14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)
stimmte. Ich fragte mich, ob ich mit meinem Gefühl richtig lag.
»Verzeihen Sie meine Neugier, Mr Malvern«, sagte ich, »aber ist alles in Ordnung zwischen Ihnen und Calvin? Als sich die Dorfbewohner bei der Versammlung gegen ihn zusammenrotteten, haben Sie eine Weile gezögert, bis Sie ihm beisprangen.«
»Zwischen Cal und mir ist alles in Butter«, sagte Mr Malvern. »Wenn ich mich bei der Versammlung nicht gleich für ihn starkgemacht habe, dann deshalb, weil ich mich ein bisschen genierte für die Art und Weise, wie Cal seine Ankündigung inszenierte. Ich steh nicht so gern im Rampenlicht wie er.« Er zögerte, ehe er fortfuhr: »Aber ich will nicht leugnen, dass ich mir ein bisschen Sorgen mache wegen dieser Kirmes.«
»Warum?«, fragte ich.
Mr Malvern rieb sich den Nacken und blickte stirnrunzelnd auf den Tisch, seufzte dann und sagte langsam: »Wie ich Ihnen sagte, war Cal nie ein guter Schüler. Wegen Mathe wäre er beinahe hängen geblieben. In Oxford kam er nie mit seinem Budget zurecht, und oft genug musste er sich bei mir Geld borgen, um über die Runden zu kommen. Mit Zahlen stand er eigentlich immer auf Kriegsfuß.«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Bill und nickte. »Es ist schwer, ein Geschäft zu leiten, wenn man keinen Sinn für Zahlen hat.«
»Wenn Sie mich fragen, ist es so gut wie unmöglich«, sagte Mr Malvern. »Wie hat er es geschafft, genug Geld zurückzulegen, um die Kirmes zu finanzieren? Niemand kann aus seiner Haut heraus, auch nicht wenn er ein paar Jahre in Übersee war.«
»Und was ist mit seinem Erbe?«, fragte ich.
»Wenn Sie mich fragen, hat er einen Großteil des Geldes durchgebracht, während er in den Staaten lebte«, sagte Mr Malvern. »Nun muss er all die Genehmigungen und Bautrupps und das Baumaterial und die Löhne der Darsteller und weiß der Teufel was noch bezahlen. Seit er zurückgekehrt ist, wirft er mit Geld um sich, als gehörte ihm eine Bank.« Mr Malvern trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Ich würde gern mehr über seine finanzielle Situation erfahren. Ich verstehe es nicht, und was ich nicht verstehe, beunruhigt mich.«
»Ich würde mir nicht allzu viele Sorgen machen«, sagte ich. »Ich bin sicher, die Kirmes wird ein großer Erfolg und Calvin wird jeden Penny zurückbekommen, den er hineingesteckt hat. Ich kann es nicht erwarten, bis sie ihre Pforten öffnet.«
»Ich auch nicht«, sagte Bill. »Und Will und Rob wollen unbedingt die Ritter zu Ross sehen. Ich glaube, dass die Kirmes viele Familien anziehen wird.«
»Das wird sie auch müssen.« Mr Malvern stand auf, und Bill und ich taten es ihm gleich. »Zeit für mich zu gehen. Sie haben bestimmt auch was zu tun.«
»Es ist uns immer ein Vergnügen, Sie zu sehen«, sagte Bill.
»Kommen Sie bald mal wieder«, fügte ich hinzu.
»Danke, auch für den Tee.« Mr Malvern setzte sich seine Kappe auf, schüttelte Bill die Hand, wandte sich an mich und tippte sich an die Kappe. »Sie müssen mich nicht hinausbegleiten, ich finde schon raus.«
»Was für ein netter Mann«, sinnierte ich laut, nachdem Mr Malvern gegangen war. »Glaubst du, er hat Grund, sich über Calvins Geschäfte Sorgen zu machen?«
»Keine Ahnung. Wie auch immer, ich werde mir den Spaß auf der Kirmes dadurch nicht verderben lassen.«
»Ich auch nicht. Essen, trinken und fröhlich sein, das ist mein Motto für diesen Sommer.« Ich warf einen Blick auf meine Uhr und machte Anstalten, den Tisch abzuräumen. »Zeit, mich um den Haushalt zu kümmern, außerdem muss ich demnächst die Zwillinge abholen.«
»Entspann dich«, sagte Bill. »Ich benötige ohnehin ein paar Unterlagen aus dem Büro. Auf dem Rückweg nehme ich die Jungen mit.«
»Du bist ein Prinz.«
»Ich bin ein Vater«, korrigierte mich Bill. Er gab mir rasch einen Kuss und ging ins Cottage. Kurz darauf hörte ich, wie der Range Rover rückwärts aus unserer Kieselsteinausfahrt fuhr. Der Wagen war mit Kindersitzen ausgestattet, und deshalb benutzen wir ihn immer, wenn die Zwillinge mitfuhren.
Da ich mich nun nicht mehr beeilen musste, setzte ich mich wieder an den Tisch und schenkte mir eine weitere Tasse Tee ein, in der Hoffnung, Ordnung in meine Gedanken bringen zu können, während ich über alles brütete, was Mr Malvern uns erzählt hatte. Ich hatte gerade einen großen Schluck genommen, als eine Stimme vom Zaunübertritt an der hohen Hecke ertönte, die den südlichen Rand des Gartens umgab.
»Hallo, Nachbarin! Was dagegen, wenn ich kurz
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