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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verbreitete, und zwängte mich hinaus.
    Gott sei Dank! Ich war befreit! Aber ich stand auf einer ganz anderen Seite des Sonnentempels. Jetzt war Eile notwendig, wenn wir den Mann fassen wollten, denn die Sonne stand bereits am Horizont. Ich eilte also um den Tempel herum dem Ort zu, an welchem sich die Freunde befanden.
    Als ich dort anlangte, wurde ich mit stürmischen Fragen begrüßt. Man hatte mich vermißt und gesucht, aber nicht gefunden. Jetzt war sogar der Kodscha Pascha gekommen, um seinen Beistand anzubieten, wenn man mich suchen wolle.
    Ich erzählte mein seltsames Erlebnis und erregte dadurch ebenso große Bestürzung wie Freude.
    „Allah sei Dank! Wir haben ihn!“ rief Jacub. „Auf, laßt uns in den Gang gehen, ihn zu fangen!“
    Die Anwesenden griffen alle zu ihren Waffen.
    „Halt!“ meinte der Kodscha Pascha. „Wartet, bis ich in die Stadt gegangen bin, um mehr Männer zu holen.“
    „Wir sind Männer genug!“ rief Halef.
    „Nein“, antwortete der Kodscha. „Diese tiefen Gänge haben ihre Geheimnisse. Da gibt es Aus- und Eingänge, welche ihr nicht kennt. Wir brauchen wenigstens fünfzig Mann, um die Ruinen zu umstellen.“
    „Wir sind neun Männer; das ist genug!“ behauptete Jacub. „Was sagst du dazu?“
    Diese Frage war an mich gerichtet. Auch ich hielt es für das beste, schnell zu handeln; ebenso auch Lindsay, als ich ihm die Lage der Dinge erklärte. Und so wurde denn beschlossen, sofort an das Werk zu gehen.
    „Aber wie steht es mit der Beleuchtung?“ fragte ich.
    „Ich hole Licht“, sagte der Kodscha Pascha.
    „In der Stadt? Das währt zu lange!“
    „Nein, ganz in der Nähe. Da drüben in den Ruinen wohnt ein Panbukdschi (Baumwollfärber), der mehrere Lampen hat.“
    Er eilte fort, während wir den Feldzugsplan verabredeten.
    Sowohl der Eingang, durch welchen ich getreten war, als auch der Ausgang, durch welchen ich den Gang verlassen hatte, mußte besetzt werden. Bei den Sachen mußte auch jemand bleiben; das erforderte wenigstens drei Personen. Am Ausgang genügte eine Person, da wir dort ja in die Tiefe stiegen und dem Gesuchten nach dieser Richtung die Flucht fast unmöglich machten; aber an der Doppelsäule, bei der ich eingetreten war, hielten wir zwei Personen für nötig. Dies waren mit dem einen, der, wo nicht gar zwei, bei unsern Effekten zu bleiben hatte, vier Personen. Es waren also die übrigen vier oder fünf, welche hinabsteigen und den Dieb bewältigen sollten.
    Wie nun diese Rollen verteilen? Ich mußte jedenfalls mit hinab; da Halef ein guter Anschleicher war, so wählte ich diesen zum Begleiter, dazu den Kodscha Pascha, seiner amtlichen Eigenschaft wegen. Als vierter bot sich Lindsay an. Ich wies ihn ab, da ich wünschte, daß er bei den Sachen bleiben möge. Es galt ja, die Kostbarkeiten zu bewachen, um deren willen wir das alles unternommen hatten; aber er gab nicht nach, und die andern redeten mir zu, so daß ich einwilligen mußte.
    Zurückbleiben mußte Jacub, weil die Pretiosen ihm gehörten, nebst Lindsays Diener. An die Doppelsäule sollten sich die beiden Irländer und an den Ausgang der Diener Jacubs stellen. Den Besitzer von Jacubs Mietpferden konnten wir nicht verwenden, weil er sich in der Stadt bei den Tieren befand.
    So war denn die Einteilung getroffen. Ich steckte meine Pistolen zu mir, als einzige Waffen, welche ich nebst dem Messer mit mir nahm; Bill erhielt den Henrystutzen, und Fred meine Büchse; dann wurde einem jeden sein Posten übergeben. Es war seit meiner Rückkehr immerhin eine halbe Stunde vergangen, als ich wieder vor dem Wacholdergebüsch stand. Der Kodscha Pascha und Lindsay trugen die Lampen, allerdings noch unangezündet, und ich stieg mit Halef voran. Unten an den Stufen ließen wir alle unsere Fußbekleidungen zurück; dann schlichen wir vorwärts.
    Ich führte Halef an der Hand. Er streifte drüben mit seiner ausgestreckten Rechten, und ich hüben mit meiner Linken die Wand, so daß uns nichts entgehen konnte. Unangenehm war es, daß bei Kodscha Pascha hinter uns sich zuweilen ein leises Knacken seiner Zehenknöchel hören ließ.
    Wir erreichten die Kreuzung der zwei Gänge. Dort gab ich den zwei uns Nachfolgenden durch einen leisen Stoß das Zeichen, daß sie stehen bleiben sollten, und legte mich dann mit Halef auf den Boden, um zur Stelle zu kriechen, an welcher ich den Gesuchten gelassen hatte. Wir hatten es so ausgemacht, daß ein jeder von uns eine seiner jedenfalls bewaffneten Hände ergreifen solle, worauf

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