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14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

Titel: 14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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missmutig drein, ehe er sich hinabbeugte und sich daranmachte, Gipsbrocken und Stücke zersplitterten Holzes in die Schubkarre zu laden. Er tat es so ungestüm, dass die Gipsbrocken größtenteils zu Staub zerfielen.
    »Da hat wohl jemand das Memo nicht erhalten, in dem drinstand, dass man ein historisches Gewand anziehen soll«, murmelte ich zu Lilian.
    »Oh, ich weiß nicht«, erwiderte sie ebenfalls mit gesenkter Stimme. »Die Jeans könnte gut und gern ein paar hundert Jahre alt sein. Und demnächst könnten auch seine Werkzeuge so aussehen, wenn er nicht besser auf sie achtgibt.«
    Ich warf einen verstohlenen Blick auf ihn. Aus der Schubkarre ragte ein Besenstiel heraus, außerdem eine Brechstange, eine Schaufel, ein kleiner Vorschlaghammer und eine Handsäge. Bei deren Anblick regte sich etwas in meinem Gedächtnis, aber erst als Lilian und ich fast bei der Kartenabreißerin angelangt waren, fiel es mir wieder ein.
    »Eine Säge«, flüsterte ich und blieb stehen, während die Erinnerung eine Lawine beunruhigender Gedanken auslöste.
    An diesem Morgen, nur wenige Stunden bevor Calvin Malvern beinahe in den Tod gestürzt wäre, hatte ich im hinteren Teil des Gartens gestanden, als das rhythmische Geräusch einer Handsäge zu mir herüberwehte. Das Sägen war aus dem Bishop’s Wood gekommen. Ich hatte angenommen, dass jemand im letzten Augenblick ein Kulissenteil fertiggestellt hatte. Aber vielleicht war das eine falsche Annahme gewesen. Was, wenn jemand stattdessen einen kleinen Sabotageakt vorgenommen hatte?
    Erschrocken fuhr ich herum und starrte den jungen Mann an. Er blickte noch immer missmutig drein, während er Schutt in die Schubkarre lud. War er wütend, weil die Brüstung eingebrochen war oder weil Calvin Malvern nicht hinabgestürzt war?
    »Lori?«, rief Lilian. »Du hältst die Schlange auf.«
    »Was?« Ich blinzelte verwirrt, ehe mir klar wurde, wo ich war. Hastig machte ich ein paar Schritte vorwärts, hielt meine Eintrittskarte einer vollschlanken jungen Frau in bäuerlicher Tracht hin und folgte Lilian Bunting durch das Torhaus.
    »Alles okay, Lori?«, fragte Lilian und zog mich aus dem Strom der Kirmesbesucher, die durch das Tor drängten, zur Seite. »Du wirkst so abwesend.«
    »Nein, es geht mir gut.« Misstrauisch blickte ich über meine Schulter.
    »Gut.« Lilian warf einen Blick in ihr Programmheft. »Ich werde mal sehen, wo die sogenannte Farthing Stage ist – offenbar hat das irgendetwas mit Münzen zu tun. Laut Programm wird dort um halb elf Merlot der Prächtige seine Zaubershow vorführen. Ich liebe Zauberer. Kommst du mit?«
    »Ich würde mich lieber erst ein wenig umsehen«, sagte ich. »Wir treffen uns bestimmt wieder, ehe der Tag rum ist.«
    »Da bin ich sicher«, stimmte mir Lilian zu. »Also, dann bis später.«
    Kaum war sie weg, drehte ich mich um und nahm das Torhaus in Augenschein. Als ich eine kleine Tür im Erdgeschoss des Westturms entdeckte, ging ich darauf zu. Ich hatte vor, zum Wehrgang hinaufzusteigen und mir die eingestürzte Brüstung näher anzusehen. Vielleicht entdeckte ich ja irgendeinen Hinweis auf Fremdeinwirkung. Doch als ich bei der Tür ankam, schwang sie auf und eine vertraute Gestalt trat, mit fröhlich bimmelnder Schellenkappe, ins Sonnenlicht.
    »Hallo, Nachbarin.« Jinks machte die Tür hinter sich zu, schloss sie ab und warf den Schlüssel der am nächsten stehenden Kartenabreißerin zu, die ihn auffing und in ihren großzügigen Ausschnitt steckte. Dann wandte er sich mit einem breiten Lächeln zu mir. »Haben Sie auf mich gewartet? Ich war damit beschäftigt, unflätige Bemerkungen gegen arglose Besucher auszustoßen, um ihnen ein wenig die Zeit zu vertreiben, während sie in der Schlange warteten. Wie ich meinen Job liebe!«
    Ich lächelte matt, und Jinks sah mich noch eindringlicher an.
    »Sie haben gar nicht auf mich gewartet«, sagte er verzagt, indem er in meiner Miene las. »Sie hatten doch nicht vor, wieder zu gehen, oder? Sie sind doch gerade erst gekommen.«
    »Nein, nein. Ich … ähm, ich dachte, ich steige zum Turm hinauf, um … ähm, zu sehen, wie die Aussicht ist.«
    »Tut mir leid«, sagte er mit einem Nicken in Richtung Turm. »Nur Mitglieder der Truppe haben Zugang, aus Sicherheitsgründen. Bis der Schaden wieder repariert ist, dürfen selbst wir nicht mehr hinauf.« Er schürzte die Lippen und sah mich eigenartig an. »Warum, um Himmels willen, wollen Sie einen Blick auf die Ihnen so vertraute Umgebung werfen, wo es doch den

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