140 - Im Land der Feuerdrachen
konfus.
Von Panik ergriffene Menschen drängten sich dort, um einen sicheren Platz zu ergattern, wurden aber von grimmigen Sicherheitskräften am Betreten der Decks gehindert. Das Auftauchen der Großraumgleiter sorgte zusätzlich für Aufregung. Scheinbar waren sich nicht alle darüber im Klaren, ob Unterstützung oder neue Gefahr nahte.
Naoki ließ sofort alle Gleiter auf der rechten, völlig menschenleeren Landzunge landen. Nur von einem Stellvertreter begleitet, stieg sie auf einen weniger bedrohlichen Zweisitzer um, mit dem sie zum Hafen übersetzte. Blair ließ sie zurück, denn niemand wusste, wie Fremde auf eine Blut trinkende Nosfera reagierten.
Jubel brandete auf, als sich der Gleiter dem Pier näherte.
Inzwischen hatte sich wohl herumgesprochen, dass General Fudoh befreundete Truppen schickte.
Naoki entdeckte einen Mann, der eine Samurai-Rüstung trug und durch zwei Fahnenschwenker auf sich aufmerksam machte.
»Das ist bestimmt General Kaneshiro«, sagte sie und steuerte die beiden roten Flaggen an, die an langen Bambusstäben geschwenkt wurden.
Am Pier angelangt, trat sie dem Befehlshaber selbstbewusst gegenüber. »Warum lassen Sie die Bevölkerung nicht auf die Boote?«, fragte sie, sobald die Begrüßungsfloskeln hinter ihnen lagen.
»Weil es zu gefährlich wäre, die Schiffe einzeln losfahren zu lassen«, gab Kaneshiro souverän zurück. »Wir müssen warten, bis alle da sind, und dann einen Konvoi bilden. Wenn wir die Schiffe vorzeitig bemannen, lassen sich die Menschen nicht mehr zurückhalten. Die Angst macht viele von ihnen unvernünftig.«
»Da ist wohl was Wahres dran«, bestätigte Naoki. »Aber dann lassen sie doch bitte zu, dass sich die Leute hier am Ufer häuslich einrichten. So haben alle etwas zu tun und es nimmt den Menschen die Angst, im Ernstfall nicht rechtzeitig an Bord zu kommen.«
Der General zeigte sich mit dem Vorschlag einverstanden.
Sofort erteilte er entsprechende Befehle, die von seinen Adjutanten umgesetzt wurden.
»Werden Sie den Moloch mit ihren modernen Fliegern bekämpfen?«, fragte er, sobald alles in geregelten Bahnen lief.
Naoki verneinte, denn sie wollte die Anwesenheit ihrer Staffel so lange wie möglich geheim halten. Nipoo war ohnehin nicht mehr zu halten; jetzt kam es vor allem darauf an, bedrohte Menschen auszufliegen.
»Die Bergstadt Okaya ist bereits gefallen«, bedauerte Kaneshiro. »Aber im Norden, in Sendei, gibt es noch viele, die nicht wissen, wie sie auf schnellstem Wege hierher kommen sollen.«
Naoki versicherte, dass sie sofort zwei Gleiter dorthin entsenden würde.
»Es besteht hoffentlich keine Gefahr, dass sie dabei von dem ARET entdeckt werden, der auf Nipoo gelandet ist?«, fragte sie.
Da der General keine Eisenmaske trug, wurde ein breites Grinsen auf seinem Gesicht sichtbar. »Nur keine Sorge«, versicherte er. »Der Radpanzer befindet sich in der Nähe von Okaya, und auch dort stellt er bald kein Problem mehr da…«
***
Akaishi-Gebirge, westlich von Okaya
Die ARET-Besatzung zeigte großes strategisches Geschick bei der Platzierung ihres Fahrzeugs. Stets fand sie eine uneinnehmbare Anhöhe, oder ein kahles Gelände, das sich mit der Dachkanone mühelos kontrollieren ließ. Verkohlte Baumstümpfe markierten die Stellen, an denen sie die karge Vegetation gewaltsam zurück geschnitten hatten, um ein besseres Sichtfeld zu schaffen.
Keiji Sho blieb gar nichts anderes übrig, als stets genügend Abstand zu halten. Das Fernglas fest gegen Augenbrauen und Wangenknochen gepresst, spähte er die aktuelle Position des Radpanzers aus, der zurzeit gut drei Kilometer entfernt stand.
Wie gewöhnlich wirkte der ARET wie ausgestorben. Keiner der Insassen ließ sich je draußen sehen.
Die zerklüfteten Bergzüge, die Keiji als Deckung nutzte, waren einmal von dichten Wäldern bewachsenen gewesen, aber die von dem Kometen »Christopher-Floyd« ausgelöste Flutwelle hatte vor über fünfhundert Jahren allen fruchtbaren Boden zu Tal geschwemmt. Geblieben war der nackte Fels, in den Wind und Regen mit der Zeit immer tiefere Spalten und Täler gruben.
Das Gestein unter Keijis Händen fühlte sich bereits porös an. Wenn er von einem Hang zum nächsten kletterte, platzten unter seinen Sohlen regelmäßig fingernagelgroße Splitter ab.
Ein dunkles Knarren ließ den Fernspäher herumfahren.
Das Geräusch war ihm gut bekannt. Es entstand, wenn ein Koorogi beide Fühler gegeneinander rieb. Ein kurzer Blick bestätigte, dass sein eigenes Reittier
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