140 - Im Land der Feuerdrachen
dieses Mimikriwesen eliminiert wurde, weil es Fehlfunktionen aufwies. Ähnlich wie der pyrokinetisch veranlagte Junge, den wir in der Kristallfestung getroffen haben. Der Organismus, der Nipoo heimsucht, scheint eine verbesserte Version zu sein. Eine, die vielleicht auch den europäischen Bunkern gefährlich werden könnte.«
»Ein Grund mehr, den Dingen in Japan auf den Grund zu gehen«, hakte Matt ein. »Willst du nicht mitkommen, Dave? Deine Erfahrungen mit dem Mimikriwesen könnten von großem Nutzen sein.«
Außerdem konnte ein Partner zur Rückendeckung nie schaden. Normalerweise übernahm Aruula diesen Part. Matt vermisste sie schmerzlich. Nicht nur als Freundin, sondern auch als verlässlich Kampfgefährtin, die ihm in jeder Lebenslage unerschütterlich zur Seite stand.
»Ich bin dabei, gar keine Frage.« Dave unterstrich die Unumstößlichkeit seiner Entscheidung, indem er mit der rechten Faust in die linke Handfläche schlug. »Wäre doch gelacht, wenn wir nicht herausbekommen, was die Daa’muren da schon wieder treiben.«
Der Kopf der Prime, die während dieses Gesprächs von einem zum anderen geruckt war, kam wieder zur Ruhe. Vor die Wahl gestellt, einen Streit vom Zaun zu brechen oder sich vor vollendete Tatsachen stellen zu lassen, entschied sie sich für einen geschickten Schachzug, der ihr Gesicht in der Öffentlichkeit wahrte.
»Gentlemen«, hob sie an. »Ich muss sagen, Ihre Argumente überzeugen mich voll und ganz. Ich erteile Ihnen daher den Auftrag, die Hydriten um eine Passage in die Meera-See zu bitten und eine Expedition nach Nipoo zu unternehmen.«
»Eine weise Entscheidung«, lobte Matt, darum bemüht, ein aufsteigendes Grinsen zu unterdrücken. »Dave und ich werden sofort mit den Vorbereitungen beginnen.«
Viel gab es allerdings nicht mehr zu tun. In Zeiten wie diesen waren Männer wie sie immer so gut wie abmarschbereit.
Bereits eine Stunde später stiegen Matt und Dave in eine Transportgondel der Hydriten, die am Themse-Ufer aus dem Wasser tauchte.
***
Okaya, Ruinenstadt, nördlich des Kiiso-Gebirges
»Das war ein Fehler«, stöhnte Rei Wasabi zum wiederholten Male. »Wir hätten fliehen sollen, als es noch möglich war.«
Neben ihr stöhnte jemand genervt, aber sie konnte nicht anders, als mit der Litanei fortzufahren. Ihre Angst brauchte einfach ein Ventil. »Ist doch wahr! Hier unten haben wir nicht die geringste Chance!«
»Na und, oben vielleicht?«, fuhr Shinji Ikari sie an. »Du hast doch selbst gesehen, wie es der Vorhut ergangen ist!«
Die Kommunikationselektronikerin mit dem rundlichen Gesicht zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen.
Plötzlich waren sie wieder da, die Bilder, die sie schon seit Stunden verfolgten. Von einer Anhöhe aus hatte sie das Ende der Freunde mit ansehen müssen. Soryu Ayanami, Ikki Asuka und all die anderen waren direkt in die Falle gelaufen.
Bäume, Büsche und Felsvorsprünge – alles um sie herum hatte sich plötzlich in Säure und klebrigen Auswurf sprühende Tentakel verwandelt. Nach den Angriffen auf Kyoto, Kobe und Okayama war der Feind zu einer neuen Taktik übergangen: Er bewegte sich nun getarnt durchs Land. Niemand wusste mehr, wann er das nächste Mal zuschlagen würde.
Wo hingegen, das ließ sich durchaus erahnen.
Die Gefahr rückte eindeutig Richtung Norden vor.
Nagoya war schon einer Attacke zum Opfer gefallen, nun versuchte der Moloch in die Bunker von Okaya einzusickern.
Zwischen den beiden Angriffen lag nur ein einziger Tag. Mit diesem Tempo hatte niemand gerechnet.
»Vielleicht hat er sich heimlich geteilt«, setzte Rei erneut an. »Jetzt greift er mehrere Orte gleichzeitig an.«
»Und wenn schon, das ist doch völlig ohne Belang.«
Kazuya Anno reagierte wie immer besonnen. »Wir müssen den Moloch nur daran hindern, bei uns einzudringen, dann wird er schon unverrichteter Dinge weiterziehen. Es ist allerdings wichtig, dass wir alle Ruhe bewahren. Verstanden?«
Die Frage galt ihr, so viel stand fest.
Rei biss sich auf die Lippen und nickte. Sie wusste, dass ihre Art des Stressabbaus andere nervös machte, also versuchte sie von nun an zu schweigen. Auch wenn es nicht leicht fiel.
Der Feuerlöscher in ihren Händen schien ebenfalls unglaublich schwer zu sein. Rei stellte ihn ab, obwohl er nur drei Kilo wog. Auf Dauer schmerzte auch ein geringes Gewicht in den Armen.
Zwei weitere Frauen folgten ihrem Beispiel.
Beschämt sah Rei zu Kazuya und Osamu, die den Flammenwerfer bedienten. Die beiden konnten die
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