1392 - Der Verfolger
die Höhe. Die Übelkeit in meinem Körper schwappte hin und her. Ich wankte dabei von einer Seite zur anderen und musste warten, bis ich das Gleichgewicht gefunden hatte.
Schweiß war mir ausgebrochen. Er klebte als Schicht auf meiner Haut. Vor mir sah ich nichts, aber die Dunkelheit schien sich verändert zu haben, war zu Wellen geworden, die immer wieder gegen mich schlugen und mich zugleich von mehreren Seiten erreichten.
Die Übelkeit quoll immer höher. Der Schweißausbruch intensivierte sich, und ich konnte nicht mehr länger an mich halten. Ich beugte mich zur Seite, öffnete weit den Mund und übergab mich.
Es machte mir bestimmt keine Freunde, aber es erleichterte mich, und als der zweite Schwall draußen war, fühlte ich mich besser und konnte fast wieder normal durchatmen.
Trotzdem war ich vorsichtig und mutete mir noch nicht zu viel zu, sondern blieb sitzen. Ich wollte meinen Kreislauf nicht zu stark strapazieren. Erst mal eine Zeit abwarten, dann ging es weiter. So hoffte ich, denn etwas anderes blieb mir nicht übrig.
Ich bekam meine Gedanken wieder in den Griff, weil ich von der Übelkeit nicht mehr abgelenkt wurde. Und so dachte ich wieder an Ellen Gabor, die bei mir im Zimmer gewesen war. In meiner Umgebung sah ich nicht mal die Hand vor Augen und hatte auch nicht herausgefunden, ob sich eine zweite Person im Keller aufhielt. Eher nicht, denn als ich für einen Moment den Atem anhielt, vernahm ich kein Geräusch. Nichts, das auf Ellen Gabor hingedeutet hätte.
Es wäre meiner Ansicht nach auch unnatürlich gewesen, hätte ich sie in meiner Nähe gehabt. Sie gehörte dem Stalker, dem Mann mit der verdammten Schlangenzunge, die in der Lage war, Menschen zu erwürgen.
Wie so oft blieb mir nichts anderes übrig als abzuwarten, ob etwas passierte. Man würde mich wohl kaum hier verhungern oder verdursten lassen. Irgendwann würde jemand kommen, mir gegenübertreten und seine Bedingungen stellen.
Ich tastete meinen Körper ab, weil ich herausfinden wollte, ob man mir meine Waffen gelassen hatte. Wäre es so gewesen, hätte ich dies als unnatürlich angesehen.
Die Beretta war weg.
Aber wer hatte sie?
Bis auf Ellen hatte ich in der Klinik nur eine Person angetroffen, und das war dieser Frank, den ich niedergeschlagen hatte. Ihm traute ich nicht viel zu. Er war nur ein Wasserträger. Die Fäden hielt jemand anderer in den Händen, und das war einzig und allein dieser Stalker.
Kam er?
Ich musste damit rechnen, und ich hoffte sogar, dass er sich blicken ließ.
Noch hockte ich auf dem Boden. Das Kreuz hatte man mir gelassen. So etwas wurde von vielen Menschen als harmlos angesehen oder aber als ein abergläubisches Utensil.
Das Sitzen hatte mich steif werden lassen, also drückte ich mich zur rechten Seite hin, stemmte mich mit einer Hand ab und schob mich so in die Höhe.
Es war nicht einfach, denn immer wieder rollten auf mich unsichtbare Wellen zu, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie mich packten, mal nach vorn zerrten und dann wieder nach hinten schoben. Es war schwer für mich, dieses Hin und Her auszugleichen, ohne dass ich dabei das Gleichgewicht verlor.
Irgendwann stand ich aber auf den Beinen. Es war okay, ja, ich kam zurecht. Zwar nicht voll fit, aber es riss mich auch nicht zu Boden.
Stehen, tief die Luft einsaugen. Warten, bis ich wieder okay war.
Es klappte gut. Ich war zufrieden. Ich konnte gut und sicher durchatmen und wagte die ersten Schritte. Aus der Hosentasche fummelte ich ein Feuerzeug hervor, das ich auch als Nichtraucher bei mir trug. Die Lampe hatte man mir abgenommen.
Die Flackerflamme reichte aus, um meine nähere Umgebung zu erkennen. Grauweiße und raue Wände. Der Boden sah grauer aus, er schien die Schatten, die die zuckende Flamme erzeugte, zu fressen.
Wo Wände sind, muss es auch eine Tür gehen. Und genau die fand ich auch. Sie war schmal, und wenn mich nicht alles täuschte, bestand sie aus Metall. Ich blieb vor ihr stehen und klopfte dagegen.
Ja, das war kein Holz, sondern tatsächlich ein kühles Metall, das ich ohne Hilfsmittel nicht überwinden konnte. Es gab einen Knauf, aber keine Klinke. Unten schloss die Tür fast fugendicht mit dem grauen Betonboden ab.
Fenster gab es nicht. Nur die rauen Wände, die einen Steingeruch von sich gaben.
Wie lange würde man mich hier in diesem Knast lassen? Man würde mich bestimmt nicht verhungern lassen, denn lästige Zeugen erledigt man auf eine andere Art und Weise.
Vielleicht wieder durch Gas, das in
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