Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
des Großherrn. Im weiteren Verlauf der Unterhaltung tat es ihm förmlich leid, daß er uns nicht einen direkten Nutzen bringen könne, da wir ihn baten, für Verschwiegenheit zu sorgen und uns dann im übrigen gewähren zu lassen.
    „Seid froh, daß ihr zu keinem andern Kodscha Pascha gekommen seid!“ sagte er. „Wißt ihr, was ein anderer täte?“
    „Wir bitten dich, es uns zu sagen!“
    „Er würde euch das Gold und die Steine abverlangen, um zu entscheiden, wem es gehören solle. Es muß doch erwiesen werden, daß wirklich ein Diebstahl vorliegt, daß die Sachen wirklich die gestohlenen seien und daß die beiden Parteien in Wahrheit der Dieb und der Bestohlene sind. Darüber vergeht eine lange Zeit, und während so langer Zeit kann sich vieles verändern, auch Gold und Steine.“
    Er hatte recht. Jacub konnte sich gratulieren, an einen so ehrlichen Mann gekommen zu sein. Der Kodscha bat uns, ihm unsere Pferde anzuvertrauen, sie aber einzeln zu bringen, damit alles Auffällige vermieden werde, und dann entfernte er sich, nachdem er uns noch vorher vor den unterirdischen Gängen und Gewölben gewarnt hatte, in denen man leicht verunglücken könne.
    Diese Gänge hatten zur Zeit der ägyptischen Invasion verschiedenem Gesindel zum Schlupfwinkel gedient, und wohl heute noch kam es vor, daß sich einer dort verbarg, welcher Ursache hatte, sich nicht sehen zu lassen.
    Jacub hatte sein Pferd bereits bei dem Kodscha Pascha zurückgelassen. Wir sattelten nun auch unsere Pferde ab und schafften sie nach und nach zur Stadt. Die Stadt ist klein und hat ein um so verkommeneres Aussehen, als die Ruinen, bei welchen sie steht, imponieren müssen. Die Bewohner treiben ein wenig Seidenzucht und sind außerdem durch ihre schönen Pferde und Maulesel bekannt.
    Das Haus des Bürgermeisters war eines der besten Gebäude, und der Stall, in welchen er die Pferde führen ließ, befriedigte unsere Ansprüche vollständig. Wir saßen einige Zeit beisammen, und dann kehrte ich zurück, aber nicht auf dem Weg, welchen ich gekommen war. Ein einzelner Mann konnte dem entflohenen Dieb, falls er ja Spähe hielt, nicht auffällig sein, und darum wanderte ich langsam durch die Ruinen, mich ganz dem Eindruck überlassend, den sie auf mich machten.
    Welch ein Unterschied zwischen dem Geschlecht, das solche Massen zu überwältigen verstand, und demjenigen, dessen Hütten da hinter mir an den Trümmern lehnten!
    Jetzt sah ich Schlangen zwischen den Säulen dahinhuschen, ein Chamäleon blickte mich neugierig an, und hoch droben in den Lüften schwebte ein Turmfalke, der sich in einer Schneckenlinie auf einer der aufrechtstehenden Säulen niederließ. Er horstete da.
    Halt, war da drüben nicht eine Gestalt vorübergehuscht, schnell und geschmeidig, wie der Schatten einer Wolke? Es war jedenfalls Täuschung, aber ich schritt langsam der Stelle zu, an welcher ich den Schatten erblickt hatte.
    Hinter der Doppelsäule öffnete sich da eine tunnelartige Aushöhlung, welche eine gewisse Neugierde in mir erweckte. Wie mochte es in einem dieser Gänge beschaffen sein, in denen beim Glanz düsterer Fackeln die Opfer Baals dahingeschlachtet wurden? Es konnte nicht schaden, einige Schritte in den Gang zu tun. Wenn ich nur so weit ging, als das Licht des Tages reichte, so konnte mir ja unmöglich ein Unglück geschehen.
    Ich trat in die Öffnung und tat einige Schritte weiter. Der Gang war so breit, daß vier Personen nebeneinander Platz hatten; die Decke wurde von mächtigen Bogen getragen, und die Luft war rein und vollständig trocken. Ich schaute und horchte in die mächtige Finsternis hinein, und meine Phantasie malte sich den Schreck aus, welchen ich empfinden müsse, wenn da hinten plötzlich Lichter auftauchten und Sonnendiener hervorbrächen, um mich zu packen und zu den Opfern Molochs zu gesellen.
    Ich kehrte mich wieder dem Eingang zu. Wie anders da draußen das helle warme Tageslicht! Im Glanz der Sonne muß – – – halt, knisterte es nicht hinter mir? Ich wollte mich umwenden, erhielt aber in diesem Moment einen fürchterlichen Schlag gegen den Kopf. Ich weiß noch, daß ich taumelte und die Arme nach dem Mann ausstreckte, welcher den Hieb geführt hatte; dann aber wurde es schwarz um mich.
    Wie lange ich ohne Besinnung gewesen bin, weiß ich nicht. Sie kehrte zurück, nur langsam und allmählich, denn es bedurfte einiger Zeit, ehe ich mich dessen erinnerte, was mit mir geschehen sei. Ich lag an der Erde; meine Füße waren

Weitere Kostenlose Bücher