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140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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war genügend Zeit. Den Weg kannte er inzwischen. Sein Blick ging zwischen der Frau und dem Architekten hin und her. Iris trug ihre hellblonden Haare aufgesteckt. Eine Silberspange funkelte im Kerzenlicht. Ihr Gesicht war schmal und ausdrucksvoll. Ihre hellblauen Augen ließen deutlich erkennen, daß sie die Sorgen ihres Mannes mitempfand. Beide Partner waren bodenständige Küstenfranzosen, tief verwurzelt mit dieser Gegend. An den Küsten des Mittelmeers waren die ersten Kulturen entstanden und hatten sich ausgebreitet, mit all dem Glanz und den unsagbaren Grausamkeiten jener Jahrhunderte.
    Auf absonderliche Weise war vielleicht das Werkzeug, das der unglückliche Pierre in der mumifizierten Hand gehalten hatte, ein Schlüssel zu diesem Portal der Vergangenheit.
    Bedächtig leerte Dorian Hunter sein Glas und stand auf.
    „Danke für alles", sagte er. „Ich fahre zur Baustelle, Jean-Jacques. Ich brauche eine Lampe. Und noch etwas: Ich liebe den Geruch von frischen Knoblauchzehen. Darf ich?"
    Er ging zum Herd, nahm zwei dick geflochtene Zöpfe vom Haken und machte eine Geste, die um Vertrauen und Ruhe bat.
    „Morgen sehen wir weiter", erklärte er und klemmte sich das Buch unter die Achsel. „Wir sollten kein unnötiges Aufhebens von der Sache machen."
    Er ließ zwei verwirrte Menschen zurück. Sie vertrauten ihm, aber sie verstanden zu ihrem Glück nichts von dem, was er vorhatte.
    Kurze Zeit später hörten sie, wie der Wagen aus dem Hof fuhr. Scheinwerferlicht huschte über die kleinen Vierecke der Fenster. Dann war Dorian Hunter in der Nacht verschwunden.

    Den Wagen fuhr er ins Gebüsch abseits der Straße hinein. Er hob seinen Koffer auf den Beifahrersitz, schaltete die Innenbeleuchtung an und hob nacheinander verschiedene Gegenstände heraus, schob sie in die Taschen der dünnen Jacke, hängte sie um den Hals, streckte sie in den Gürtel.
    Er zog die Schlüssel ab, versperrte den Wagen und legte die Schlüssel unter den linken Vorderreifen.
    Dorian richtete sich auf, nahm die schwere Lampe in die linke Hand und drang ohne Mühe in das Nachbargrundstück ein. Es war neunzig Minuten vor Mitternacht. Lautlos und, als sich seine Augen auf die Dunkelheit eingestellt hatten, immer schneller und sicherer ging er entlang des neuen, mannshohen Zaunes in die Richtung des Meeres. Nach zweihundert Schritten stieg das Land an, und er bahnte sich seinen Weg durch Weinstöcke und Gebüsch. Von rechts leuchteten die Scheinwerfer, und alle Dinge warfen bedrohliche, lange Schatten. Zweimal blieb Dorian stehen und vergewisserte sich, daß ein einsamer Wächter mitten auf dem geschwungenen Zufahrtsweg im Auto saß. Er las in einem Comic, das Radio spielte leise.
    Die großen dunklen Flächen waren Teile des neu angelegten, sorgfältig arrangierten Parkgeländes. Schmale Plattenwege führten hierhin und dorthin; ihre Oberfläche leuchtete fahl im Sternenlicht.
    Als Dorian, am Ostflügel des Kastells vorbei, den Hügel erreichte, sah er das Meer, darüber die schmale Sichel des Mondes, und als unregelmäßige Lichterkette die Ortschaften entlang des Golfe du Saint Tropez.
    Der Scheinwerfer des Leuchtturms von Cap Camarat huschte über die Hügel.
    Dorian blieb stehen. Der Zaun wies hier eine unfertige Stelle auf. Baufahrzeuge standen zwischen Erdhügeln und Säcken voller Baumrindenmehl. Der Dämonenkiller ging langsam auf das Kastell zu und befand sich nach etwa fünfzig weiteren Schritten vor einem der nun vergitterten Kellerfenster. Überall breitete sich ein Wirrwarr aus: fertige und halbfertige Schalungen, Mauern und aufgewühlte Erde, schräge Stützen und aller denkbarer Abfall. Zwei Flächen waren sauber geharkt und mit frischem Erdreich bedeckt. Warm und kraftvoll roch diese Erde.
    Aber schon überlagerte der stechende, giftige Geruch des Mauerwerks jede andere Ausdünstung. Dorian bewegte sich aus dem Bereich des Lichts hinaus und schlich geduckt zu einem Werkzeugschuppen.
    Nur zweimal blitzte die Lampe auf, dann hatte er gefunden, was er suchte. Einen armlangen Bolzenschneider mit frisch geschliffenen Zangenschenkeln.
    Der Posten erwartete, wenn überhaupt, einen Eindringling auf der Hauptzufahrt und sah den Dämonenkiller nicht. Dorian ging, ohne Spuren zu hinterlassen, zur Rückseite des Gebäudes und rutschte in eine schräge Baugrube hinunter.
    „Ich weiß nicht, wieviel Zeit ich habe", flüsterte er, halb überwältigt von den Wellen dämonischer Ausstrahlungen. „Aber es ist reichlich."
    Er setzte den

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