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140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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kaum Räume ohne große Fenster."
    „Das ist gut. Ich war so lange eingeschlossen."
    Dorian legte seine Ausrüstung in das Köfferchen, startete und fuhr die ersten hundert Meter langsam und ohne Scheinwerfer. Mit schwacher Neugier schaute sich Roquette im Wagen um und drehte den Kopf, wenn sie an Gebäuden oder Verkehrszeichen vorbeikamen.
    „Du brauchst, um leben zu können, Essen und Trinken!"
    Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Roquette erwiderte: „Ich weiß es selbst nicht. Ich spüre noch keinen Hunger, keinen Durst. Aber ich werde es herausfinden."
    Es herrschte nicht mehr viel Verkehr auf den Straßen. Dorian durchquerte rasch das langgestreckte Dorf und fand die Einfahrt zum Grundstück der de Beauvallons. Im Haupthaus waren die Lichter ausgeschaltet. Er parkte den Wagen dicht vor dem Nebengebäude und führte Roquette hinein. Auf dem Arbeitstisch vor dem Fenster lag das alte Buch. Iris de Beauvallon hatte einen Krug Wein und, in einem Körbchen, Brot, Käse, Pastete und Butter, mit einem bunten Tuch zugedeckt, bereitgestellt. Dorian schloß die Tür, goß Wein in das Glas und hielt es Roquette hin.
    „Nimm einen Schluck", sagte er und gähnte. „Hinter dieser Tür findest du alles, was du brauchst. Auch meinen Bademantel."
    Sie hob das Glas und versuchte den Wein. Wieder lächelte sie, als sie das Glas geleert hatte.
    „Ich erinnere mich", sagte die Frau aus der Vergangenheit. „So schmeckte der Wein damals. Ich lebe also. Es ist eine Bestätigung, daß mein Körper wirklich und kein Schemen ist."
    „In meinem verschwitzten Hemd siehst du keineswegs schemenhaft aus", sagte Dorian und grinste aufmunternd. „Ich zeige, dir, wie eine Dusche zu benutzen ist."
    Sie fand sich schnell zurecht. Offensichtlich waren ihre Gedanken weit über die Mauern von Le Castellet hinausgeschwärmt und hatten gesehen, wie sich die Welt unendlich langsam änderte. Allein die Qual dieser Zeitspanne und das Gefühl eines lebendigen Verstandes oder Bewußtseins, begraben und ausgesperrt zu sein, stellten eine Qual dar, deren Tiefe nicht einmal er nachempfinden konnte.
    Der Dämonenkiller nahm einen tiefen Schluck Wein, schlug das Buch auf und rückte es in den Lichtkreis der Lampe. Dann legte er die Jacke ab, tat seine Ausrüstung wieder in den Koffer zurück und zog die schmutzigen, feuchten Schuhe aus. Er lehnte sich im leise knarrenden Stuhl zurück und vertiefte sich in den Text der uralten Chronik.
    Einige Zeit später hörte er, wie sich die Tür zum Bad öffnete. Er drehte sich um. Roquette kam ins Licht. Sie trug Dorians weißen Bademantel und hatte ihr feuchtes Haar zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt. Ihre Augen und ihre Lippen glänzten, als sie nach dem Weinglas faßte.
    „Du wirkst nicht im mindesten wie eine fünfhundert Jahre alte Dame, die ins Leben zurückgekehrt ist", sagte er. Ihre Haut roch nach Seife und schwach nach seinem Eau de toilette.
    „Ich fühle jeden Herzschlag", sagte sie. „Ich fange an, mich auf jede neue Stunde zu freuen."
    „Freue dich nicht zu sehr", meinte er und schüttete aus dem Krug roten Wein nach. „Denn du wirst mir viele Fragen beantworten müssen."
    „Wenn du versprichst, die Dämonen im Gewölbe zu vernichten."
    „Das ist meine Absicht", schloß er.
    Sie setzte sich auf das Bett, lehnte sich an das hölzerne Kopfteil. Er drehte den Sessel herum, nahm das Buch in den Schoß und sah zu, wie sie trank. Roquette hatte lange, wohlgeformte Beine mit zierlichen Fesseln. Zu „ihrer Zeit" war sie eine Schönheit gewesen, und das galt auch für heute. „Was willst du wissen, Dorian?" fragte sie und setzte wieder ihr melancholisches Lächeln auf. „Alles. Vom Anfang an."
    „Dazu wird eine Nacht nicht reichen", meinte Roquette. „Alles beginnt mit Le Castellet und dem Grafengeschlecht von Darboussiere."

    Abseits der Handelsstraße, die von römischen Legionen angelegt worden war, gehörte den Comtes de Darboussiere ein riesengroßes Stück Land. Riesige Forsten breiteten sich aus, voller jagdbaren Wildes, Weinberge und Weiden. Ein Flüßchen trieb eine Mühle an und lieferte prächtige Fische.
    Das Stammhaus war ursprünglich ein einziges Haus gewesen, das Gehöft reicher Bauern.
    Aus allen Teilen des Landes kamen Wanderarbeiter und fingen an, Steine zu brechen und zu bearbeiten. Man schrieb das Jahr des Heils 1359. Europa war eine riesige Zone kleiner Kriege, und ein tüchtiger Söldner konnte ein Vermögen zusammenstehlen und es ebenso schnell wieder

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