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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Logis des Bäckers beziehe. Auch Lindsay wollte mitgehen, aber ich mußte ihn zurückweisen, da er mir nur schaden konnte. Er war darüber so erzürnt, daß er erklärte, allein und ohne mich nicht bei Maflei bleiben zu können, und zog auch wirklich am Nachmittag nach Pera.
    Nachdem alles Nötige besprochen worden war, packten wir unsere Waffen zusammen und fuhren nach Baharive Keui, mein Pferd ließ ich natürlich zurück.
    Der Jude erwartete uns in unserer neuen Wohnung. Er hatte sie von seinem Weib nach Kräften reinigen lassen und freute sich königlich, als ich ihm darüber meine Zufriedenheit äußerte. Ich beauftragte ihn, Brot, Kaffee, Mehl, Eier, Tabak, einiges Geschirr und von einem Trödler drei gebrauchte Decken für uns zu besorgen, und als er sich entfernt hatte, konnten wir unbeobachtet unsere Gewehre auspacken. Sie kamen in dasjenige Zimmer, welches außer uns niemand betreten sollte.
    Baruch kehrte bald zurück; sein Weib hatte ihm geholfen. Die Alte glich einer lebendig gewordenen Mumie und lud mich ein, heut zu ihr zum Abendbrot zu kommen. Ich nahm diese Einladung an, da mir die beiden Alten nützlich sein konnten und ich mir deshalb gern ihr Wohlwollen erwerben wollte. Daß mir dies bereits einigermaßen gelungen war, sollte ich schon eher als bei meinem Besuch sehen, denn sie brachten uns freiwillig einige Strohsäcke geschleppt, welche uns als Diwan dienen sollten. Diese Säcke schienen zwar aus lauter Rissen und Löchern zusammengesetzt zu sein, aber Baruch war ja arm, und man sah die Liebe; er hielt uns für mittellos und meinte es gut.
    Als sich die beiden entfernt hatten, machten wir Licht und zündeten unsere Pfeifen an, denn es war unterdessen dunkel geworden. Isla hatte uns eine kleine Blendlaterne mitgegeben, welche uns gute Dienste leisten sollte. Wir besprachen, daß während meiner Abwesenheit Omar an der leise geöffneten Haustür Posto fassen solle, um die Passanten des Nachbarhauses möglichst zu beobachten; Halef sollte in den Hof gehen. Die beiden Häuser waren durch eine dünne Bretterwand voneinander getrennt, wenigstens auf der Hofseite, und wenn der kleine Hadschi sich in den Schuppen stellte, so war zu vermuten, daß er doch vielleicht etwas erlauschen könne.
    Ich sah Baruch, welcher auf der anderen Seite des Hauses wohnte, bereits auf mich warten. Die beiden Leute hatten ganz allein eine Hütte inne, die keinen Besitzer hatte: – ein Fall, der in Stambul nicht selten ist. Man konnte vermuten, daß unsere Einkäufe ihnen einen kleinen Gewinn abgeworfen hatten; sie befanden sich bei ausgezeichneter Laune und empfingen mich mit unterwürfiger Herzlichkeit. Mit unserem Erscheinen war vielleicht eine kleine Hoffnung über ihrem Elend aufgegangen. Die alte Jüdin zeigte eine größere Sauberkeit, als ich vermutet hatte, so daß ich das Wenige, welches mir vorgelegt wurde, so ziemlich mit Appetit genießen konnte, und als ich ihr ein Quantum Kaffee und dem Gemahl einen kleinen Vorrat von Tabak schenkte – beides hatte ich für sie mitgebracht – so waren sie so entzückt, als hätten sie die wertvollste Gabe erhalten.
    Leider beobachtete ich, daß der Kaftan allerdings fast die einzige Bedeckung Baruchs sei; die Hose bekam ich gar nicht zu sehen, und der Jackenärmel, welcher heute abend aus dem Ärmelloch des Kaftans hervorblickte, war auch bereits aus ‚Rand und Band‘ gegangen. Hier konnte mit wenigem geholfen werden, und ich beschloß, es zu tun. Natürlich hatte Baruch mit seinem Juwelen- und Antiquitätengeschäft nur geflunkert, doch war dies nicht in böser Absicht geschehen; diese armen Menschen hatten von einem Piaster und für acht oder zehn Pfennige Brot täglich leben müssen, und ich machte sie ganz glücklich, als ich ihnen erklärte, daß sie die Aufwartung bei uns übernehmen und dafür täglich fünf Piaster erhalten sollten.
    Im Laufe des Gespräches konnte ich mich unauffällig nach meiner anderen Nachbarschaft erkundigen.
    „Effendi“, sagte Baruch, „es wohnen lauter arme Leute hier in dieser Gasse. Manche sind gut und ehrlich, manche aber auch böse und schlimm. Sie sind ein Schreiber und werden hier in dieser Gegend keine Arbeit finden; Sie haben also mit diesen Leuten nichts zu tun, aber dennoch bitte ich Sie, sich ganz besonders vor dem anderen Nachbarhaus in acht zu nehmen.“
    „Warum?“
    „Es ist gefährlich, davon zu sprechen.“
    „Ich bin verschwiegen.“
    „Das glaube ich Ihnen, aber Sie werden vielleicht Ihre neue Wohnung

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