Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
umliegenden Wildnis.
    Wenn sie beizeiten abtauchten, gab es für die Bestie eigentlich keinen Grund, länger als nötig zu verweilen. Colonel Hoto befahl deshalb, alle zivilen Kräfte nach Sub-Toshiba zu evakuieren und die Schleusen sorgfältig zu verschließen.
    Gänzlich den Kopf in den Sand zu stecken war ihm jedoch zuwider, und auch zu gefährlich. Er befahl deshalb, eine Verteidigungslinie in den nordöstlichen Randbezirken zu bilden, die dem Parasiten einen heißen Empfang bereiten sollte.
    So blindlings, wie die blassgelbe Front bisher herangewalzt war, schien sie ihnen auch direkt in die Falle zu gehen. Sechs Kilometer vor der Stadtgrenze, kurz bevor sie in Reichweite der Mörser gelangte, teilte sich die riesige Fläche jedoch auf und begann in hohem Tempo an den Linien vorbei zu ziehen.
    Colonel Hoto, der sich in vorderster Front bei seinen Männern befand, fluchte laut, als die riesigen Teilstücke außer Sicht gerieten.
    Verdammt, das elende Vieh war ja viel flinker als angenommen!
    »Späher aussenden«, befahl er mit hochrotem Kopf. »Ich will laufend Positionsmeldungen über lokalen Funk. Sergeant Mifune, Sie verlegen ihre Mörsergruppe nach Osten. Sergeant Usagi, Sie sichern die Westflanke.«
    Von dem ARET in den Bergen ahnte der Colonel nichts, und selbst wenn, hätte ihm das Wissen nicht viel gebracht.
    Denn noch während er das allgemeine Durcheinander zu ordnen suchte, gingen beunruhigende Nachrichten ein.
    »Colonel, der Gegner ist spurlos verschwunden«, meldete ihm Sergeant Usagi.
    Hotos ohnehin schon stark gerötetes Gesicht lief noch dunkler an. Oberhalb seiner rechten Schläfe trat eine Stirnader so deutlich hervor, dass sie bei jedem Pulsschlag vibrierte.
    »Soll das ein Witz sein?«, brüllte der Kommandant in das dargebotene Handmikro. »Ein Schimmelpilz dieser Größe ist doch wohl nicht zu übersehen!«
    »Ich befinde mich auf der alten Suzuki-Promenade«, antwortete Usagi völlig ungerührt, »dem höchsten Punkt der Westflanke. Ich kann beinahe alle umliegenden Straßenzüge einsehen und versichere Ihnen erneut, dass es nicht den geringsten Hinweis auf eine fremde Präsenz gibt. Der Moloch muss sich in unzählige kleine Teile aufgespalten haben, die sich nun in irgendwelchen dunklen Ritzen verstecken.«
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein!« Erbost schlug Colonel Hoto das Handmikro zur Seite und stapfte los, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Zwei Offiziere seines Stabes und zwei Infanteristen begleiteten ihn.
    Drei Blocks weit marschierten sie durch leere, von grün überwucherten Fassaden gesäumte Straßen. An manchen Stellen rankte das von bunten Blüten punktierte Gestrüpp so üppig, dass es natürliche Arkaden bildete. Alle Wege waren mindestens auf doppelte Mannshöhe frei geschnitten, dafür sorgten emsige Arbeitskommandos, die Tag für Tag durch die Stadt zogen.
    Einige dieser Männer und Frauen schienen die Sirenen der letzten Stunde allerdings überhört zu haben. Denn als Hotos kleine Truppe um eine Häuserecke bog, stand sie unvermutet einem Pärchen gegenüber, das im Schatten eines Efeudaches verweilte.
    »Bei Kurusawa und den sieben Samurai« , entfuhr es dem Colonel, der alte Filmklassiker schätzte, »was haben die Zivilisten hier zu suchen? Hey, ihr da drüben! Macht, dass ihr in den Bunker kommt!«
    Die scharfe Stimme des Befehlshabenden schien die beiden nur wenig zu kümmern. Einer von ihnen wandte zwar den Kopf, um zu sehen, wer da störte, das war aber schon alles.
    Angesichts des Molochs, der hier jeden Augenblick durch die Straße quellen konnte, ein mehr als überhebliches Verhalten.
    Beide Hände zu Fäusten geballt, stapfte Hoto los, um die beiden persönlich zur Räson zu bringen. Seine Begleiter hatten große Mühe, mit ihm Schritt zu halten. So gut es ging, hefteten sie sich an seine Fersen… und rempelten ihn prompt von hinten an, als er abrupt stehen blieb.
    »Aber… was ist das denn?« Dem sonst so wortgewandten Colonel fehlten die Worte, als er von Nahem sah, dass die im Schatten stehenden Gestalten, die er für Menschen gehalten hatte, in Wirklichkeit nur grob gefertigte Puppen waren, die nicht mal echte Kleidung trugen.
    Stofffalten wie Gesichtszüge existierten nur als flüchtige Andeutungen. Ein vorspringender Nasenrücken, Wangen und Kinnlinie, ja, all das gab es, doch schon die Augen waren völlig ausgespart.
    »Das kann doch gar nicht sein«, flüsterte der Infanterist zu Hotos Rechten. »Ich habe ganz deutlich gesehen, wie sich der

Weitere Kostenlose Bücher