1395 - Kampfkommando Ragnarök
bei den goldenen Pantoffeln, die ihre schmalen Füße bedeckten. Dann wanderte sein Blick zu der silbernen Halskette aus winzigen Dreiecken.
Etwas stimmte hier nicht!
Sicher war Hirdal nur eine körperliche Vision, aber sie war gegenwärtig. Was nicht stimmte, war etwas ganz anderes. Galbraith Deighton war ein Mann. Und ein Mann pflegte nun einmal auf weibliche Reize zu reagieren.
Hirdal aber wirkte nicht, obwohl sie den Träumen eines Mannes entstanden sein könnte. Sie übte keine gefühlsmäßige Anziehungskraft aus.
Der Gefühlsmechaniker, in solchen Dingen bestens bewandert, schloß daraus, daß es sich um kein reales Wesen in dieser gezeigten Figur handeln konnte.
Seine Verärgerung über Berinsor und die Nakken flammte wieder auf.
Hirdals Finger schien zu sprühen. Der Terraner verspürte einen heißen Strom in seinem Kopf und erkannte plötzlich etwas, das er eigentlich längst wußte. Es war ihm nur unmöglich gewesen, es in Worte zu fassen: Versuche nicht, die Nakken zu verstehen oder sie gar für deine Belange zu interessieren. Ob die Materiewippe, die ihr Urian nennt, fertiggestellt wird oder nicht, ist für die Nakken ohne Interesse. Es ist für sie so belanglos wie jeder Atemzug, den du tust. Sie konzentrieren sich schon jetzt, wo sie in das aktuelle Geschehen verwickelt sind, auf eine ganz andere Aufgabe. Sie erleben das Heute am Rand und ohne gefühlsmäßige Bindung. Ihre Aufgabe liegt in der Zukunft. Und wenn sie so etwas wie Gefühle haben, woran ich nicht zweifle, dann befinden sich diese bereits in der Zukunft. Ihre Aufgabe liegt weit über den Maßen und Formen, in denen du dir die Zukunft vorstellst. Sie überschreitet die Ebene der Wirklichkeit, die du dir in deinen bescheidenen Träumen und Gedanken ausmalst. Diese Aufgabe der Nakken ist anders. Ganz anders.
Der erste Traum!
Sekunden später wurden ihm die anderen Träume bewußt. Er hörte von den beiden Zataras. Er registrierte die Andeutung, daß er vielleicht über 500 Jahre seines Lebens verlieren würde.
Er vernahm zum erstenmal den Gedanken, daß die Menschheit auf ES verzichten solle und ES auf die Terraner. Und daß die Zeit der Reife eine viel tiefere Bedeutung haben könnte.
Er vernahm den Frevel, aber er verstand diesen nicht.
Er hörte die deutliche Warnung. Er mußte erkennen und selbst das Heft in die Hand nehmen. Ur amm Taloq war nach diesen Mitteilungen nur zu nehmen, wenn er selbst erkannte und selbst handelte.
Es lag an ihm. Und damit auch an Perry Rhodan, Atlan, Julian Tifflor und den vielen anderen Getreuen, die sehr lange unter der Regie der Superintelligenzen gehandelt hatten.
Alle? Nein! Besonders Perry und Atlan hatten sich schon gegen die Bevormundung aufgelehnt. Vielleicht kam jetzt die Zeit, wo sie dies endgültig tun konnten, um wieder zu sich selbst zu finden. „Warum wendest du dich gerade an mich, Hirdal?" fragte Galbraith Deighton, als er seine Überlegungen vorerst abgeschlossen hatte. „Du bist hier. Du bist aktiv. Ich will es sein. Erkennst du mich? Weißt du, was ich bin?"
„Drei Striche und ein Kreis", antwortete der Terraner. „Die falsche Alexandra Alexoudis war selbst neugierig. Sie wollte wissen, was da in meinem Kopf herumspukte und sich ankündigte. Sie hat mir die Wahrheit verschwiegen. Es war natürlich das Symbol ESTARTUS. Das werde ich mir noch beweisen. Ich habe deine Botschaft erst jetzt verstanden. Du bist nicht real in meinem Sinn. Du besitzt keine Aura. Du bist eine Manifestation, ein gemachtes Bild von kurzer Lebensdauer."
„Wer ist mein Ursprung?"
„Du hast mir selbst gesagt, daß ich denken und handeln soll. Das tu' ich. Und deshalb fällt mir die Antwort leicht. Du bist eine Manifestation der Superintelligenz ESTARTU."
Hirdals Lächeln verriet volle Zustimmung. Sie schüttelte leicht den Kopf in einer ganz menschlichen Geste und sagte dann: „Vor langer Zeit, vor rund 50.000 Jahren, gelangte ESTARTU, als sie die zwölf Galaxien verlassen hatte, nach Tarkan. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie dort die dunklen Mächte zu spüren bekam, die hier die Geschicke zu lenken versuchten. Ich spreche von dem Herrn Heptamer und seinen sechs Fürsten.
Sieben Wesen, von denen jedes allein ESTARTU Paroli bieten konnte. ESTARTU erkannte sehr bald, was die Ziele des Hexameron waren. Sie gehen noch heute weit über das hinaus, was den Austausch von Abermilliarden von Sternenmassen verschiedener Universen betrifft. Sie erkannte aber nicht die ganze Wahrheit, und sie kennt sie
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