gewebsfasern an den Rändern schlug das grünlich leuchtende Stück auf dem Pflaster des Innenhofes auf. Im gleichen Moment erschlaffte der Rochen und blieb reglos liegen.
    »Erledigt!«, schrie Beebie Rot. »Wir haben ihn bezwungen!« Er ließ sich rücklings auf den toten Körper der Kreatur fallen, schrie seinen Triumph heraus, brüllte vor Lachen und breitete die Arme gegen den Himmel aus, als wollte er ihn umarmen.
    Aruulas ganze Aufmerksamkeit galt dagegen wieder dem Jungen da oben, ihrem Kind. Beebie Rots Vogelmutant pickte an seinen Fesseln herum, und endlich fielen sie ab. Der Eluu fasste den kleinen Jungen mit seinen Klauen und trug ihn nach unten in den Hof. Vor Aruula stellte er ihn ab, als wüsste er, wer hier zu wem gehörte. Dann schwang er sich wieder in die Lüfte und

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