1392 - Der Verfolger
Fäusten. »Nein, verdammt noch mal. Ich stehe nicht in der Öffentlichkeit. Ich bin auch kein Star, verflucht. Ich warte auf der Rampe, um einer zu werden. Matt Filser hat gute Verträge abgeschlossen, das ist alles. Aber ein Star wie andere Kolleginnen bin ich nicht.«
Ich winkte ab. »Es ist Ansichtssache, und wir sollten uns darüber auch nicht streiten. Bevor wir hier durchdrehen, werde ich einen Freund und Kollegen anrufen, damit er kommt und uns hilft.«
»Anrufen?«, fragte sie.
»Ja.«
Ihr Lachen gefiel mir nicht. Dann sagte sie: »Das ist nicht möglich, John. Man… kann nicht. Handyfreie Zone, nennt man das wohl.«
Jetzt blieben mir die Worte im Hals stecken. Ich wollte noch nachfragen, doch ein Blick in Ellens Gesicht sagte mir, dass sie die Wahrheit gesagt hatte.
»Okay, ich versuche es trotzdem.«
»Bitte.«
Es klappte nicht. Ich bekam keine Verbindung. Diese Zone war wirklich ein Diaspora, was Handys anging. Man hätte vielleicht noch trommeln können, nicht aber anrufen.
Ellen Gabor ging wie eine Schlafwandlerin zu einem der Sessel und nahm dort Platz. »Die andere Seite hält alle Trümpfe in der Hand. Wir können nichts unternehmen.«
Es waren harte Worte, leider trafen sie zu, und ich stand einfach nur da und starrte ins Leere. Die Dinge waren mir aus dem Ruder gelaufen. So einfach würden wir das Boot kaum wieder in ein ruhiges Fahrwasser kriegen.
»Jetzt sehen Sie, was Sie erreicht haben. Sie hätten mich nicht aufsuchen sollen.«
»Das sehe ich anders, Ellen. So leicht überlasse ich keinem sein Schicksal.«
»Es geht doch nicht um mich!«
»Das ist wohl wahr«, erklärte ich nickend. »Es geht um uns beide. Dieser Stalker will alles von Ihnen fernhalten, was ihm nicht passt. Und ich frage mich, warum er das tut. Warum er gerade Sie ausgesucht hat, Ellen. Da muss es irgendetwas geben. Etwas, das mit Ihrem Dasein verbunden ist. Leider kann ich nicht sagen, um was es dabei geht. Das müssten schon Sie herausfinden, denn Sie kennen sich besser.«
Ellen schaute zu Boden. Sie kaute auf ihrer Unterlippe, und ich hörte, wie schwer sie atmete.
»Ich zerbreche mir den Kopf, John, aber ich finde nichts, was mich für dieses Monstrum so interessant machen könnte.«
»Denken Sie nach.«
»Das habe ich getan. Aber mein Leben ist normal verlaufen, abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wer meine Eltern sind.«
»Wie bitte? Wie war das?«
»Ich bin ein Findelkind, wie man so schön sagt.«
»Dann wuchsen Sie bei Adoptiveltern auf?«
Traurig schaute sie mich an. »Nein, leider nicht. Man steckte mich in ein Heim. Ich war dort mehr als sechzehn Jahre und habe dort zahlreiche Höllen durchlebt. Irgendwann war ich es leid. Da bin ich abgehauen. Ich ging nach London und habe mich dort mit allen möglichen Jobs über Wasser gehalten. Auf den Strich gegangen bin ich jedoch nie – damit Sie nicht auf falsche Gedanken kommen. Dafür habe ich viel auf Flohmärkten ausgeholfen. Ich kenne die Gegend um die Portobello Road wie meine Westentasche. Irgendwann erschien dort eine Filmcrew, um zu drehen. Von denen wurde ich entdeckt.« Sie klatschte in die Hände. »Sie glauben gar nicht, wie schnell ich zugestimmt habe. Hinzu kam meine natürliche Begabung, und ich erhielt später größere Rollen. Und nun stehe ich davor, meine erste Hauptrolle spielen zu dürfen. Der männliche Hauptdarsteller ist Brad Pitt, aber… aber dazu wird es nicht kommen, das weiß ich schon jetzt.«
»So leicht sollte man die Flinte nicht ins Korn werfen«, entgegnete ich.
»Sie haben gut reden, John. Der Stalker klebt mir an den Fersen, und irgendwann hat er mich.«
Dass es so weit kam, wollte ich verhindern, aber ich fragte mich auch, ob ich es schaffte. Im Moment sah es nicht danach aus.
»Ich frage mich, wie es eine derartige Kreatur überhaupt geben kann«, murmelte Ellen.
»Die Antwort ist nicht einfach«, begann ich. »Aber es gibt Dinge auf dieser Welt, die man einfach hinnehmen sollte und bei denen man am besten nicht nachfragt. Man könnte sonst leicht den Glauben an die Welt verlieren.«
»Das hilft mir auch nicht weiter.«
»Wir werden schon eine Lösung finden. Ich werde mich mit der Tür beschäftigen. Ich weiß nicht, wie dick sie ist. Möglicherweise kann ich sie aufbrechen.«
»Meinen Sie?«
»Ein Versuch ist es wert.«
Da hörten wir das Zischen. Es klang so laut, dass ich meinen Plan zunächst mal vergaß. Auch Ellen war das Geräusch nicht entgangen.
Sie hockte stocksteif in ihrem Sessel und
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