14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul
er vor Überraschung bestürzt, denn er umfaßte mich, drückte mich an sich und versuchte, mir einen Kuß zu geben, wobei ihm seine kranke Nase keineswegs sehr förderlich und dienlich war.
„Das hätte ich nicht gedacht, Sir David, Euch hier zu finden!“
„Nicht? Der Gorilla – o no! Der Köhler hatte doch gesagt, daß wir hier vorüber müssen.“
„Seht Ihr, wie gut das war! Aber sagt, wie Ihr Euch gerettet habt!“
„Hm! Das ging schnell. Pferd unter mir erschossen; würgte mich hervor; sah, daß alle hinter euch her waren, und sprang auf die Seite.“
„Ganz so wie Allo!“
„Allo? Auch so gemacht? Auch hier?“
„Dort drüben sitzt er. Kommt!“
Ich führte ihn zu unserem Observatorium. Die Freude des Kurden war groß, als er einen zweiten Gefährten gerettet sah. Er drückte sie durch Töne aus, die sich nur mit dem Brummen eines invaliden Spulrades vergleichen lassen.
„Wie ist es Euch ergangen?“ fragte mich Lindsay.
Ich erzählte es ihm.
„Also Euer Pferd unbeschädigt?“
„Außer der Beule, ja.“
„Das meinige tot! Braves Tier! Werde diese Bebbeh erschießen! Alle! Yes!“
„Habt Ihr denn Euer Gewehr noch?“
„Gewehr? Werde ihnen meine Büchse lassen! Hier liegt sie.“
Ich hatte während der Dunkelheit diesen glücklichen Umstand gar nicht bemerkt.
„So seid froh, Sir! Diese Büchse wäre unersetzlich gewesen.“
„Habe auch Messer, Revolver und Patronen noch hier im Beutel.“
„Welch ein Glück, daß ihr sie nicht in der Satteltasche hattet! Aber habt Ihr keine Ahnung, ob noch einer von uns entkommen ist?“
„Keine. Halef lag noch unter seinem Pferd, und die Haddedihn staken mitten zwischen den Bebbeh.“
„O wehe, dann sind sie alle drei verloren!“
„Abwarten, Master! Allah akbar – Gott ist groß, sagen die Türken.“
„Ihr habt recht, Sir. Wir wollen hoffen, dann aber, wenn wir uns täuschen sollten, auch alles tun, um die Gefährten zu befreien, im Falle sie noch leben und gefangen sein sollten.“
„Richtig! Jetzt aber schlafen. Bin müde; habe weit laufen müssen! Schlafen ohne Decke! Armselige Bebbeh! Miserable Gegend! Yes!“
Er schlief ein, und der Kurde mit ihm. Ich hingegen wachte noch lange und stieg später abermals mühsam empor, um nach dem Pferd zu sehen. Dann versuchte ich auch, zu schlafen, dem treuen Hund das Wachen überlassend. Mein Schlaf wurde durch eine sehr energische Berührung gestört, welche ich an meinem Arm fühlte. Ich erwachte. Der Tag war erst im Grauen.
„Was ist's?“ fragte ich.
Statt der Antwort deutete der Kurde zwischen die Bäume hindurch nach dem gegenüberliegenden Rand des Gebüsches – ein Rehbock war hervorgetreten und stand im Begriff, zur nahen Tränke zu gehen. Wir brauchten Fleisch, und obgleich ein Schuß uns verraten konnte, griff ich doch zur Büchse. Ich legte an und drückte ab. Bei dem Schall fuhr Lindsay kerzengrad aus dem Schlaf empor.
„Was ist's? Wo ist Feind? Wie? Wo? Yes!“
„Da drüben liegt er, Sir.“
Er sah in der angegebenen Richtung hin.
„Ah! Roe-buck – Rehbock! Prächtig! Können sehr gut gebrauchen! Nichts gegessen seit gestern mittag. Well!“
Allo eilte fort, um das erlegte Wild herbeizuholen. Schon einige Minuten später brannte an einer geschützten Stelle ein Feuer, über dem ein saftiger Braten schmorte. Nun war dem Hunger mit einem Mal abgeholfen, und auch Dojan konnte befriedigt werden.
Während des Essens kamen wir zu dem Entschluß, bis Mittag noch zu warten, dann aber nachzuforschen, wie es mit den Bebbeh stehe. Unter dem Gespräch erhob sich Dojan plötzlich und sah in die Tiefe des Waldes. Einige Zeit lang schien es, als sei er mit sich selbst im unklaren; dann sprang er mit einem Satz fort, ohne mich nur vorher angesehen zu haben. Ich erhob mich schnell, um nach dem Gewehr zu greifen und ihm nachzueilen, blieb aber sofort wieder stehen, als ich anstatt des erwarteten Angstrufes das laute, freudige Gewinsel des Tieres vernahm.
Gleich darauf trat zu uns – mein kleiner Hadschi Halef Omar, zwar ohne sein Pferd, aber in voller Ausrüstung mit Büchse, Pistolen und mit dem Messer im Gürtel.
„Hamdullillah, Sihdi, daß ich dich hier finde und daß du lebst!“ begrüßte er mich. „Mein Herz war voll von Sorge um dich; aber es tröstete mich die Überzeugung, daß kein Feind deinen Rih einholen kann.“
„Der Hadschi!“ rief Lindsay. „Oh! Ah! Nicht massakriert! Herrlich! Unvergleichlich! Gleich mit Braten essen! Well!“
Der gute
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