1405 - Sei schön für den Teufel
sehnten sich danach. Sie legten sich für diesen Wahn freiwillig unters Messer. Sie wollten wieder in den Spiegel schauen können, um dann zufrieden zu sein.
Und jetzt? Ja, sie war eine andere geworden. Vielleicht war sie auch schön geworden. Nur für wen? Schön für den Teufel? Das war die große Frage. Für denjenigen, dessen Augen so schrecklich geblutet hatten? Für Professor Kazakis?
War er der Teufel? War er ein Satan im weißen Kittel? War er jemand, der Menschen manipulierte und sich als Tarnung die Klinik aufgebaut hatte?
Das alles schoss ihr durch den Kopf. Wenn sie ehrlich war, ging sie davon aus, dass es so war, dass sie in eine Falle gelaufen war, aus der sie nicht mehr entkommen konnte. Und sie wusste ferner, dass man noch etwas mit ihr vorhatte, sonst hätte man sie nicht in diesen Raum geschafft.
Ein Handy!
Himmel, nie zuvor hatte ihr ein Handy so gefehlt wie in diesen Augenblicken. Aber sie hatte keines. Woher sollte sie das nehmen?
Sie trug nicht mehr ihre normale Kleidung, sondern einen hellen Bademantel aus weichem Stoff.
Es gab keine Nachwirkungen der OP. Sie verspürte nicht die geringsten Schmerzen in ihrem Gesicht. Da war auch kein Ziehen, und so fragte sie sich immer mehr, wie dieser Professor ihr das neue Gesicht hatte überhaupt geben können. Über welche Mittel verfügte er? Wie groß war seine Macht?
Wie zum Hohn hing an der Wand ein Spiegel. Er war nicht sehr groß, aber sie konnte sich trotzdem darin sehen.
Es glich schon einer Folter, als sie sich davor stellte und hineinschaute.
Ja, da war die glatte Haut. Einfach perfekt. Ohne Falten. Sie sah nicht mehr normal, sondern künstlich aus, als wäre sie frisch aus der Retorte gekrochen.
Künstlich. Ich bin eine künstliche Frau!
Abermals merkte sie den Druck der Tränen. Sie wischte über ihre Augen. Zu heulen hatte keinen Sinn.
Sie ging dann zur Tür, weil sie dort etwas probieren wollte. Hoffnung hatte sie natürlich nicht, aber Mandy wollte eben nichts unversucht lassen. Sie drückte auf die Klinke – und hätte beinahe gelacht, als sie ihren Misserfolg erlebte.
Die Klinke ließ sich nicht bewegen. Nicht um einen Millimeter konnte sie nach unten gedrückt werden. Kazakis und seine Bande hatten wirklich an alles gedacht.
Nach Luft schnappend ging sie wieder zurück. Sie verspürte einen leichten Schwindel, und sie hatte das Gefühl, über den Boden zu schweben, wobei sie ein kalter Schauer erfasste.
Wäre das Zimmer nicht mit hellen Möbeln eingerichtet gewesen, es hätte noch kleiner gewirkt. Ein schmaler Sessel, ein Tisch. Ansonsten kahle Wände. Es gab keinen Schrank, es gab einfach nichts, was sie für eine Flucht hätte gebrauchen können.
Sie saß da und starrte ins Leere. Weinen wollte sie nicht, und so schaffte Mandy es auch, still zu bleiben. Wie lange musste sie noch hier sitzen, bevor jemand sie hier wegholte?
Ulema, der Drachen. Sie steckte mit Kazakis unter einer Decke. Sie war ihm hörig und würde alles tun, was er verlangte.
Etwas störte sie. An der rechten Wange spürte sie das Jucken. Als hätte sie dort einen Stich von einem Insekt erhalten und es würde sich bereits eine Blase bilden.
Sie kratzte sich dort.
Das Jucken blieb bestehen.
Noch mal das Kratzen, und diesmal drückte sie den Fingernagel noch tiefer. Mandy hatte es nicht gewollt, aber sie spürte plötzlich ein Stück Haut unter dem Nagel. Das hatte sie sich von der Wange gekratzt.
Langsam drehte sie die Hand so, dass sie die Haut auch sehen konnte. Sie hätte jetzt einen Schmerz spüren müssen, denn das wäre normal gewesen, aber da war nichts.
Ihre Augen weiteten sich, während sie das Stückchen Haut betrachtete. Es klemmte unter dem Fingernagel fest, und sie suchte das Blut daran.
Das war nicht vorhanden.
Ihre Hand fing an zu zittern. Ein nachträglicher Schock hatte sie erwischt. Sie glaubte, ihm Sessel zu sitzen und sich zu drehen. Normal Luft holen konnte sie auch nicht mehr, denn sie verursachte dabei keuchende Geräusche.
Was war das für eine Haut?
Die Frage brannte in Mandys Kopf, und sie schaffte es nicht, darauf eine Antwort zu geben. Die junge Frau war völlig durcheinander, nur wollte sie auf der anderen Seite Gewissheit haben, auch wenn es verdammt wehtat.
Sie erhob sich mit unsicheren Bewegungen und schritt langsam auf den Spiegel zu. Ihr Blick war noch ins Leere gerichtet. Erst als sie vor dem Spiegel stand, hob sie ihn an.
Sie sah sich – und sie sah ihre rechte Wange!
Schlagartig verlor sie die
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