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1393 - Werwolf-Nacht

1393 - Werwolf-Nacht

Titel: 1393 - Werwolf-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geklappt. Sie musste irgendein Gen in sich haben, das auf etwas Bestimmtes sehr schnell reagierte, und dieser Gegenstand steckte in der langen Kutte, die Kiri aus dem Wagen holte und über ihren Körper warf.
    Der Stoff hatte eine dunkelblaue Farbe. Eine Kapuze gehörte auch zur Kutte, und die streifte sie ebenfalls über. So blieb sie neben dem Wagen stehen und schob ihre rechte Hand in die Kuttentasche, in der sich der so wichtige Gegenstand befand.
    Es war eine Brosche. Blank poliert, und beim ersten Hinschauen hätte man das Metall für Silber halten können, was es aber nicht war, sondern polierter Stahl.
    Die Brosche besaß eine ovale Form. Auf der Oberfläche war etwas eingraviert, und man musste schon sehr genau hinschauen, um das Motiv erkennen zu können.
    Es war ein Gesicht. Nur keines, das zu einem Menschen passte, sondern zu einem Werwolf.
    Kiri Bayonne lächelte, als sie die Brosche anschaute. Mit ihr hatte alles begonnen. Mit ihr hatte sich ihr Leben und das ihrer Mutter radikal verändert.
    Es war wie so oft, wenn sie die Brosche in der Hand hielt. Dann überfluteten sie die Erinnerungen, und sie dachte daran, wie es gewesen war, als sie und ihre Mutter die Brosche erhalten hatten…
    ***
    Es war ein ganz normaler Tag gewesen. Einer, an dem die Herbstsonne golden schien und somit selbst eine Stadt wie London verzauberte. Das Geschäft hatten sie an diesem Tag geschlossen, denn Mutter und Tochter wollten etwas unternehmen. Sie brauchten wieder Nachschub für ihren Laden, und den würden sie auf den Trödelmärkten finden. Nicht auf denen, die überfüllt waren und deren Preise man schon als die reine Abzocke bezeichnen musste – nein, es gab auch die kleinen Märkte, die wie aus dem Nichts entstanden und sich sehr nach dem Wetter richteten.
    In der Nähe des Zoos gab es einen solchen Markt, den Mutter und Tochter schon öfter besucht hatten. Und es gab dort einen Händler, den sie ebenfalls kannten, einen alten Mann, der immer auf einer Kiste saß und Schmuckstücke verkaufte, die er nicht um sich herum ausgebreitet hatte, sondern immer in einem kleinen Koffer bei sich trug. Er brauchte keine Reklame für sich zu machen, denn es gab genügend Stammkunden, die bei ihm einkauften.
    Alice und Kiri gehörten zwar nicht dazu, aber der alte Mann kannte sie, und Kiri wusste, dass sie ihrer Mutter eine Freude machen musste, weil sie in zwei Tagen Geburtstag hatte. Sie wusste auch schon, was sie kaufen wollte. Alice hatte Interesse an einer Brosche gezeigt, aber nicht gewagt, nach dem Preis zu fragen.
    »Du willst zu dem alten Mann, nicht?«
    Kiri lachte, als sie die Frage hörte. Zu Fuß schlenderten die beiden Frauen am Rand des Markts dahin, dessen Händler auch Jugendliche waren, die zumeist ihre alten Musiktitel verkaufen wollten und auch die überholten HiFi-Anlagen.
    »Richtig, ich möchte ihn besuchen.«
    »Und weiter?«
    »Wir werden sehen.«
    Alice gab keine Ruhe. »Darf ich dich fragen, ob du dabei an die Brosche denkst?«
    Kiri konnte das Lächeln nicht unterdrücken. »Das ist gut möglich, Ma.«
    »Ach, vergiss es, Kind. Sie passt nicht zu dir.«
    Unter einem Baum waren sie stehen geblieben. »Das stimmt. Ich will sie auch nicht haben.«
    »Wer dann?« Alice tat naiv, doch ihr Lächeln zeigte, dass sie Bescheid wusste.
    »Wer hat denn bald Geburtstag?«
    »Ahhh… so ist das.« Alice schüttelte den Kopf. »Das ist zwar sehr nett von dir, aber ich denke, dass diese Brosche einfach zu teuer für uns ist. Wir können uns das nicht leisten. Wir müssen erst mal mehr Geld in das Geschäft stecken.«
    »Aber anschauen kannst du sie dir.«
    »Wie du meinst.«
    Der Weg zum Ziel war nicht weit. Außerdem wussten sie, wo sie hinzugehen hatten, denn der Verkäufer mit seinem Schmuck saß immer am selben Platz.
    Auch jetzt hatte er seine Kiste wieder an eine Wegkreuzung gestellt. Er hockte darauf wie eine Figur oder ein Modell, das gemalt werden sollte. Er trug eine dunkle Brille mit kreisrunden Gläsern.
    Seinen flachen Schmuckkoffer hatte er auf die Knie gelegt. Er war geschlossen, und der Verkäufer öffnete ihn nur auf den Wunsch eines Kunden hin.
    Kurz vor dem Ziel wollte Alice kneifen. »Nein, lass uns wieder zurückgehen. Die Brosche ist bestimmt zu teuer.«
    »Vielleicht. Aber ansehen kostet nichts – oder?«
    »Wenn du das so siehst, bin ich einverstanden.«
    »Toll.«
    Der Verkäufer hatte die beiden Frauen bereits gesehen. Die Mutter mit den dunklen kurzen Haaren und die Tochter, die von der

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