Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
den Gassen – Greise, Halbwüchsige, junge Burschen und Mädchen, und alle irgendwie bewaffnet. Wer kein Schwert oder Spieß oder Messer hatte, hielt wenigstens eine Mistgabel, eine Axt oder einen Dreschflegel in den Händen.
    »Haltet sie auf!«, rief Aruula. »Haltet mir den Rücken frei!«
    Sie stürmte die Treppen zur Kathedrale hinauf. Beebie Rot zögerte einen Moment und sah zurück: An die hundertzwanzig Menschen umzingelten den Platz. Faathme und die Frauen von den Dreizehn Inseln standen längst Rücken an Rücken und hatten einen Verteidigungsring gebildet. Die Angreifer schnürten sie mit ihrer schieren Menge ein.
    Nein, die Frauen mussten allein zurechtkommen; sein Platz war an der Seite der geliebten Frau! Beebie Rot rannte weiter.
    Noch zehn Schritte bis zur Vortreppe.
    Aruula riss das Portal zur Kathedrale auf und verschwand darin. Jetzt erreichte der Rothaarige die Treppe. Plötzlich tauchten zwei fremdartige Gestalten im offenen Portal auf. Die eine war ein hoch gewachsenes Wesen mit seltsam gemaserter Haut, das zwar irgendwie menschlich aussah, aber vier Arme hatte und einen Kopf, der Beebie Rot an ein viel zu langes Ei erinnerte; die andere war gedrungen, bullig und muskulös mit einer Schuppenhaut und Schultern, die halslos in einen stumpfen Schädel übergingen. Eine aufrecht gehende Echse!
    Beebie Rot hatte viel gesehen in den fünfunddreißig Wintern seines Lebens, aber die beiden da oben…?
    Er wich zurück und schluckte. Dann dachte er an Aruula – was mochte sie in dem schwarzen Gemäuer erleiden? Endlich nahm er allen Mut zusammen und hob die große Axt. Im selben Moment aber fiel ein Schatten auf ihn, wurde größer, bedeckte ihn und warf ihn zu Boden…
    ***
    Aruulas Schritte hallten durch das Kirchenschiff. Sie rannte in den Chorraum, weil dort eine Tür offen stand; vielleicht ein Zugang zu den Türmen. Dahinter fand sie wieder eine offene Tür, die in einen Innenhof führte. Aruula sah einen alten Springbrunnen und einen Kreuzgang mit lauter Säulen. Sie lief ein Stück in den Hof hinein, blickte zu den Türmen hinauf – und ihr Atem stockte.
    Auf dieser Seite war die Außenmauer des Turms teilweise eingestürzt. Ganz oben sah sie das Gebälk des Glockenturms, und mitten im Glockenstuhl kauerte, an einen Balken gefesselt, ein dunkelhaariger Knabe, sehr klein und mit großen Augen und spitzer Nase. Traurig blickte er zu ihr herab.
    »Matjunis! Wudan sei Dank…« Das Schwert entglitt Aruulas Griff, als sie die Hände vor den Mund schlug. Das Klirren auf dem Pflaster riss sie in die Wirklichkeit zurück.
    »Halte aus – ich komme!« Sie bückte sich nach ihrem Schwert und rannte los. »Ich hol dich da herunter…!«
    Aus der Tür, durch die sie in den Innenhof gelangt war, trat eine Frau ins Freie: dunkles Langhaar, schwarzer Fellmantel, lederne Schürstiefel, einen Lederharnisch unter dem Fell und Schwert und Beil am Gurt.
    Aruula blieb stehen. Die Frau verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr eiskalter Blick hielt die aufgewühlte Kriegerin von den Dreizehn Inseln fest.
    »Wer bist du?«, fauchte Aruula. Die Frau blieb stumm.
    Aruula ahnte, wem sie gegenüberstand. »Eine Daa’murin bist du – eine von denen, die mir das Kind geraubt haben! Ich werde dich…«
    Aruula wollte sich auf sie stürzen, doch plötzlich stürmten Bewaffnete aus dem kleinen Raum nach draußen, sieben oder acht Kerle mit Schwertern und Beilen. Überall zwischen den Säulen verteilten sie sich – Schwertkämpfer, Axtschwinger, Speerträger.
    Aruula schrie wütend auf, rannte zu dem Springbrunnen in der Mitte des Hofes, sprang hinauf und erwartete dort die erste Angriffswelle.
    Ein Speer flog heran, sie duckte sich. Eine Axt trudelte an ihrem Kopf vorbei und traf den Engel in der Brunnenmitte.
    Aruula sank der Mut, als gut dreißig weitere Männer über den Hof stürmten und den Brunnen einkreisten. Die ersten kletterten bereits auf ihn. Aruula brüllte ihre Verzweiflung und ihren Schrecken heraus und hieb auf sie ein.
    Die Angreifer reagierten langsam und seltsam verzögert.
    Vermutlich waren es Menschen, die von den Daa’muren beeinflusst wurden. Aruula witterte Morgenluft. Gleichzeitig bemühte sie sich, wenn möglich keine tödlichen Hiebe zu führen.
    Wo sie stand und kämpfte, lichteten sich die Reihen der Feinde schnell, doch sie kletterten bald von allen Seiten auf den Brunnen und bedrängten sie durch ihre schiere Übermacht.
    Aruula konnte mit ihrer langen Klinge immer seltener ausholen. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher