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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Grund haben, warum die Japaner plötzlich so aggressiv verdrängt werden. Wir sollten uns vielleicht mal auf Kore umsehen. Wenn du einverstanden bist, hole ich Aruula und dich an der Meerenge zur Meera-See mit dem Großraumgleiter ab. Du kennst ja die Gegend, wir haben sie zusammen bereist. Lass von dir hören, alter Knabe. Aiko, Ende.«
    Nach Ablauf der Nachricht sahen die Männer und Frauen in dem Besprechungszimmer eine Weile schweigend auf das Abspielgerät. Matthew Drax war der Erste, der die Stille mit einem Räuspern durchbrach.
    Die Blicke der versammelten Runde richteten sich auf ihn.
    Einige der Anwesenden mussten dabei blinzeln, denn sie hielten sich in einem der neuen Oberflächengebäude auf, die rings um die Ruinen der Houses of Parliament wie Pilze aus dem Boden schossen. Nach einem Leben in fensterlosen Tiefen übertrieb es die Londoner Community manchmal mit dem Einbau großer Glasfronten. In diesem Fall fiel die pralle Sonne durch ein Dutzend runder Dachfenster im Bullaugenstil ein.
    Schützende Jalousien gab es nicht. Die Architekten hatten keine eingeplant, und um sie nachträglich anzufertigen, fehlten im Augenblick die Kapazitäten. Es würde noch Monate bis zur Beseitigung dieses Mankos dauern. Vermutlich bis weit in den Sommer hinein. Trotzdem wäre es keinem Londoner Techno in den Sinn gekommen, darüber zu klagen. Die ehemaligen Bunkermenschen genossen jede einzelne Minute, die sie frei und ungezwungen an der Erdoberfläche verbringen durften.
    Im Laufe der letzten anderthalb Jahre waren so viele Wohn-und Arbeitsbereiche wie möglich aus dem Bunker ausgelagert worden. Manchmal fand Matthew diese Entwicklung beinahe ein wenig überstürzt, denn sensible Bereiche ließen sich unterirdisch natürlich viel besser absichern. Dass aber auch hermetisch verschlossene Bunker keinen absoluten Schutz boten, zeigte die aktuelle Entwicklung in Japan.
    »Ich denke, Aiko hat Recht«, durchbrach Matt das beklemmende Schweigen. »Wir müssen herausbekommen, was die Daa’muren im Schilde führen. Ich habe mich deshalb entschlossen, die Hydriten um eine Passage nach Torkur zu bitten.«
    Bei diesen Worten nickte er Mer’ol zu, der in dieser Woche als Abgeordneter von Vernon und des Sieben-Städte-Bundes in London verweilte. Die blauen Schuppen des Fischmenschen glänzten feucht in der Sonne. Kurz vor Beginn der Konferenz hatte er noch ein Bad genommen, um gegen einen langen Trockenaufenthalt gewappnet zu sein. Für ihre maritimen Gäste hielt die Community extra ein kugelförmiges Gebäude nahe der Themse bereit, das im Wesentlichen ein ständig mit frischem Flusswasser gespeistes Becken beherbergte.
    »Von unserer Seite aus spricht nichts gegen die Reise«, gab sich Mer’ol ungewohnt verbindlich. »Maddrax ist ein gern gesehener Gast meines Volkes. Unsere Tunnelröhren stehen ihm jederzeit offen.«
    Beide Flossenhände gegeneinander gepresst, hob er die Mundwinkel, um zwei Reihen spitz zulaufender Zähne zu entblößen. Man musste die Hydriten schon gut kennen, um dieses Lächeln auf Anhieb als freundlich einzuschätzen.
    Besonders bei Mer’ol, der als eher mürrischer Vertreter seines Volkes galt.
    Ein Bad mit seinen Doktorfischen, die seine Tantrondrüse am Anschwellen hinderten, sorgte bei ihm jedoch seit den frühen Morgenstunden für gute Stimmung. Matt hatte die Saugwelse selbst im Einsatz gesehen, bei einem Besuch im Gästehaus, bei dem er schon einmal inoffiziell wegen der Tunnelpassage angefragt hatte.
    Leider waren nicht alle im Raum so guter Stimmung wie der Hydrit.
    »Sie wollen allen Ernstes zum Pazifik reisen, Commander?«, polterte Charles Draken Yoshiro, der Stabschef der Community. »Gerade jetzt, wo jeden Moment mit einem neuen Anschlag der Daa’muren zu rechnen ist? Statt sich um irgendwelche Riesenquallen zu kümmern, die über eine halb von der Landkarte gespülte Insel kriechen, sollten sie lieber in London bleiben und mit uns die Augen offen halten. Vielleicht versucht gerade jetzt ein Daa’murenagent der Community eine Atombombe unterzujubeln.«
    Um Zustimmung heischend sah er in die Runde. Dass er eine verspiegelte Sonnenbrille gegen die schräg einfallenden Sonnenstrahlen trug, sabotierte allerdings sein Bemühen um einen würdevollen Auftritt.
    Bei den übrigen Communitymitgliedern fielen die Bedenken trotzdem auf fruchtbaren Boden. Allesamt mehr oder weniger heftig nickend, bekundeten sie ihre Zustimmung. Nicht nur Josephine Warrington, die als Prime den Vorsitz führte,

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