1390 - Blut-Banditen
Blutsauger, die es noch nicht geschafft hatten, ihr erstes Blut zu trinken. Sie mussten sich erst noch orientieren. Wenn sie es allerdings geschafft hatten, dann waren sie nicht zu halten. Dann kippte die Gier über. Dann gab es nichts, was sie noch aufhalten konnte.
Marek war überrascht, denn diese Blutsauger kannte er. Oder glaubte sie zu kennen. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte er sei bereits in Petrila gesehen. Besonders die Frau war ihm in Erinnerung geblieben.
Auch jetzt sah sie ungewöhnlich aus. Man konnte sie als Pendant zu Justine Cavallo bezeichnen. Auch sie trug schwarze Kleidung, die ein Schimmern aufwies, weil sie aus Lack oder Leder bestand.
Ihre Füße und Teile ihrer Beine steckten in hohen Stiefeln. An den Seiten hingen zwei Messer mit langen Klingen in offenen Scheiden, aber der größte Unterschied zwischen ihr und Justine lag in der Farbe des Haars.
Die Unperson, die aus dem Sarg stieg, hatte pechschwarzes Haar, das aussah, als wäre jede Strähne noch extra mit einem Glanzgel bestrichen. Sehr blass war die Haut im Gesicht, sodass die Haare wirkten, als wären sie eine Perücke.
Die Männer mit ihren dunklen, scharf rasierten Bärten mussten Brüder oder Zwillinge sein, wobei der eine Mann eine rote Narbe an der Stirn hatte, die ihn von dem anderen unterschied.
Marek konnte sich nicht daran erinnern, ob er den beiden männlichen Blutsaugern schon mal begegnet war. Bei der Frau war er sich sicher. Sie starrte ihn mit einem Blick an, der irgendwie glanzlos war, wobei in den Pupillen bereits eine gewisse Gier lauerte, nämlich die nach dem Lebenssaft der Menschen.
Die Bewegungen, mit denen sie aus ihren Totenkisten stiegen, wirkten wie abgesprochen. Zudem verhielten sie sich sehr still. Es war kein Fauchen zu hören, kein Laut, der in ihrer Kehle gewachsen wäre, aber sie hielten ihre Mäuler offen, sodass bei allen dreien die Spitzen der Blutzähne zu sehen waren.
»Na, kennst du sie, Frantisek?«
Marek hob die Schultern. »Ich bin mir nicht unbedingt sicher, aber es könnte sein.«
»Sie waren schon öfter in Petrila. Es sind Banditen, die durch das Land streifen und sich die kleinen Orte anschauen. Sie rauben, sie schlagen Menschen zusammen, und ich kann mir auch vorstellen, dass sie schon gemordet haben. Banditen sind sie noch immer, aber ich habe sie zu Blut-Banditen gemacht und mir so eine kleine Truppe aufgebaut.«
»Aha«, sagte Marek. »Kommst du allein nicht mehr zurecht?«
»Hör auf, so zu reden. Du weißt es besser. Ich habe dir gesagt, dass ich meine Vampirwelt füllen werde. Nicht nur du wirst dazu gehören, sondern auch diese drei. Ich gehe davon aus, dass ihr euch bald sehr gut verstehen werdet. Sie haben noch kein Blut getrunken. Du kannst dir kaum vorstellen, wie hungrig sie sind.«
»Danke, das kann ich schon.«
»Außerdem habe ich sie auf dich vorbereitet. Sie wissen, wer du bist. Sie sind darüber informiert, wie sehr du uns hasst, und es wird für sie ein besonderes Vergnügen sein, dich leer zu trinken. Du hast den Kampf begonnen, du hast ihn lange geführt, aber du hättest wissen müssen, wann man sich zurückzieht.«
Frantisek Marek hatte die Worte gehört. Er wollte nicht zugeben, dass sie ihn tief getroffen hatten. Es war wie eine Totenrede an einen noch Lebenden gewesen.
Am liebsten wäre er auf eine normale und natürliche Art und Weise gestorben und nicht durch den Biss eines Vampirs, der ihn später als Wiedergänger zurückkommen ließ.
Jetzt deutete alles darauf hin, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen würde.
Mallmann saß ihm noch immer am Tisch gegenüber. Er sprach und verspottete ihn dabei. »Warum sagst du nichts?«, flüsterte er.
»He, warum machst du dein Maul nicht auf, großer Vampirjäger? Spürst du, dass du keine Chance mehr hast und dass dein Ende gekommen ist? Sind Sinclair und seine Freunde nicht in der Nähe, um dich zu unterstützen?«
»Ich brauche sie nicht.«
»Du kommst allein zurecht?«
»Ich lebe noch.«
»Ja, Marek, ja, du lebst noch. Und du wirst auch weiterhin leben. Nur anders als bisher!«
»Das glaube ich nicht.«
»Ach – und warum?«
Mit einer schnellen Bewegung glitt Frantisek Marek in die Höhe.
Manche Menschen können ihre Waffe sehr schnell ziehen, so auch der alte Vampirjäger. Bei Marek war es in diesem Fall keine Pistole, sondern sein alter Pfahl, der schon so viele Vampire von ihren untoten Dasein erlöst hatte. Ihn hielt er plötzlich in der rechten Hand, und die Spitzen wiesen leicht
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