Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
und –“
    „Ist's möglich!“ unterbrach ihn der Gast.
    Aus dem Ton, mit welchem diese zwei Worte ausgestoßen wurden, klang nicht der objektive Abscheu des unbefangenen Zuhörers, sondern der subjektive Schreck des Beteiligten. Ich war jetzt überzeugt, daß dieser Mann der Gesuchte sei, und zum Überfluß flüsterte mir Osco, welcher neben mir stand, leise zu:
    „Er ist es! Ich kann sein Gesicht deutlich sehen.“
    „Dieses Wort aber hat man belauscht“, fuhr Hulam fort, „und ist mit Hilfe desselben in das Haus eingedrungen.“
    Er erzählte nun die Begebenheit, und der Gast hörte ihm mit außerordentlicher Spannung zu. Der letztere fragte, als der Bericht beendet war, mit deutlich vibrierender Stimme:
    „Und war der Usta wirklich erschossen?“
    „Der Usta? Wer ist das? Wer wird so genannt? Ich habe das Wort ja gar nicht ausgesprochen!“
    „Ich meine den Anführer, den du Abrahim Mamur nanntest.“
    Durch die Anwendung des Wortes ‚Usta‘ hatte er sich verraten. Auch Hulam mußte nun wissen, woran er war, doch ließ er sich nichts merken, sondern antwortete ruhig:
    „Nein, er war nicht tot; er hatte sich nur gestellt, als ob er von der Kugel getroffen worden sei. Aber am andern Tag fand er dennoch seinen Lohn. Er wurde von der Galerie des Turmes zu Galata herabgestürzt.“
    „Wirklich? Schrecklich! Da war er tot?“
    „Ja, er und ein Grieche namens Kolettis, welcher auch mit herabgestürzt wurde.“
    „Kolettis? Ïa waïh! Wer hat sie herabgestürzt?“
    „Ein Araber aus Tunis, aus der Gegend des Schott el Dscherid, der eine Blutrache gegen einen gewissen Hamd el Amasat hat. Dieser Amasat hat einen fränkischen Kaufmann in Blidah ermordet, den Neffen desselben erschossen und dann auch den Vater jenes Arabers auf dem Schott umgebracht. Der Sohn sucht ihn nun.“
    „Allah kerihm! Was es für böse Menschen gibt! Das kommt aber daher, daß niemand mehr an die Lehre des Propheten glaubt! Wird der Araber diesen Hamd el Amasat finden?“
    „Er ist ihm bereits auf der Spur. Dieser Mörder hat einen Bruder, welcher Barud el Amasat heißt und ein ebenso großer Schurke ist. Er hat die Tochter eines Freundes entführt und als Sklavin verkauft. Sie ist dem Käufer wieder entrissen worden, welcher kein anderer als jener Abrahim Mamur war, und Isla Ben Maflei, ein Verwandter von mir, hat sie zum Weib genommen. Er hat sich aufgemacht, diesen Barud el Amasat aufzusuchen und zu bestrafen.“
    Während dieser Rede war der Gast immer ängstlicher geworden; das Essen war ihm vergangen, und sein Blick hing mit wachsender Aufregung an den Lippen des Erzählers.
    „Wird er ihn finden?“ fragte er.
    „Sicher! Er ist nicht allein. Osco, der Vater der Geraubten, ist bei ihm, sodann der fränkische Arzt, welcher Senitza befreite, sein Diener und endlich auch jener Araber, der Abrahim Mamur vom Turm gestürzt hat.“
    „So haben sie wohl bereits seine Spur gefunden?“
    „Sie kennen seinen Namen, den er jetzt trägt.“
    „Wirklich? Wie nennt er sich?“
    „Abd el Myrrhatta. Auch der Usta ließ sich in Stambul so nennen.“
    „Das ist ja mein Name!“ rief er entsetzt.
    „Allerdings. Allah weiß es, wie sie gerade auf den Namen eines so frommen Mannes gekommen sind! Ihre Strafe möge darum eine doppelte sein!“
    „Aber wie hat man diesen Namen erfahren können?“
    „Das will ich dir sagen. Barut al Amasat hat einen Sohn im Kloster der tanzenden Derwische in Pera. Zu ihm ist der fränkische Arzt gegangen und hat getan, als ob er auch ein ‚Nassr‘ sei. Der junge Mensch hat sich betören lassen und ihm den Namen genannt und auch gesagt, daß Barud el Amasat in Skutari bei einem fränkischen Händler sei, welcher Galingré heißt.“
    Jetzt hielt es der Zuhörer nicht länger aus. Er stand auf und entschuldigte sich:
    „Herr, das klingt so entsetzlich, daß ich nicht essen kann. Ich bin vom Reiten sehr ermüdet. Erlaube, daß ich schlafen gehe!“
    Auch Hulam erhob sich.
    „Ich glaube, daß du nicht zu essen vermagst. Wer eine solche Rede von sich hören muß, dem schließt die Angst die Gurgel zu.“
    „Von sich hören muß? Ich verstehe dich nicht! Du glaubst doch nicht etwa, daß ich, weil er gerade meinen Namen angenommen hat, jener Barud bin!“
    „Ich glaube es nicht, sondern ich bin überzeugt davon, Schurke!“
    Da raffte sich der Mensch empor und rief:
    „Schurke nennst du mich! Tu das nicht noch einmal, sonst –!“
    „Sonst – was wird sonst geschehen?“ erklang es da neben

Weitere Kostenlose Bücher