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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erhob sich die, in der sich die Gefangenen befanden; denn vor derselben saßen zwei Kurden, mit den Gewehren im Arm.
    Jetzt konnte ich zu Halef zurückkehren. Er saß noch auf dem Baum, von dem er nun herabstieg. Ich setzte ihm meinen freilich sehr kühnen und gefährlichen Befreiungsplan auseinander. Dann versteckten wir uns an einem Platz, wo wir den Weg überblicken konnten. Und mit Ungeduld warteten wir auf die Zeit des Handelns. Ein solches Warten hat stets etwas Aufregendes, Verzehrendes, während der Augenblick der Tat die Nerven kalt und ruhig macht.
    Gegen zwei Stunden waren vergangen, da sahen wir ganz unten einen einzelnen Reiter erscheinen.
    „Dieser wird die Ankunft verkünden sollen“, meinte Halef.
    „Möglich. Hast du die hohe Eiche gesehen oberhalb der Einsenkung, in der sich die Pferde befinden?“
    „Ja, Sihdi.“
    „Schleiche dich jetzt hin, und erwarte mich dort. Ich muß hören, was dieser Reiter zu sagen hat. Hier, nimm Dojan mit. Ich kann ihn jetzt nicht brauchen. Auch die Gewehre nimm zu dir!“
    Er nahm den Hund und entfernte sich; ich aber beeilte mich, dem Zelt des Scheik so nahe zu kommen, daß ich hören konnte, was gesprochen wurde. Es gelang mir, soweit dies möglich war. Kaum hatte ich hinter einem Baumstamm Posto gefaßt, so kam der Reiter herangaloppiert. Er sprang vom Pferd.
    „Wo ist der Scheik?“ hörte ich ihn fragen.
    „Dort in seinem Zelt!“
    Gasahl Gaboya trat heraus und ihm entgegen.
    „Was bringst du?“
    „Die Krieger werden gleich erscheinen.“
    „So habt ihr keinen der Entronnenen gesehen?“
    „Keinen.“
    „Ihr habt die Augen geschlossen gehalten.“
    „Wir haben gewacht die ganze Nacht und bis jetzt. Wir haben alle Seitentäler besetzt, aber niemand gesehen.“
    „Jetzt kommen sie!“ rief es draußen vor dem Lager.
    Auf diesen Ruf eilte alles hinaus auf die Lichtung; sogar die beiden Wächter schlossen sich an. Sie wußten ihre beiden Gefangenen ja gefesselt!
    Die Gelegenheit war günstiger, als ich gehofft hatte. Mit einem Sprung stand ich hinter dem Zelt der Gefangenen – zwei Messerschnitte, und ich befand mich in dem Innern desselben. Da lagen sie nebeneinander, an Händen und Füßen gebunden.
    „Mohammed Emin, Amad el Ghandur auf! Schnell!“
    Zwei Sekunden genügten, die Stricke zu durchschneiden.
    „Kommt, schnell!“
    „Ohne Waffen?“ fragte Mohammed Emin.
    „Wer hat sie euch abgenommen?“
    „Der Scheik hat sie.“
    Ich trat wieder hinten aus dem Zelt heraus und spähte in die Runde. Kein Mensch hatte acht auf das Lager.
    „Heraus und mir nach!“
    Ich sprang hinüber zum Zelt des Scheiks und huschte hinein, die Haddedihn mir nach. Sie befanden sich in einer fieberhaften Aufregung. Hier hingen ihre Waffen, auch zwei ausgelegte Pistolen und eine lange, persische Flinte, dem Scheik gehörig. Ich nahm Pistolen und Flinte an mich und blickte wieder hinaus; noch immer waren wir unbeachtet. Wir schlichen uns wieder hinaus und rannten dann dem Tal zu. Dies war wohl fünf Minuten entfernt, aber in zwei Minuten waren wir bei Halef.
    „Maschallah! Wunder Gottes!“ rief er.
    „Jetzt zu den Pferden!“ sagte ich.
    Der Wächter saß unten, mit dem Rücken gegen uns gekehrt.
    Auf einen Wink sprang der Hund hinab, und sofort lag der Mann am Boden. Er hatte einen Schrei ausgestoßen, zu einem zweiten hatte er wohl den Mut nicht. Ich bezeichnete die sechs besten Pferde und rief Amad el Ghandur zu: „Halte sie einstweilen! Halef, Mohammed, schnell die andern in den Wald!“
    Die beiden verstanden mich sofort. Eben erhob sich hinter uns ein lautes Bewillkommnungsgeschrei, als wir von Pferd zu Pferd sprangen, um die Leinen durchzuschneiden. Fünfundzwanzig Leinen pro Mann, das war sehr schnell abgetan, dann jagten wir die freien Tiere mit Schlägen und Steinwürfen in den Wald. Amad el Ghandur hatte Mühe, seine sechs Tiere festzuhalten. Ich hatte drei Gewehre umzuhängen und zwei Pistolen einzustecken. Dann bestieg ich den Blässen und nahm noch ein zweites Pferd an die Leine.
    „Auf und vorwärts! Es ist die höchste Zeit!“
    Ohne mich umzusehen, trieb ich meine Pferde die steile Böschung empor; dann nahm der schützende Wald uns auf. Hier ging es wegen des bösen Bodens nur langsam vorwärts, zumal wir einen Umweg machen mußten. Doch gelangten wir bald auf einen besseren Pfad, wo wir unsere Tiere ausgreifen lassen konnten.
    Da hörten wir hinter uns ein lautes Geschrei, aber uns blieb keine Zeit, über dessen wahre Ursachen Vermutungen

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