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140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hielt Dorian die Tür eines gemütlichen Anbaues auf, betätigte Lichtschalter und winkte, „das ist unser Gast für einige Tage. Er hilft mir ein wenig beim Castellet." Dorian wurde vorgestellt. Iris de Beauvallon nahm seine Hand, musterte ihn mit offenem Lächeln, und er war hingerissen von ihr. Sie öffnete einen Schrank und zeigte ihm das Bad, Schlafzimmer, Telefon und die kleine Bibliothek im Nebenraum. Es gab sogar eine winzige Küche, voll eingerichtet und eine bezaubernde Mischung zwischen uralt und hochmodern.
    „In zwanzig Minuten drüben, im Haupthaus?" meinte Iris. „Ich habe für euch Männer etwas Handfestes zum Essen, und auch über Le Castellet ließ sich einiges finden."
    „Bis gleich. Mit Vergnügen", nickte Dorian und öffnete seine große Tragetasche. Er machte sich frisch, wechselte das Hemd und zog weiche Slipper an, streckte sich einige Minuten auf dem neu überzogenen Bett aus und genoß den Geruch von Bienenwachs, provenzalischen Kräutern und Holz. Auch das Innere des Haupthauses zeigte ihm, welche Gedanken und Vorstellungen Jean-Jacques vom Umbau Le Castellets bewegten. Zwischen den uralten Balken der Deckenkonstruktion befanden sich strahlend weiße Felder aus isolierendem Material. Das langgestreckte Bauernhaus war völlig entkernt worden. Um einen mächtigen Tisch, ebenfalls alt, standen gemütliche neuartige Halbsessel. Auf dem Tisch breitete sich auf weißen Deckchen, von zahlreichen Kerzen beleuchtet, eines jener Abendessen aus, deretwegen Frankreich einen Teil seiner Faszination bis heute erhalten konnte.
    Dorian grinste und zupfte an den hängenden Enden seines Schnurrbarts.
    „Welch ein Glück, daß Sie ausgerechnet mein Rücklicht zertrümmerten, Jean-Jacques. Es muß noch besser schmecken, als es aussieht."
    Landwein, grobe Pastete, gesalzene Butter, frisches Brot, Oliven, Käse und dicke Scheiben einer Salami, die ungeheuer stark nach Knoblauch roch, handgemachte Teller und Tassen, uralte Weinpokale, das Kerzenlicht und eine herzliche Unterhaltung - ein Erlebnis, einzigartig für den Dämonenkiller, und gleichzeitig eine Verpflichtung, diesen Leuten zu helfen.
    Natürlich fragten sie ihn nach seinem Beruf.
    Der Dämonenkiller wich aus. Für solche Gelegenheiten hatte er sich eine glaubwürdige Geschichte, zurechtgelegt. Weder der Architekt noch seine Frau zweifelten an seiner Darstellung. Herzhaft sprach der Gast den Speisen zu; der Wein war fast schwarz und schwer. Das Kerzenlicht verwandelte Gläser und Inhalt in rotleuchtende Köstlichkeiten.
    „In manchen Nächten", erklärte schließlich Dorian Hunter, „spürt man eine Art Geist der Mauern.
    Es ist im wesentlichen derselbe Vorgang, den Sie hier praktizierten, Jean-Jacques. Das Alte und Uralte offenbart dann seinen seltsamen Charakter. Daran ist wenig Mystisches. Es ist alles ganz handfest, wie diese Pastete."
    „A la forestiere", murmelte Iris. „Vielleicht hilft Ihnen dieses Buch weiter. Es ist aus der Kommunalbibliothek. Allerdings in einer Sprache abgefaßt, die kaum einer mehr versteht."
    „Darf ich?"
    Dorian schlug den verwitterten Einband auf. Wenn er sich nicht irrte, war diese Chronik geschrieben, nicht mit Lettern gedruckt worden. Uraltes Papier, stockfleckig, entließ einen bedrohlichmuffigen Geruch, wie jene Mauern. Dorian erklärte verschwommen, daß er nur wenige Schwierigkeiten habe, den Text zu entziffern.
    Er las einige Zeilen, wendete die Blätter, nahm einige Stichproben und sah sofort ein, daß er auf eine kostbare Quelle gestoßen war. Zögernd klappte er die schweren Buchdeckel wieder zu und schloß die Messingschnalle.
    „Dazu brauche ich mehr Zeit", sagte er. Iris goß aus einem schweren Krug die Weingläser voll und lächelte unsicher. „Sie können das lesen?"
    „Ich habe alte Sprachen studiert", gab er zu. „Oft ist anders keine vernünftige Analyse möglich. Meist sind sämtliche Aufzeichnungen verschollen."
    „Es handelt sich also doch um Okkultismus!"
    „Auch Teilchen von nicht-rationalen Vorgängen sind Teil unseres Lebens. Wenn Ihre Haustür dort erzählen könnte, was sie gesehen hat, seit das Holz bearbeitet wurde, käme eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zustande", erwiderte Dorian. „Oder dieser Tisch. Alle Gerichte zu allen Zeiten, alle Gespräche, jeder Streit, jeder Vertrag… das ist das Fatale an der Vergangenheit, daß sie sich selbst nur selten deutlich zeigt."
    „So wie in Le Castellet."
    „Nichts ist auszuschließen."
    Hunter sah auf seine Uhr. Noch

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