1399 - Ich, der Henker
dem Dunkel des Parkplatzes Justine Cavallo auf uns zukommen.
Sie klatschte in die Hände. Es war ihre Art, ihren Triumph zu zeigen!
***
Auch ich hätte am liebsten geklatscht, nur nicht in die Hände, sondern in das Gesicht der blonden Bestie, weil nur sie die Verantwortung für den Tod der Person trug, die wir unter dem Auto gefunden hatten.
Sie hatte ihren Spaß, und sie klatschte nicht nur in die Hände, sie fing auch an zu lachen und freute sich wie ein kleines Kind.
Das Lachen und das Klatschen hörte auf, als sie vor uns stehen blieb.
Sie bedachte Purdy Prentiss mit einem Nicken – die beiden kannten sich –, und mich sprach sie an.
»Lange nicht gesehen, John.«
»Ich habe dich nicht vermisst.«
»Na, na, nun mal langsam. Vergiss nicht, dass wir auf einer Seite stehen, John. Gemeinsam haben wir doch schon einiges erreicht. Oder nicht?«
»Was willst du?«
Justine deutete auf den toten Körper am Boden. »Ist sie nicht ein prächtiges Geschenk für dich gewesen?«
Ärgerlich schüttelte ich den Kopf. »Sie ist kein Geschenk gewesen, das weißt du. Sie war für dich eine Beute. Du hast ihr Blut getrunken und sie uns überlassen, damit ich das erledige, was sonst du tust.«
»Das gebe ich zu.«
»Wunderbar. Und warum hast du das getan?«
»Das ist leicht zu erklären, John. Ich hätte sie auch woanders drapieren können. Diesen Platz habe ich bewusst ausgesucht. Das hatte Gründe.«
»Und welche?«
»Sie war keine normale Frau«, erklärte Justine.
»Ach…«
»Ja, John. Sie war eine Hexe. Ja, eine Hexe, und sie stammt auch nicht von dieser Welt. Ich habe sie woanders hergeholt.«
»Aus Assungas Dunstkreis?«
»Kann man so sagen. Aber lass mich ausreden. Sie stammt aus der Vampirwelt.«
Das war eine Eröffnung, mit der ich nicht gerechnet hatte. »Heißt das, dass die Vampirwelt bereits von den Hexen besetzt ist?«
»Ja und nein. Einige haben sie erreicht. Sie sind gewissermaßen die Vorhut.«
»Und du bist in die Welt eingedrungen? Einfach so?«
»Nicht einfach so. Ich drang in sie ein, weil man mich darum gebeten hat. Ich erhielt einen Anruf von einem alten Freund, der wieder gewisse Kontakte knüpfen will.«
»Mallmann!«
»Richtig, John.«
»Dann hat er seine Niederlage überwunden?«
Justine nickte mir zu. »Genau das. Er hat sie überwunden. Frantisek Marek hat alles versucht, aber er hat es nicht geschafft, Dracula II zu killen. Und der widmet sich jetzt wieder seinen eigentlichen Aufgaben!«
»Die Rückeroberung der Vampirwelt, nicht wahr?«
»So ist es.«
Ich nickte vor mich hin, ohne etwas zu sagen. Es war klar, dass sich die Dinge so entwickeln mussten. Die Verhältnisse hatten sich verändert. Es gab den Schwarzen Tod nicht mehr, der über diese verdammte Welt geherrscht hatte. Aber es gab Mallmann, und der wollte wieder an die Spitze. Er war niemand, der aufgab, solange er einen Weg sah, wieder nach oben zu kommen. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, wieder in seine Welt einzutauchen, wenn es da nicht die Schattenhexe Assunga gegeben hätte, die ebenfalls Interesse an dieser Welt zeigte. Sie und ihre Hexen brauchten einen Ort, an dem sie sicher waren, und da hatten sie sich eben die Vampirwelt ausgesucht.
Möglicherweise hatte Assunga auch daran gedacht, sie mit Mallmann zu teilen. Das aber hätte er nie zugelassen. Er wollte alles.
Durch das Herbeischaffen der Hexe, die zur Vampirin geworden war, hatte mir die blonde Bestie auf drastische Art und Weise klargemacht, dass der Zweikampf wieder entbrannt war.
Eine Hexe…
Eine Hexe, die durch Justines Biss zur Vampirin geworden war und die ich vernichtet hatte…
Hexen gegen Vampire – Vampire gegen Hexen!
Und Justine hatte dafür gesorgt, dass ich in diesen Kampf bereits eingegriffen hatte!
Trotzdem herrschte ich sie an: »Was soll das alles, Justine? Warum bist du gekommen? Warum hast du…«
Sie ließ mich nicht ausreden. »Ich will dich ins Boot holen«, erklärte sie. »Du sollst mitmachen!«
»Wobei?«
Sie zeigte auf die Tote. »Sie war eine Hexe, John, bevor ich sie gebissen habe. Danach wurde sie zur Vampirin. Jetzt frage ich dich: Was ist dir lieber – Hexen oder Vampire? Was ist deiner Meinung nach gefährlicher für die normalen Menschen?«
»Vampire«, sagte ich. »Kreaturen wie du!«
»Damit hast du schon eine Entscheidung getroffen, John.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe noch immer nicht, was du willst, Justine!«
»Ich möchte, dass jemand nicht zu mächtig wird, und das ist
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