14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul
Yes! Aber er wird entkommen!“
„Das wollen wir abwarten.“
Da trat der Kodscha Pascha näher.
„Effendi, erlaubst du mir, euch einen Vorschlag zu machen?“
„Sprich!“
„Dieser Mensch ist sicher in das Gebirge entwischt, wohin ihr ihm nun nicht folgen könnt. Ich aber habe Leute, welche jeden Pfad kennen zwischen hier und dem Meer. Soll ich Boten senden?“
„Ja, Effendi, tue das; es wird dir reichlich belohnt werden.“
„Wohin soll ich schicken?“
„In die Hafenstädte, wo er zu Schiff entfliehen könnte.“
„Also nach Tripoli, Beirut, Saïda, Zor und Akka?“
„Ja, nach diesen fünf Orten, denn der Dieb wird nicht im Land bleiben. Mußt du diesen Boten Briefe mitgeben?“
„Ja.“
„So eile, sie zu schreiben, und senden dann die Leute her, damit sie Reisegeld erhalten.“
„Sie werden von mir bekommen, was sie bedürfen; ihr mögt es mir dann wieder erstatten. Sie würden von euch zu viel verlangen.“
Der ehrliche Mann ging schleunigst in die Stadt. Wir blieben zurück und konnten nichts Besseres tun, als den Gang besichtigen, durch welchen Abrahim ausgebrochen war. Darum brannten wir die Lampen abermals an, ließen die Diener bei den Sachen zurück und kletterten über das Geröll.
Dieser Gang hatte dieselbe Länge wie derjenige, welchen wir vorhin zuletzt durchforscht hatten, und führte auf dieselbe Kreuzung, von welcher aus ich dann mit Halef nach der Doppelsäule gekommen war. Die Sache war höchst einfach, für uns aber nicht vorteilhaft gewesen.
Nach kaum einer Stunde erschien der Kodscha Pascha wieder und brachte vier Reiter mit. Er hatte sie bereits mit Proviant und Geld versehen; doch erhielt jeder von Lindsay noch ein Bakschisch, mit dem sie zufrieden sein konnten. Dann ritten sie ab.
Erst am späten Abend hörten wir draußen den Schritt eines müden Pferdes, und als wir vor den Eingang traten, erkannten wir den zurückkehrenden Jacub Afarah. Er stieg vom Pferd, ließ dasselbe laufen, trat ein und ließ sich stumm auf den Boden nieder. Wir richteten keine Frage an ihn, bis er selbst begann:
„Allah hat mich verlassen! Er hat meinen Verstand verwirrt!“
„Allah verläßt keinen braven Mann“, tröstete ich ihn. „Wir werden den Dieb wieder fangen. Wir haben bereits Boten nach Tripoli, Beirut, Saïda, Zor und Akka geschickt.“
„Ich danke euch! Aber das wäre nicht notwendig gewesen, wenn Allah mich nicht verlassen hätte. Ich hatte ihn ja bereits.“
„Wo?“
„Droben, jenseits des Dorfes Dschead. Er hatte hier in der Hast ein schlechtes Pferd genommen; ich aber bestieg dasjenige des englischen Effendi. Das war besser als das seinige, und so kam ich ihm immer näher, obgleich er einen großen Vorsprung hatte. Wir jagten im Galopp nach Norden zu und brausten durch Dschead. Ich war ihm schon so nahe, daß ich ihn fast mit der Hand erreichen konnte –“
„Hast du nicht geschossen?“
„Ich konnte nicht, weil ich die beiden Läufe bereits abgeschossen hatte. Ich fühlte mich doppelt stark in meinem Zorn; ich wollte ihn im Galopp ergreifen und vom Pferd reißen. Da kamen wir an viele Nußbäume, die am Weg standen. Er glitt vom Pferd, warf sich das Paket auf die Schulter und floh unter die Bäume. Zu Pferd konnte ich nicht folgen, darum sprang auch ich ab. Ich jagte ihn weit; aber er war ein schnellerer Läufer als ich. Er lief einen Bogen, und kehrte zu der Stelle zurück, an welcher die Pferde standen. Er erreichte sie eher als ich und stieg auf des Engländers Pferd, mir aber ließ er das schlechte.“
„Das ist fatal! Nun konntest du ihn nicht einholen?“
„Ich versuchte es, aber es gelang nicht mehr, und es wurde Nacht. Ich kehrte also um, fragte im Dorf nach dem Namen desselben und bin nun hier. Allah lasse einen jeden Stein, den er mir gestohlen hat, zu einem Stein der Trübsal für ihn werden!“
Der brave Mann war wirklich zu beklagen; sein Eigentum zum zweiten Mal zu verlieren, welches er bereits in den Händen gehabt hatte! Ich hielt es für ziemlich sicher, daß Abrahim Mamur nach Tripoli reiten werde, weil er die Richtung über Dschead eingeschlagen hatte. Da wir ihm erst in der Frühe folgen konnten, so war es unmöglich, ihn zu erreichen, ehe er dort anlangte.
Zorniger vielleicht noch als Jacub war Lindsay. Daß dieser Spitzbube just sein bestes Pferd genommen hatte, erboste ihn im höchsten Grade.
„Ich lasse ihn hängen, well!“ sagte er.
„Den, der Euer Pferd genommen hat?“ fragte ich.
„Yes! Wen sonst?“
„So
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