1390 - Blut-Banditen
war geschlossen, in der Umgebung wartete niemand auf ihn, und so entschloss er sich, den VW zu verlassen.
Die wenigen Meter bis zur Tür legte er schnell zurück. Die Tüte mit den Lebensmitteln hatte er mitgenommen. Er musste sie abstellen, um die Tür zu öffnen.
Er hatte sie beim Verlassen abgeschlossen, und sie war auch jetzt noch zu. Das beruhigte ihn einigermaßen. Mit der Tüte im Arm trat er über die Schwelle in das Halbdunkel seines Hauses. So richtig hell wurde es dort nie. Zu kleine Fenster, eine recht niedrige Decke.
Da musste es schon Hochsommer sein, um Sonne in das Haus zu schicken.
Er trat ein und gelangte direkt in den großen Raum, der das gesamte Untergeschoss in Anspruch nahm. Um eine Etage höher zu gehen, musste er über eine alte Holztreppe laufen.
Der Pfähler schaffte es noch soeben, die Tüte mit den Lebensmitteln abzustellen, als er etwas sah, das er nicht glauben wollte.
Er hatte Besuch bekommen, und dieser Besuch hatte ihm etwas zurückgelassen.
Drei schlichte Särge!
***
Ein eiskalter Strom durchfuhr ihn. Er glaubte, auf der Stelle erfrieren zu müssen und wünschte sich den Anblick weit weg. Der blieb trotzdem bestehen. Es waren drei helle Särge mit flachen Deckeln.
Recht primitive Totenkisten, die ihm jemand ins Haus gestellt hatte.
Leer oder nicht?
Allein durch Schauen würde er es nicht erfahren. Er würde die alten Totenkisten schon öffnen müssen, doch genau daran traute er sich noch nicht heran.
Der erste Schreck war vorbei. Der Druck in der Brust allerdings blieb bestehen. Er dachte an seinen Pfahl, den er immer bei sich trug.
Auch jetzt steckte er unter seiner Jacke.
Und er dachte an die Beretta, die ihm seine Freunde überlassen hatten. Die Pistole war mit Kugeln aus geweihten Silber geladen.
Nur hatte er sie nicht zur Hand, sie lag in seinem Schlafzimmer in der oberen Etage.
Dass er etwas unternehmen musste, stand für ihn fest. Es war nur ein Risiko, die Särge zu öffnen. Er würde sehr vorsichtig dabei zu Werke gehen müssen.
Wie Marek recht schnell erkannte, lagen die falschen Deckel auf den Unterteilen, die sich zum Fußende hin verengten. Frantisek kannte sich mit Särgen aus. Diese flachen Totenkisten, die in den südlichen Ländern benutzt wurden, verengten sich immer zu den Fußenden hin. So wusste er genau, wo sich der Kopf des Liegenden befand und wo die Füße.
Er konnte sich zwei Dinge nicht vorstellen. Dass man ihm leere Särge in das Haus gestellt hatte und dass normale Leichen darin lagen, wenn er die Kisten öffnete. Sollten sie gefüllt sein, dann sicherlich mit seinen »Freunden«, den Vampiren.
»Wenn es denn sein muss«, flüsterte er, »nehme ich es auch mit dreien von euch auf.« Er hatte sich durch diese Worte selbst Mut machen wollen, denn allzu überzeugt war er von seinem Vorhaben nicht. Er wusste schließlich, wie gefährlich die Blutsauger waren, und wenn sie ihn zu dritt angriffen, wurde es hart.
Er umrundete sie einmal. Da sie in der Mitte des recht großen Raumes standen, war das kein Problem. Aber zugleich tauchte bei ihm die nächste Frage auf.
Wer hatte die Särge in sein Haus gestellt?
Lange brauchte er nicht über eine Antwort nachzugrübeln. Da gab es für ihn nur einen Namen.
Will Mallmann!
Er hatte ihn als Fledermaus gesehen. Wenn er bisher noch leichte Zweifel gehabt hatte, waren sie jetzt verschwunden. Für ihn kam nur Dracula II in Frage.
Dabei glaubte er nicht, dass er sich in einer der Totenkisten versteckt hielt. Das war seiner nicht würdig, dafür waren die Kisten auch zu primitiv.
Es war sein Spiel. Und es war noch nicht beendet, sondern stand erst am Beginn. So versuchte der Pfähler sich auszurechnen, was passieren würde, wenn er versuchte, die Särge zu öffnen. Wartete man darauf? Hielt Mallmann ihn schon unter Kontrolle? Wenn ja, wo hatte er sich dann versteckt?
Hier im Raum nicht. Dann hätte ihn Marek gesehen. Es konnte sein, dass er draußen stand und einen Blick durch das Fenster warf.
Deshalb drehte sich Marek um, aber er sah nichts. Kein Gesicht hinter der Scheibe. Nur die graue Welt und den Ansatz des dunklen Waldes, dessen Bäume immer mehr Blätter verloren.
Seit seinem Eintreten war nicht mal eine Minute vergangen. Dem Pfähler aber kam die Zeit mindestens dreimal so lang vor, und er hatte noch immer keine Lösung gefunden.
Langsam ging er weiter. Er schritt an den Särgen vorbei auf die Treppe zu. Das unsichtbare Eis auf seinem Rücken wollte nicht weichen. Wenn sich jemand hier
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