Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
der Köhler seinen Hund bei diesem Namen rief. Es blieb still in dem Loch; aber als ich den Ruf wiederholte, begann es sich zu regen. Ich schob die Farnwedel beiseite, und was erblickte ich? Zunächst vernahm ich ein sehr vergnügtes Brummen im großen C oder Kontra-A; dann erschien ein wirres Haargestrüpp, zwischen dem nur eine breite Nase und zwei Äuglein zu erkennen waren; hierauf kamen zwei Hände, die mit breiten Krallen versehen waren, und sodann ein zerlöcherter Sack, zwei schmierige Lederfutterale, parallel miteinander, und endlich an jedem der Futterale einer der bekannten Koloß-von-Rhodos-Stiefel – Allo stand vor mir, wie er leibte und lebte.
    Es war ein freudiger Schreck, der mich bei seinem Anblick ergriff; denn wenn dieser Mann sich gerettet hatte, so konnte es auch den andern gelungen sein, zu entkommen.
    „Allo, du hier?“ rief ich.
    „Ja“, antwortete er ebenso einfach wie richtig.
    „Wo ist dein Hund?“
    „Zertreten, Chodih!“ sagte er mit einem starken Anflug von Trauer in seinem Ton.
    „Wie bist du entkommen?“
    „Als alle hinter dir herritten, sah niemand auf uns, und ich sprang in die Büsche. Ich kam dann hierher, weil ich dir gesagt hatte, daß wir hier vorüber müßten. Ich dachte, daß du kommen würdest, wenn die Bebbeh dich nicht fänden.“
    „Wer ist noch entkommen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wir müssen hier warten, ob sich noch einer zu uns finden wird. Suche mir ein Versteck für mein Pferd.“
    „Ich weiß ein sehr gutes, Chodih.“
    „Ah! Du bist hier bereits bekannt?“
    „Ich habe auch hier schon Kohlen gebrannt. Folge mir mit dem Pferd!“
    Er führte mich eine Strecke von vielleicht einer viertel Stunde aufwärts. Dort gab es eine Felsenwand, die dicht und vollständig mit langen Brombeerranken bewachsen war. Er schob an einer Stelle die Ranken auseinander, und es war eine sehr beträchtliche, spaltenähnliche Vertiefung zu sehen, in der ein Pferd ganz gut Platz haben konnte.
    „Hier wohnte ich“, erklärte er mir. „Binde das Pferd da drinnen an; ich werde ihm Futter schneiden.“
    Es waren in der Spalte mehrere Hölzer eingeschlagen, die früher wohl als Tischbeine gedient haben mochten, obgleich dieser Tisch nach orientalischer Weise gewiß sehr niedrig gewesen war. An diese Tischbeine band ich das Pferd fest, so daß es das Versteck nicht ohne mein Wissen verlassen konnte. Draußen fand ich den Kurden beschäftigt, mit seinem Messer fettes Luftgras zu schneiden.
    „Gehe hinab, Chodih“, bat er. „Es könnte unterdes jemand kommen. Ich folge nach, sobald ich fertig bin.“
    Ich gehorchte seinem Rat und nahm in der Waldecke einen solchen Platz, daß ich alles sehen konnte, ohne selbst bemerkt zu werden. Nach einer Viertelstunde kam der Köhler.
    „Ist das Pferd sicher?“ fragte ich und setzte, als er bejahte, hinzu: „Hast du Hunger?“
    Ein zweifelhaftes Brummen war die Antwort.
    „Ich habe leider nichts. Wir müssen uns gedulden bis morgen.“ Er brummte abermals und sagte dann vernehmlich:
    „Chodih, werde ich auch für heute zwei Piaster erhalten?“
    „Du sollst vier bekommen.“
    Jetzt hörte man dem Brummen ein gelindes Entzücken an; dann blieb es lange zwischen uns still.
    Es wurde Nacht, und als eben das letzte Licht des scheidenden Tages im Verlöschen war, dünkte mir, als ob jenseits der schmalen Lichtung, welche uns zur Linken lag, eine Gestalt zwischen den Bäumen hindurchgehuscht wäre. Das war trotz der hereinbrechenden Dunkelheit so täuschend, daß ich mich erhob, um mich zu überzeugen. Der Kurde erhielt die Weisung, bei meinen Gewehren, welche mich gehindert hätten, zurückzubleiben. Ich nahm den Hund wieder an die Leine und schlich mich vorwärts.
    Ich hatte eine tiefe Einbuchtung der Lichtung zu umgehen, war aber noch nicht bis zur Hälfte dieses Weges gekommen, als ich die betreffende Gestalt über die Lichtung herüberhuschen sah. Einige rasche Sprünge brachten mich nahe an die Stelle, an welcher die Gestalt vorüber mußte. Jetzt, jetzt langte sie in meiner unmittelbaren Nähe an. Ich wollte bereits zugreifen, als Dojan mich daran verhinderte. Er stieß ein freudiges Winseln aus. Die Gestalt hörte es und blieb erschrocken stehen.
    „Zounds! Wer ist hier?“
    Dabei streckten sich zwei lange Arme nach mir aus.
    „Lindsay! Sir David! Seid Ihr es wirklich?“ rief ich.
    „Oh! Ah! Master! Yes! Well! Ich bin es! Und Ihr? Ah! Ah! Well! Ihr seid es auch! Yes!“
    Er war ganz bestürzt vor Freude, und mich machte

Weitere Kostenlose Bücher