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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aus und gingen dem Lagerplatz zu. Vor dem Loch sahen wir bereits von weitem den englischen Diener unter lebhaften Gebärden mit den beiden Irländern sprechen. Der arabische Diener Jacubs aber stand dabei und verstand sie nicht. Als sie uns bemerkten, kamen sie auf uns zugesprungen.
    „Sir, er ist fort!“ rief Bill schon von weitem.
    „Wer?“
    „Master Jacub.“
    „Wohin denn?“
    „Wo der andere hin ist.“
    „Welcher andere?“
    „Den wir fangen wollten.“
    „Ich verstehe dich nicht. Ich denke, ihr habt ihn!“
    „Wir? Nein. Zu uns ist er nicht gekommen. Aber wir dachten, Master Jacub hätte ihn, weil wir ihn schießen hörten, und darum eilten wir ihm zu Hilfe.“
    „Warum hat er denn geschossen?“
    „Fragt den da!“
    Er deutete auf Lindsays Diener, welcher bei Jacub Afarah zurückgeblieben war, und dieser berichtete uns ein ganz wunderbares und ebenso sehr ärgerliches Ereignis. Er hatte mit Jacub am Eingang des Loches gesessen und daran gedacht, daß wir diesen Abrahim Mamur nun bald bringen würden. Da hatte es plötzlich hinter ihnen zu prasseln angefangen, und als sie hinter sich blickten, hatten sie gesehen, daß der ganze zugeschüttete Hintergrund des Raumes im Zusammenstürzen sei. Sie hatten nichts anderes geglaubt, als daß die ganze riesige Ruine einbrechen werden, und waren schleunigst davongelaufen. Da aber der gefürchtete Zusammensturz nicht erfolgte, so kehrten sie langsam zurück und wollten eben eintreten, um den Schaden anzusehen, als aus dem Loch heraus ihnen ein – – – Reiter entgegenkam; es war Abrahim Mamur. Sie wichen entsetzt zurück, und das benutzte er; er sprengte im Galopp davon. Jacub aber hatte sich rasch wieder gesammelt, raffte die erste beste Flinte auf, zog ein zweites Pferd Lindsays aus dem Loch und ritt dem Flüchtling nach, als er ihm zwei Kugeln ohne Erfolg nachgeschickt hatte.
    Das war ja ganz erstaunlich anzuhören! Fast fiel es mir zu schwer, es zu glauben; aber als wir in das Loch traten, ward uns der Beweis, daß der Erzähler die Wahrheit gesprochen hatte. Mein erster Blick fiel auf die Stelle, an welcher das Paket mit den Etuis sich befunden hatte; es war verschwunden. Zwei Pferde Lindsays fehlten, und zwar war sein eigenes gutes Reitpferd dabei.
    „Ah! Oh! Weg!“ rief Lindsay. „Ihm nach! Schnell! Yes!“
    Er griff nach dem dritten Pferd, ich faßte seinen Arm.
    „Aber wohin, Sir David?“
    „Dem Kerl nach!“
    „Wißt Ihr denn, wohin er ist?“
    „No!“
    „So seid so gut und bleibt hier, bis Jacub zurückkehrt. Von ihm werden wir das Nähere erfahren.“
    „Sihdi, was ist das?“ sagte da Halef, indem er mir ein kleines, viereckiges Papierblatt entgegenhielt.
    „Wo lag es?“
    „Es klebte an dem Pferd.“
    Wirklich, das Papier war noch naß. Es war mit Speichel dem Pferd auf die Stirn geklebt worden und enthielt die türkischen Worte: „Dinle-dim, hop ischit-dim (‚Ich habe gehorcht und alles gehört.‘).“
    Das war stark! Hier in dem Loch selbst hatte Abrahim sicher keine Zeit gefunden, diese Worte zu schreiben; er mußte es bereits früher getan haben.
    Und nun traten wir zur Hinterwand, wo uns denn sofort alles klar wurde. Dieser Gang war nämlich nicht von selbst eingebrochen gewesen, sondern mit Absicht verschüttet worden. Man hatte über seine ganze Breite Bretter empor gerichtet und an denselben den Schutt so natürlich wie möglich aufgetürmt. Unten am Boden war diese Masse wohl zehn Fuß, oben in der Nähe der Decke aber kaum einen Fuß dick gewesen, und dort mochten sich denn gar wohl einige Lücken befunden haben, durch welche man das ganze Loch überblicken und die darin Befindlichen belauschen konnte.
    Von dieser Vorrichtung hatte Abrahim Mamur Kenntnis gehabt, vielleicht von seinem Vater her. Er hatte wohl bemerkt, daß ich ihm entkommen sei, und war dann in diesen Gang geeilt, um uns zuzuhören. Sobald sich nun die beiden Wächter der Schätze allein befanden, hatte er die obere dünne Schicht der Verschüttung durchbrochen, und die unüberlegte Flucht der zwei Männer hatte es ihm möglich gemacht, ohne Kampf mit den Kostbarkeiten und dem Pferd zu entkommen. Dieser Mensch war wirklich ein ganz gefährliches Subjekt!
    Der Engländer stand bei seinen Pferden und sattelte.
    „Diese Arbeit ist überflüssig“, bemerkte ich ihm.
    „O no, sehr notwendig sogar!“
    „Ihr könnt ihm heut ja gar nicht folgen!“
    „Werde ihm aber folgen!“
    „Bei Nacht? Seht Ihr denn nicht, daß es dunkel wird?“
    „Ah! Hm!

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