Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
sich zusätzliche Klarheit. Auf der Strecke begegneten ihnen Baufahrzeuge. Immer wieder wies Beauvallon darauf hin, daß es Lastwagen von Maitre Ducroq oder des Gartenbau-Subunternehmers waren. Endlich tauchte hinter den Wipfeln der dunkelgrünen Pinien der lange Schrägausleger des Baukrans auf, und gleich darauf ein Teil des Daches, das mit künstlich gealterten neuen Pfannen gedeckt wurde.
    Der Wagen federte weich, als Jean-Jacques ihn durch die Einfahrt bugsierte. Für Dorian Hunter war es, als ob sich beim Näherkommen das Licht änderte. Der Himmel schien seine lebhafte Farbe zu verlieren.
    Der Wagen hielt zwischen Materialstapeln. Ein paar Arbeiter schauten neugierig herüber. Langsam stieg Dorian aus und starrte die Linien und Vorsprünge des Schlößchens an. Ihm war, als ob eine Passage aus einem alten Lesebuch des Schreckens zu Stein geworden vor ihm stünde.
    Ohne zu achten, ob er durch Bauschutt stolperte, ging er auf das Gebäude zu. Sein Gesicht hatte einen fast entrückten Ausdruck angenommen. Seine grünen Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Die dunkle Haut bekam einen fahlen Schimmer.
    „Erstaunlich", flüsterte er.
    Seine Erfahrung und sein großes Wissen über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Schrecklichkeiten illustrierten in seiner Phantasie jeden einzelnen Quader. Dieses Haus war älter als ein halbes Jahrtausend, und aus jeder Pore atmete es Geschichte aus.
    Spätestens jetzt wußte er, daß seine Vermutungen richtig gewesen waren.
    Die drei Menschen und die vielen Tiere waren dem Bösen erlegen. Nicht einem Unfall, der sich logisch erklären ließ.
    Leise sagte er zu sich selbst, als er durch den Eingang schritt und überall die Zeichen des planvollen Wiederaufbaues sah: „Jetzt hast du dein Problem, Dorian."
    Es würde sein Kampf werden. Schon heute nacht. Wie immer sollte dieses grausige Handwerk keine Spuren hinterlassen und seine Identität nicht verraten. Das würde weniger schwierig sein als jetzt, auf den ersten Blick, anzunehmen war.
    Aber wie schaffte er es, die Männer zu beruhigen?
    Er schlenderte einmal rund um das Haus und prägte sich die Lage aller wichtigen Eingänge ein, richtete seine Schritte zum Strand und kam wieder zurück, erkannte die neu bearbeiteten Flächen eines ausgedehnten Parks und die ersten, winzigen Grashälmchen.
    Schließlich stieß er die klappernde Tür auf, die zum Baubüro führte. Beauvallon unterhielt sich, über die Blaupausen und Pläne gebeugt, mit einigen Vorarbeitern. Er schaute hoch und deutete auf die Rotweinflaschen im Regal.
    „Bedienen Sie sich", sagte er. „Ihr Eindruck?"
    „Sorgen Sie dafür, daß sich nachts hier niemand aufhalten kann. Ich bin noch weit davon entfernt, kluge Ratschläge erteilen. zu können. Aber Teile des alten, unterirdischen Bezirks sind, sozusagen, vergiftet."
    „Ich führe Sie nachher durch die Anlage. Einen Augenblick."
    „Lassen Sie sich nicht stören."
    Dorian hatte nicht die Absicht, sich ablenken zu lassen. Er schenkte sich ein Glas Wein ein und verglich Pläne und Zeichnungen, Modelle und einzelne sichtbare Änderungen an den Mauern selbst miteinander. Er spürte förmlich das schwarze Eigenleben dieses Gebäudes, aber er erkannte auch, daß das Schlößchen einen großen Teil seiner Geheimnisse schon verloren hatte: Stahl und Stahlbeton, neues Balkenwerk, neuer Verputz und frische Farben - und weit geöffnete Türen und Fenster, durch die zusammen mit dem muffigen Geruch auch die abgrundtiefe Bosheit hinwegsickerte und ausgaste.
    Aber irgendwo, wahrscheinlich in jenem gesicherten Kellergeschoß, konzentrierte sich das Grauen der Vergangenheit.
    Warum war es geweckt und auf die arglosen Menschen losgelassen worden?
    Vielleicht konnte er es schon bald herausfinden.
    In dieser Nacht, beispielsweise.
    „Kommen Sie. Die Polizei hat das Gewölbe versiegelt, aber wir können hineinsehen. Und noch etwas - Pierre, unser Vormann, hielt das hier in der Hand."
    Auf einem weißen Karton lag ein uralter, halb unkenntlicher Gegenstand. Dorian sah, daß es einst ein Schlüssel für eine große Truhe gewesen war, oder für eine kleinere Tür. Er merkte sich das Aussehen und die Lage des Schlüssels und fragte:
    „Ducroq ist heute nicht hier?"
    „Nein. Warum fragen Sie?"
    „Vielleicht sehe ich mich hier um, wenn mich niemand ablenkt. Nachts zum Beispiel. Sagen Sie den Arbeitern, daß sie mich ungehindert hier herumlaufen lassen?"
    „Mache ich."
    Dorian Hunter, der Dämonenkiller, konnte sich

Weitere Kostenlose Bücher