140 - Im Land der Feuerdrachen
Schutz der Nebelbänke können wir mit dem Zweisitzer vielleicht unbemerkt bis zu den Inseln vordringen.«
Matt nickte. Ihm war bereits die gleiche Idee gekommen.
»Warum den Schutz des Großgleiters aufgeben?«, warf Dave ein. »Mit dem sind wir doch viel schneller.«
»Stimmt«, gab der Cyborg zu. »Dafür ist er aber auch leichter zu entdecken.«
»Na und?« Dave rückte seine Brille zurecht, obwohl sie perfekt auf der Nase saß. »Wen sollte das stören?«
»Die Todesrochen!« Aiko deutete mit dem Finger durch das rundum verglaste Kanzeldach, um auf den Luftraum über dem Kratersee hinzuweisen. »Die patrouillieren da oben wie eh und je.«
Matt und Dave reckten die Hälse, doch so sehr sie auch Löcher in den Himmel starrten, sie konnten auf diese Entfernung nichts Verdächtiges entdecken. Nicht mal einen dunklen Punkt, der sich im Nachhinein als Fliegendreck auf der Glashaube entpuppte.
»Die Viecher sind da«, versicherte Aiko. »Ihr könnt mir glauben.«
»Also der Zweisitzer«, entschied Matt. »Ich hoffe, du nimmst mich mit.«
»Klar, kein Thema. Wir sind doch ein eingespieltes Team.«
Daves Augenbrauen zogen sich über der Nasenwurzel zusammen. Einen Augenblick lang sah es so aus, als ob er protestieren wollte, dann ergab er sich jedoch seinem Schicksal. Der Großgleiter durfte nicht unbewacht zurückbleiben. Im Notfall musste er als rettende Kavallerie dienen.
Aiko flog noch eine halbe Stunde, bis sie, seinen Berechnungen nach, auf Höhe der Atolle zwischen Rula und Kore waren. Dann verringerte er den Schub und ließ den Gleiter auf einen halben Meter über der Wasseroberfläche hinab sinken.
Angesichts des trägen Wellengangs reichte dieser Sicherheitsabstand vollkommen aus.
Dave und Honeybutt besetzten die Kanzel, während Aiko und Matt einen der Zweisitzer klarmachten und durch das aufgleitende Schott ins Freie flogen. Auf direktem Weg nach Westen, den dunkel verhangenen Inseln entgegen.
Hinein ins Land der Feuerdrachen…
***
Akaishi-Gebirge, westlich von Okaya
Um zum Pass vorzustoßen, mussten die Koorogis einige hohe Felskämme überwinden. Keiji zügelte sein Tier, als die Sicht auf Okaya frei wurde. Kalte Schauer überliefen seinen Rücken, denn der Moloch klebte immer noch zitternd zwischen den Ruinen. Unten, im Bunker, lebte sicher niemand mehr.
Zum Glück waren in den weiter nördlich gelegenen Anlagen die Evakuierungen bereits im vollen Gange.
Alle Stellungen wurden aufgegeben. Es galt nur noch, das nackte Leben zu retten. Der Moloch war nicht zu stoppen. Um die Menschen, die sich in Tokio sammelten, zu schützen, mussten sie seinen Vormarsch aber wenigstens verlangsamen.
Innerhalb der nächsten Stunde spähte Keiji noch öfter durchs Fernglas. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch beobachtete er, wie sich der pulsierende Riesenklumpen zu einer platten Decke ausstreckte und Richtung Norden davon floss. Außerhalb des Stadtkerns entsann sich das Wesen wieder seiner Chamäleonfähigkeiten und passte sich der Umgebung farblich an. Völlig unsichtbar wurde es nicht dadurch, dafür bewegte es sich zu schnell, aber auf die Entfernung war es schon sehr schwer auszumachen.
Die Spur, die es hinterließ, büßte ebenfalls an Deutlichkeit ein. Durch die Opfer der letzten Tage gesättigt, ließ es den Pflanzen das Chlorophyll in den Blättern. Ein Späher musste schon auf abgestreiftes Laub und geknickte Äste achten, um die Fährte zu finden.
Doch der Moloch war ohnehin nicht ihr Ziel. Ihn zu bekämpfen, dazu fehlten die Mittel. Was sie wollten, war der ARET, oder wenigstens seine Palmenantenne.
Inu Yasha war in Nipoos Bergen wie zuhause.
Zielsicher suchte er eine Stelle auf, an der sich hohe Felswände zu beiden Seiten des Passes auftürmten. Hier war der Panzer in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, hier musste er direkt an ihnen vorbei.
Zu beiden Seiten des Einschnitts gingen sie in Stellung. Das Warten begann. Zwei Stunden hielt es an. Inu Yasha wollte schon Späher ausschicken, um sicher zu gehen, dass der Radpanzer auch wirklich kam. Es war eine nervtötende Zeit, in der nichts geschah. Nur ein wilder Koorogi ohne Fühler, der respektvollen Abstand zu seinen gesattelten Artgenossen hielt, ließ sich kurz auf einer nahen Bergkuppe blicken.
Dumpfes Brummen beendete die Zeit des Wartens. Lauernd und unheilvoll hallte das Motorengeräusch von den schroffen Felswänden wider. Alle Ninjas gingen in Deckung. Der Feind sollte sie erst entdecken, wenn die Falle schon zugeschnappt
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