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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Boden. Ihr Körper schmerzte bis in die letzte Nervenbahn, während sich das fremde Geflecht in rasender Geschwindigkeit ausbreitete. Rei konnte spüren, wie die Fäden das umliegende Gewebe verflüssigten, um es als Nahrung aufzusaugen. Doch sie fühlte weder Schmerz noch Furcht. Nur ein leichtes Prickeln und Brennen, das aber gar nicht so unangenehm schien.
    »O Gott, wo bleibt nur der Sanitäter?« Shinji kehrte zurück.
    Mit Schweiß auf dem Puppengesicht und einer echten Spur Angst in den Zügen. »Die Kleine stirbt uns noch.«
    Erneut tauchte Miss Bunker 2510 den Schwamm ins Wasser und schrubbte an Rei herum. Einfach zu blöd, um die Sinnlosigkeit ihres Tuns zu kapieren.
    »Aua!« Shinji ließ den Schwamm fallen und starrte auf ihre manikürten Finger. »Verdammt! Ich hätte doch Handschuhe anziehen sollen!«
    Vorwurfsvoll sah sie auf ihre Patientin hinab und präsentierte eine kleine Blase am Zeigefinger.
    Rei spürte, wie sich ihre Lippen zu einem bösen Lächeln verzogen. Gleichzeitig wanderte etwas ihr Rückenmark empor und breitete sich in ihrem Gehirn aus. Lass mich ein, pochte es in Reis Kopf. Ich bin du, und du bist ich. Wir sind jetzt eins.
    Zuerst wusste Rei nicht recht, ob das ihre eigenen Gedanken waren oder ob sie eine fremde Stimme hörte. Mit jedem weiteren Herzschlag verlor diese Frage jedoch an Bedeutung.
    Bis sie nur noch der Gedanke beherrschte, für Einlass zu sorgen. »Was grinst du denn so blöd, du doofe Schlampe?«
    Shinji sah erbost auf sie herab. »Vielleicht habe ich mich gerade an dir infiziert! Findest du das etwa komisch?«
    Ihrem Gesicht nach zu urteilen, wollte sie noch weitere Unflätigkeiten absondern, doch plötzlich kamen nur noch würgende Geräusche aus ihrem Mund. Kein Wunder. Rei drückte ihr gerade den Kehlkopf ein.
    Es ging ganz leicht, denn die Zeit der Schwäche war vorbei.
    Ungeahnte Kräfte durchströmten Reis Körper.
    Achtlos ließ sie die Tote zur Seite gleiten. Sie hatte etwas zu tun, das keinen Aufschub duldete. Die anderen beiden Infizierten schlossen sich der Technikerin wortlos an. Sie brauchten auch gar nicht zu sprechen. Alle drei wussten ganz genau, was zu tun war.
    Schweigend suchten sie den Vorraum der Schleuse auf.
    Kazuya und die anderen wandten ihnen den Rücken zu. Sie waren gerade damit beschäftigt, Dichtungsmasse zwischen Schott und Rahmen zu spritzen. Ein sinnloses Unterfangen, das würden sie bald merken.
    Einige der Blasen auf Reis Handrücken platzten auf.
    Klebriger, ätzender Schleim trat daraus hervor und rann ihr die Finger hinab.
    »Alles klar mit den Verletzten?«, fragte Kazuya über die Schulter hinweg. Er hätte sich besser umdrehen sollen.
    Dann hätte er wenigstens die Hand kommen sehen, die ihn gleich darauf mit dem Keim des Molochs infizierte.
    ***
    Beide Hände auf den gewölbten Körper der Tauchqualle gestützt, streckte Dave McKenzie die Beine aus und sah blinzelnd über die spiegelnde Wasseroberfläche hinweg.
    »Glaubst du, der findet uns auf Anhieb?«, fragte er, ohne sich umzuwenden.
    Obwohl sie mitten auf dem Meer dahin dümpelten, brauchten sie keine Angst zu haben. Zwei Hydriten, die sie auf der ganzen Fahrt begleitet hatten, zogen im Wasser ihre Kreise.
    Bei aufkommendem Wellengang oder angreifenden Raubtieren wussten sie genau, was zu tun war.
    »Aiko ist mit der Technik seiner Enklave bestens vertraut«, versicherte Matt, der den Cyborg wesentlich besser kannte.
    »Wenn er sagt, dass er uns über das ISS-Signal anpeilen kann, stimmt das auch.«
    »Dann ist ja gut.« Dave rückte seine Brille zurecht, obwohl sie bereits perfekt saß. In den letzten fünf Minuten hatte er sie bereits fünf Mal den Nasenrücken hinauf geschoben. Einfach um die Langeweile zu überbrücken.
    Manchmal gab es eben nichts Neues mehr zu erzählen, auch wenn zwei Personen sich noch so gut kannten. Vor allem, wenn gerade eine zehnstündige Fahrt in einer engen Gondel hinter ihnen lag.
    Selbst die beiden Hydriten schienen froh, einfach ihre Bahnen ziehen zu können. Nur ab und zu durchschnitten ein Stirnkamm oder zwei Fußflossen die gekräuselte Wasseroberfläche.
    »Da hinten!« Matt deutete auf einem Punkt am Horizont, der rasch an Größe gewann. »Das muss der Gleiter sein.«
    Sofort sprangen beide auf, sichtlich froh, dass es endlich weiterging. Die Gondel unter ihren Sohlen begann zu schwanken, aber sie waren mit dem Gerät gut genug vertraut, um die Balance zu halten. Trotzdem kehrten die Hydriten zurück, um die organische Kugel von

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