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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sollte ich den Reichtum haben, ich, der ausgepeitschte Beamte? Auch Afrak Ben Hulam aus Adrianopel wurde gesackt, denn einer meiner Leute hatte viel Geld bei ihm gesehen. Man brachte mir die Briefe, welche er bei sich trug; ich öffnete sie vorsichtig, und als ich den Inhalt sah, beschloß ich, an seiner Stelle nach Damaskus zu gehen und den Laden auszuplündern, sobald die Zeit dazu gekommen sei. Da aber kamst du, Giaur, und ich mußte mich mit wenigem begnügen. Der Scheïtan öffne dir dafür den heißesten Pfuhl der Dschehennah!“
    „Du hast selbst das wenige wieder verloren!“
    „Ich bekomme es wieder; du wirst es sehen. Aber das soll auch das letzte sein, was du auf Erden erblickst. Ich werde dich dann hier an einen Ort schaffen, von welchem keine Wiederkehr ist. Ich kenne diesen Ort, denn wisse, daß ich in Sorheïr geboren wurde. Mein Vater lebte in diesen Gängen, als der Pascha von Ägypten nach Syrien kam und Männer und Söhne in die Reihen seiner Krieger steckte. Ich war ein Knabe; ich war bei ihm; wir durchschlichen die Finsternis und durchforschten das Dunkel; wir lernten jeden Winkel dieser Tiefe kennen, und ich kenne den Ort, wo deine Leiche faulen wird, wenn du nach langer Qual verschmachtet bist.“
    „Allah kennt ihn ebenso!“
    „Aber Allah wird dir nicht helfen, Giaur! So fest, wie dich jetzt die Fesseln halten, so fest wird dich das Verderben fassen, dem ich dich bestimmt habe. Dein Tod ist besiegelt.“
    „So sage mir zu dem allen noch, wo sich jener Barud el Amasat befindet, welcher Senitza als Sklavin an dich verkaufte!“
    „Das wirst du nicht erfahren!“
    „Siehst du, Feigling! Wüßtest du gewiß, daß ich hier sterben würde, so könntest du mir dies ruhig sagen!“
    „Nicht deshalb schweige ich; du sollst keinen Wunsch mehr haben, welcher Erfüllung findet. Jetzt schweige! Ich werde schlafen, weil die Nacht neue Kräfte von mir fordern wird.“
    „Du wirst nicht schlafen können, denn dein Gewissen läßt dich niemals ruhen.“
    „Ein Giaur mag ein Gewissen haben; ein Gläubiger verachtet es!“
    Ich hörte an dem Rascheln seiner Kleider, daß er sich zum Liegen ausstreckte. Wollte er wirklich schlafen? Unmöglich! Oder sollte dies eine neue Qual für mich bedeuten? Wollte er mit mir spielen, wie der Knabe mit dem Käfer an der Schnur?
    Ich beobachtete ihn scharf. Nein, er wollte nicht schlafen. Er schloß zwar die Augen, aber wenn er sie öffnete, um nach mir zu sehen, so geschah dies nicht müd und schläfrig, sondern ich sah die runden Stellen mit Anstrengung auf mich gerichtet. Er hätte ja nicht schlafen können, sobald er nur an die Art und Weise dachte, wie er mich gefesselt hatte. Er hatte mir etwas um die beiden Fußknöchel und etwas um die Handgelenke gebunden, und da ich die Arme vorn hatte, so konnte ich mit Bequemlichkeit bis zu den Füßen langen.
    Hätte ich nur ein Messer gehabt! Aber er hatte mir ja die Taschen ausgeleert. Welch ein Glück übrigens, daß ich nur das Messer und die zwei Revolver bei mir getragen hatte! Mußte ich wirklich hier elend umkommen, so erbte doch wenigstens Halef die Waffen, anstatt daß sie diesem Menschen in die Hände fielen.
    Aber umkommen! War es denn wirklich so weit? Vermochte ich mich nicht zu wehren? Da ich die Arme ein wenig rühren konnte, war es ja nicht unmöglich, ihm ein Messer zu entreißen. Wenn ich das fertig brachte und es mir dann gelang, nur fünf Sekunden lang mich von ihm frei zu machen, so war ich gerettet. Und das mußte bald geschehen. Es war seit meinem Eintritt in den Gang gewiß eine sehr lange Zeit vergangen, und wie leicht konnte es ihm einfallen, mich doch noch zu erschießen, um meines Todes gewiß zu sein, was aber nicht der Fall war, wenn er mich, obgleich gebunden, hier zurücklassen mußte.
    Ich überlegte. Konnte ich mich sachte zu ihm beugen und mit den Spitzen meiner Finger möglichst leise in seinem Gürtel nach dem Griff seines Messers suchen? Das war unmöglich. Oder mich auf ihn werfen und ihn mit den Händen erwürgen? Ich konnte ja meine Hände nicht so weit auseinander bringen, als nötig ist, einen starken Männerhals zu umfassen. Oder sollte ich meine Füße als Angriffswaffe benützen? Vielleicht mit ihnen seine Schläfe zu treffen suchen? Auch das ging nicht, denn wenn ich die rechte Stelle nicht traf, so war alles verloren. Gleich der erste Griff mußte mich zu einem Messer bringen, sonst war jede Mühe und jedes Wagen umsonst.
    Darum versuchte ich es, mich leise, ganz leise

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