Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

Titel: 14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
spielten, zu Calvin Malvern ginge, würde er mich entweder für verrückt halten oder mir einen Job als Geschichtenerzählerin auf seiner Kirmes anbieten. So lange ich meine Behauptungen nicht mit handfesten Beweisen untermauern konnte, machte es keinen Sinn, andere einzuweihen.
    Nachdenklich betrachtete ich das Seil. Hätte ich ein Messer dabeigehabt, hätte ich das Ende abgeschnitten, um es als Beweis aufzuheben. Unglücklicherweise war eine Nagelfeile der schärfste Gegenstand in meiner Umhängetasche. Gerade als ich erwog, mich des Schwertes von Sir Peregrine zu bedienen, vernahm ich eine Stimme.
    »Mylady?«
    Ich ließ das Seil fallen und blickte schuldbewusst auf. Ein Mann, der außerhalb des Zauns stand, blickte in meine Richtung. Die Sonne war in seinem Rücken, deshalb konnte ich sein Gesicht nicht gut erkennen, aber seine Silhouette war atemberaubend. Die weiten Ärmel seines weißen Hemds hingen lose von seinen breiten Schultern, und die dunkle Strumpfhose hüllte zwei verführerische Beine ein, die dem Sieger der Tour de France Ehre gemacht hätten.
    »Hallo«, sagte ich und richtete mich auf.
    »Einen guten Tag.« Der Mann sprang über den Zaun und kam auf mich zu. »Ihr erkennt mich nicht, meine Schöne?«
    »Nein, ich kenne Sie nicht, außerdem bin ich nicht Ihre Schöne …« Ich hielt keuchend den Atem an, als der Mann nah genug war, dass ich seine vertrauten Züge ausmachen konnte.
    »Bill?«
    »Der bin ich, meine Süße.« Bill verbeugte sich mit schnörkelreicher Handbewegung. »Ich dachte, du würdest nach dem Turnier ins Zelt kommen. Jedenfalls hatte ich nicht erwartet, dich spielend im Sand anzutreffen.«
    »Bill?«, sagte ich nochmals und starrte ihn an.
    Als ich meinen Gatten zuletzt gesehen hatte, trug er ein Polohemd, Khakishorts, eine Baseballkappe und Turnschuhe, doch seither hatte seine Erscheinung eine radikale Verwandlung durchgemacht. Bill sah nicht mehr wie ein biederer Vorort-Dad aus. Er sah aus wie der Held in einem romantischen Liebesroman. Der V-Ausschnitt seines Hemds wurde von einem Lederband zusammengehalten, er trug einen breiten Ledergürtel um die Taille, dazu kniehohe Lederstiefel, und auf dem Kopf saß kess ein bauschiges Samtbarett. Die weiße Straußenfeder, die sich schwungvoll darüber bog, zitterte leicht, wenn er sprach.
    » C’est moi , chérie «,sagte er. »Warum spielst du im Dreck?«
    »Ich spiele nicht … ich … ähm.« Ich verstummte, ehe ich einen neuen Anlauf nahm: »Ach, egal. Und was machst du in diesem Aufzug?«
    »Gefällt es dir?« Er streckte eine Zehenspitze aus, um sein wohl geformtes Bein zu präsentieren.
    »Ob es mir gefällt?« Ich starrte ihn an. »Du Lügner. Und zu mir sagst du: ›Niemals. Punkt. Ende der Diskussion‹?«
    »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte Bill. »Calvin Malvern hatte ein paar Kostüme übrig und bot mir an …«
    »Ah, ich verstehe.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ihn von oben herab. »Calvin Malverns Wort hat also mehr Gewicht als das deiner Frau. Würdest du nicht so unverschämt sexy aussehen, würde ich dich verhauen.«
    »Sehe ich unverschämt sexy aus?«, fragte er geziert.
    »Das weißt du ganz genau«, erwiderte ich. »Aber wenn du glaubst, dass das auch nur die geringste Wirkung auf mich hat, bist du auf dem …«
    Bill brachte mich zum Schweigen, indem er mich in die Arme riss und mich so küsste, dass ich einen Moment lang alles um uns rum vergaß. Als er mich wieder auf die Füße stellte, waren meine Knie so weich, dass ich mich an ihn lehnen musste, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    »Du hast gemogelt«, beschwerte ich mich, wenngleich nicht sehr nachdrücklich.
    »Es ist Kirmes«, sagte er scherzend.
    Ich trat etwas zurück, um ausgiebig sein Kostüm zu betrachten. »Wen oder was sollst du eigentlich darstellen?«
    »Einen mittelalterlichen Gecken.« Er hakte die Daumen in seinen Gürtel. »Jetzt sag mir, Lori. Was tust du auf dem Turnierplatz?«
    Ich brachte es nicht über mich, den Augenblick zu zerstören, indem ich meinem Mann erzählte, ich sei gerade dabei, den Mordanschlag auf den guten König Wilfred aufzuklären und Beweise zu finden, dass ein liebeskranker, pferdeäpfelaufklaubender Hausmeister dahintersteckte, also sagte ich ihm, ich suche nach Souvenirs.
    »Welche Art Souvenirs?«, fragte Bill verwirrt. »Ausgeschlagene Zähne? Ich könnte mir vorstellen, dass du ein paar finden würdest, wenn du lange genug in der Erde wühlst, aber warum solltest

Weitere Kostenlose Bücher