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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Azdarani – du bist ein Geizhals, du bist fünf Geizhälse, du bist hundert Geizhälse, du bist tausend Geizhälse, du bist hunderttausend Geizhälse!“
    Er trat meinen Piaster mit Füßen, spie darauf und zeigte eine Wut, vor welcher man sich unter andern Umständen hätte fürchten müssen.
    „Sihdi, was heißt Azdar?“ fragte mich Halef.
    „Geizhals.“
    „Allah 'l Allah! Und wie heißt ein recht dummer, alberner Mensch?“
    „Bisaman.“
    „Und ein recht grober Flegel?“
    „Dschaf.“
    Da drehte sich der kleine Hadschi zu dem Perser hin, hielt ihm die flache Hand emporgerichtet entgegen, wischte sie am Bein ab, eine Gebärde, welche für die größte Beleidigung gilt, und rief: „Bisaman, Dschaf, Dschaf!“
    Auf diese Worte öffneten sich die rhetorischen Schleusen des Schiiten auf eine Art und Weise, daß wir alle Reißaus nahmen. Der ‚heilige Märtyrer‘ befand sich im Besitz von Schimpfwörtern und Drastika, welche man unmöglich wiedergeben kann. Wir beugten uns vor seiner Überlegenheit und ritten weiter.
    Die Luft, in welcher wir uns bewegten, wurde nicht besser. Wir konnten ganz genau die Spuren der Todeskarawane erkennen, und weithin zur Seite zeigten zahlreiche Fuß- und Hufeindrücke, daß die militärische Eskorte, welche ihr von Bagdad aus zur Schutzwehr gegen Räuber mitgegeben wird, sich der Ausdünstung der Särge wegen in vorsichtiger Entfernung gehalten hatte.
    Ich schlug Hassan Ardschir vor, den Karawanenweg zu verlassen und in genügender Entfernung parallel mit ihm zu reiten; aber er ging nicht darauf ein, da es ein großes Verdienst der Pilger sei, in dem ‚Odem der Abgeschiedenen‘ zu reisen. Zum Glück erreichte ich wenigstens so viel, daß wir, als wir abends an einen Khan gelangten, in welchem der Pilgerzug gerastet hatte, dort nicht übernachteten, sondern entfernt davon in einem breiten Kanal unser Lager aufschlugen.
    Wir befanden uns in einer gefährlichen Gegend und durften uns vom Lager nicht entfernen. Bevor wir alle uns schlafen legten, wurde beschlossen, morgen in einem Eilritt die Karawane zu überholen, Hilla zu erreichen und am ‚Turm zu Babel‘ das Nachtlager aufzuschlagen. Dann wollte Hassan Ardschir die Leichenkarawane vorüberlassen, um sie später wieder zu erreichen, während wir andern seine Rückkehr erwarten sollten.
    Ich war sehr müde und fühlte einen dumpfen, bohrenden Schmerz im Kopf, obgleich ich Kopfschmerzen sonst niemals ausgesetzt gewesen bin. Es war, als ob ein Fieber im Anzug sei, und daher nahm ich eine Dose Chinoidin, welches ich mir nebst einigen andern auf der Reise notwendigen Medikamenten in Bagdad gekauft hatte. Ich konnte trotz der Müdigkeit lange keine Ruhe finden, und als ich endlich einschlief, wurde ich von häßliche Traumbildern beunruhigt, welche mich immer wieder weckten. Einmal war es mir, als hörte ich den gedämpften Schritt eines Pferdes, aber ich lag noch halb im Schlummer und glaubte, es sei noch im Traum.
    Endlich trieb mich die Unruhe vom Lager empor, und ich trat vor das Zelt. Der Tag begann zu grauen; im Osten lichtete sich bereits der Horizont, und in jenen Gegenden dauert es nur kurze Zeit bis zur vollen Helle. Ich musterte den Gesichtskreis und bemerkte nach Morgen hin einen Punkt, welcher sich schnell vergrößerte. Schon in zwei Minuten konnte ich einen Reiter erkennen, der sich uns schnell näherte. Es war – Mirza Selim Agha. Sein Pferd dampfte, als er absprang; er selbst aber schien sehr verlegen, als er mich bemerkte. Er grüßte kurz, hing sein Pferd an und wollte dann an mir vorüber.
    „Wo warst du?“ fragte ich ihn kurz, aber nicht unfreundlich.
    „Was geht es dich an!“ antwortete er.
    „Sehr viel. Männer, welche in einer so schlimmen Gegend miteinander reisen, sind sich Auskunft schuldig.“
    „Ich habe mein Pferd geholt.“
    „Wo war es?“
    „Es hatte sich losgerissen und war entflohen.“
    Ich trat hinzu und untersuchte den Strick.
    „Diese Fessel hat keine Riß erlitten!“
    „Der Knoten hatte sich gelöst.“
    „Danke Allah, wenn der Knoten, den man einmal um deinen Hals legen wird, auch nicht besser hält!“
    Ich wollte mich von ihm wenden, aber er trat hart an mich heran und fragte:
    „Was sagst du? Wie meinst du das? Ich verstehe dich nicht.“
    „So denke darüber nach!“
    „Halt, du darfst so nicht fortgehen; du mußt mir sagen, was du mit deinen Worten gewollt hast!“
    „Ich wollte dich an den Kirchhof der Engländer in Bagdad erinnern.“
    Er verfärbte sich ein

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