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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Waffe nicht einfach niederlegen, obwohl sie ebenfalls Techniker und keine muskelstrotzenden Soldaten waren. Die kleine Zündflamme, die zuckend vor der Stahlmündung tanzte, verbreitete eine unangenehme Wärme.
    Ob ihr Einsatz tatsächlich etwas brachte?
    Rei wagte nicht, die Frage laut zu stellen. Sie war ihrem Gesicht trotzdem deutlich anzusehen, denn Kazuya erklärte plötzlich: »Die anderen Bunker haben sich auf den luftdichten Abschluss ihrer Schleusen verlassen, das war der Fehler. Bei uns kommt das Vieh gar nicht erst rein, wirst schon sehen.«
    Wie zum Hohn klatschte von draußen etwas gegen das stählerne Schott.
    Sofort sahen alle auf den Monitor, der ein Bild der Schleusenkammer übertrug. Aus dem Winkel der Überwachungskamera, die eine von schräg oben angeschnittene Totale lieferte, war nichts Verdächtiges zu sehen. Die Wandkacheln wirkten zwar verschwommen und die Perspektive ein wenig unstimmig, aber bis Rei erkannte, dass sich die Schleuse mit einer formlosen Masse füllte, die automatisch ihre Umgebung imitierte, war es schon zu spät.
    Etwas Schleimiges spritzte gegen die Kameralinse. Gleich darauf brach die Übertragung ab.
    »Achtung, Feind greift an!«, hallte es durch die Flurlautsprecher. »Schleusen eins bis neun vor Zugriff schützen!«
    Kazuya fuhr die Flamme hoch.
    Fauchend schnitt eine tiefrote Lohe durch den Raum und zerschellte an dem geschlossenen Schott. Wie bei einem aufschlagenden Wasserstrahl spritzten die Flammen nach allen Seiten, bis weit über den Stahlrahmen hinaus. Kazuya regulierte den Druck, mit dem die brennbare Flüssigkeit hervorgeschleudert wurde, bis die Flamme genau auf richtiger Länge war.
    Von da an traf sie beinahe punktgenau auf.
    An neun weiteren Zugängen gingen andere Teams auf genau die gleiche Weise vor. Die Schleusen wurden erhitzt, weil der Moloch hohe Temperaturen scheute.
    Der Vorraum heizte sich rasch auf. Rei fühlte einen kalten Zug im Nacken. Der dicke Flammenstrahl verbrauchte so viel Sauerstoff, dass die Luft deutlich spürbar nachströmte.
    Das Glucksen auf der anderen Seite verstummte. Bedeutete das etwa, dass der Moloch von dem aufgeheizten Schott abrückte? Oder war die Kammer lediglich bis zum Rand voll gelaufen?
    Sie wussten es nicht.
    Sie konnten lediglich hoffen, dass ihr Plan aufging. Die Schleusen unter Strom zu setzen, brachte jedenfalls nichts. Das hatte man schon in Nagoya versucht.
    Rei nahm den Feuerlöscher auf und presste ihn fest gegen ihren Oberkörper, wie ein Schutzschild, hinter dem sie sich verstecken wollte. Die heiße Luft trocknete ihre Schleimhäute aus. Bei jedem Atemzug fühlte es sich so an, als ob kochende Flüssigkeit in die Lungenflügel hinab strömen würde.
    Das Schott färbte sich schwarz vor Ruß. Der rechts über der Schleuse angebrachte Monitor begann zu schmelzen. Rundum im Türrahmen quollen feine weiße Schwaden hervor. Genau dort, wo die Dichtungen saßen.
    Wie war das möglich? Die Abdichtung sollte doch gegen Säure resistent sein und mehrere hundert Grad aushalten?
    Das Kunststoffgehäuse zerlief zu zähflüssigen Schlieren, die dampfend heiß zu Boden tropften. Der Punkt zur Selbstentzündung wurde rasch überschritten. Mit einem dumpfen Knall schlug die erste Flamme empor. Sie leckte das geschmolzene Plastik entlang und setzte die gesamte rechte Seite in Brand.
    Als nächstes zersprang die Bildschirmfläche. Dahinter flackerte es ebenfalls verdächtig. Ätzender Qualm schwängerte die Luft.
    Da keine der anderen Frauen reagierte, sah Rei ihre große Stunde gekommen. Nun konnte sie beweisen, dass es half, die eigenen Ängste laut anzusprechen. Beherzt riss sie den Feuerlöscher in die Höhe und rannte auf den brennenden Monitor zu.
    Sie musste ihn löschen, bevor die giftigen Dämpfe, die ihm entströmten, den weiteren Aufenthalt unmöglich machten.
    Rasch schlug sie einen Bogen um den Flammenstrahl, der weiter an der Schleuse leckte. Trotzdem kroch ihr die Hitze unter den blauen Technikeroverall, als ob sie nackt in Lava baden würde.
    Shinji und die anderen schrien entsetzt hinter ihr auf.
    Die Furcht der anderen tat gut. Ja, von jetzt an würde man sie mit anderen Augen sehen. Rei überkam plötzlich eine große Ruhe. Beide Arme vorgestreckt, zielte sie auf den Brandherd und schloss die linke Hand um den Abzugsbügel.
    Fauchend schoss weißer Löschschaum aus der Düse. Für einen Moment verlor sich der Monitor im künstlichen Schneegestöber. Doch Rei ließ sich nicht täuschen. Rasch löste sie

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