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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenig, hatte sich aber so in der Gewalt, daß er in ruhigem Ton sagen konnte:
    „Der Kirchhof der Engländer? Was geht er mich an? Ich bin kein Inglis. Du aber sprachst von einem Strick um meinen Hals. Ich habe mit dir nichts zu schaffen und werde es Hassan Ardschir-Mirza sagen. Dieser mag dich unterweisen, wie du mich zu behandeln hast.“
    „Sage es ihm oder sage es ihm nicht, das ist mir gleichgültig, denn ich werde dich auf alle Fälle so behandeln, wie du es verdienst.“
    Unsere laute Unterredung hatte die Schläfer geweckt. Die Vorbereitungen zum Aufbruch waren getroffen, und dann setzten wir im Kurierschritt unsere Reise fort. Ich sah während des Rittes Selim Agha sehr eifrig auf Hassan Ardschir einsprechen, und bald darauf blieb dieser bei mir zurück.
    „Emir, erlaubst du mir, mit dir über Selim zu reden?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Du liebst ihn nicht?“
    „Nein.“
    „Aber du möchtest ihn doch nicht beleidigen!“
    „Er hat die Beleidigung hingenommen, ohne sich zu verteidigen; ich habe ihm also kein Unrecht getan.“
    „Ist es ein Grund, aufgehangen zu werden, wenn einem sein Pferd fortläuft?“
    „Nein. Aber ein Grund zum Gehängtwerden ist es, wenn einer fortreitet, um mit Leuten zu verkehren, welche seine Gefährten überfallen sollen.“
    „Emir, ich habe schon bemerkt, daß deine Seele krank und dein Leib müde ist; darum sieht dein Auge alles schwarz, und deine Rede ist bitter wie die Medizin der Aloe. Du wirst wieder gesund werden und deinen Irrtum erkennen, denn dein Urteil ist gerecht gewesen, so lange ich dich kenne. Selim ist mir treu gewesen seit vielen Jahren; er wird es bleiben, bis Allah ihn von der Erde beordert.“
    „Und sein Schleichen nach dem Kirchhof der Engländer?“
    „War ein Zufall; er hat es mir vorhin erzählt. Der Abend war so schön, und er ging spazieren; er kam zum Friedhof, ohne zu wissen, daß sich Leute dort befanden. Es waren friedliche Wanderer, welche von Räubern erzählten und dabei allerdings auch von Beute sprachen. Ich habe dir bereits gesagt, daß mich dies nicht irre machen kann.“
    „Glaubst du wirklich, daß ihm heut sein Pferd entflohen ist?“
    „Ich zweifle nicht daran.“
    „Und glaubst du, daß Selim Agha der Mann ist, ein entflohenes Pferd im Dunkeln zu finden?“
    „Warum nicht?“
    „Auch wenn es sehr weit entwichen ist? Das Tier war ganz mit Schaum und Schweiß bedeckt.“
    „Er hat es zur Strafe sehr scharf angestrengt. Ich bitte dich, ihn besser zu beurteilen, als bisher!“
    „Das soll geschehen, wenn er sich bestrebt, weniger heimlich zu tun, als bisher.“
    „Ich werde es ihm befehlen. Du aber bedenke, daß der Mensch sich irrt; nur Allah allein ist allwissend!“
    Mit dieser Ermahnung schloß er unsere Unterhaltung.
    Was sollte ich tun, oder vielmehr, was konnte ich tun? Ich war vollständig überzeugt, daß dieser Selim irgendeine Spitzbüberei im Schilde führte; ich war überzeugt, daß er heut nacht mit den Männern zusammengekommen war, mit denen er im Friedhof der Engländer gesprochen hatte. Wie aber wollte ich das beweisen? Ich war matt; ich hatte das Gefühl, als ob meine Knochen marklos und hohl geworden wären, und als ob mein Kopf eine große Trommel sei, auf welcher dumpf gewirbelt würde; ich merkte, daß meine Willenskraft langsam schwand und ich gleichgültig gegen Dinge ward, die sonst meine ganze Tatkraft herausgefordert hätten. Daher nahm ich auch die Bitte Hassan Ardschirs, welche einer Zurechtweisung ähnlicher war als einer Anerkennung, gleichmütig hin und nahm mir nur vor, im stillen so viel wie möglich auf der Hut zu sein.
    Unsere Tiere trugen uns schnell über den ebenen Boden dahin. Die Pilger, an denen wir vorüber kamen, mehrten sich; die Odeurs sans parfum wurden immer unerträglicher, und noch am Vormittag sahen wir die lange Linie der Karawane am westlichen Horizont auftauchen.
    „Umreiten wir sie?“ fragte ich.
    „Ja“, antwortete Hassan, und auf einen Wink von ihm bog der Führer zur Seite, um uns aus der Spur des Zuges zu bringen.
    Bald befanden wir uns allein im freien Feld, und die Luft war reiner geworden, und wir atmeten sie mit Wonne ein. Der schnelle Ritt hätte mir gefallen können, wenn uns nicht so sehr viele Gräben und Kanäle den Weg versperrt hätten. Bei meinem Kopfschmerz verursachte mir das Passieren dieser Hindernisse nicht geringe Pein, und ich war froh, als wir gegen Mittag absaßen, um die größte Tageshitze vorübergehen zu lassen.
    „Sihdi“, sagte

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