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1406 - Barriere im Nichts

Titel: 1406 - Barriere im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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meinem ersten Anruf zugegeben. - Aber wir wollen uns nicht streiten, Quando, nimm bitte Platz."
    Quando ließ sich in einen der drei unbesetzten Kontursessel sinken und wartete mit unbehaglichem Gefühl ab. Was mochte der Mediker wollen? Schon die nächsten Sekunden gaben Aufschluß über diese Frage, und er wünschte plötzlich, heute morgen im Bett geblieben zu sein. „Ich führe unter anderem die Aufsicht über unseren Medikamentenbestand. In letzter Zeit hat es einen auffällig hohen Verbrauch an Schlafmitteln gegeben, insbesondere an Psychobol B. Ich habe nachgeforscht, und dabei herausgefunden, daß das Psychobol fast ausschließlich an dich ausgegeben wurde."
    „Nun, ich habe Schlafbeschwerden..."
    „Mach dir nichts vor, Quando: Bei dem Verbrauch hast du keine Schlafbeschwerden, sondern einen ernsten seelischen Knacks. Du brauchst kein Psychobol, sondern ein paar Sitzungen mit unseren Therapeuten. Dann kommst du wieder in Ordnung."
    „Daran liegt es nicht", wehrte Quando ab. Er wollte um keinen Preis mit irgendwelchen Leuten über Amica und Tarni sprechen müssen, und er wußte, daß niemand ihn dazu zwingen konnte. „Natürlich liegt es daran, Quando. Aber du scheinst mir nicht besonders einsichtig.
    Deshalb will ich dich an das erinnern, was dir mit jeder Dosis Psychobol in Erinnerung gerufen wurde. Nur zur kurzzeitigen Verwendung. Wirkt unter Umständen suchterzeugend. Kann die Konzentration schwächen und das Persönlichkeitsbild verändern. Das steht auf jeder dieser kleinen Packungen, und zwar so, daß man es nicht übersehen kann.
    Du mußt dich unbedingt einer Entgiftung unterziehen, Quando. Was hältst du davon, wenn wir gleich beginnen?"
    „Überhaupt nichts", antwortete er frostig. „In den nächsten Tagen, Rumes, du kannst dich darauf verlassen."
    „Wie du willst, ich darf dich nicht zwingen. Allerdings bin ich berechtigt, dir den Zugang zu Psychobol Bzu sperren.
    Außerdem hast du ab jetzt keinen Zugang mehr zu anderen Schlafmitteln und Sedativa. Das wäre alles."
    Quando brummte ein paar unverständliche Worte und verließ die Medoabteilung, ohne Rumess einen weiteren Blick zu gönnen. Was hatte der andere in seinen Angelegenheiten zu suchen? Sein Verhalten außerhalb der Dienstzeit ging niemanden etwas an.
    Ein halbe Stunde lang lief er ziellos in der CIMARRON herum.
    Am Ende setzte er sich in eine Solokabine im Observatorium und betrachtete von dort aus die Milchstraße. Und wenn sein flüchtiger Gedanke doch nicht falsch war? Wenn sie die Milchstraße tatsächlich deshalb nicht anflogen, weil es die Pläne der Schiffsführung störte? Er würde kaum etwas dagegen tun können, überlegte Quando.
    Natürlich stand es ihm frei, zu dem Thema eine Mannschaftsversammlung einzuberufen, aber niemand würde zuhören.
    Zunächst jedoch mußte er sich um das Nächstliegende kümmern. Er suchte seine Kabine auf, strich flüchtig die Haare glatt und aktivierte die interne Videoverbindung. Auf dem Schirm erschien fast augenblicklich Valeries Gesicht - als habe sie seinen Anruf erwartet. „Hallo, Quando. Ich freue mich, daß du noch anrufst. Was hat dein Gespräch ergeben?"
    „Nichts", erwiderte er schroffer als beabsichtigt. „Es war verschwendete Zeit, aber so etwas weiß man immer erst hinterher. Weshalb ich anrufe: Gilt dein Vorschlag noch?"
    „Heute abend etwas gemeinsam zu unternehmen?"
    „Ja, das meinte ich. Wir können uns in einer Stunde oder so treffen ..."
    „Gut, in einer Stunde. Ich hole dich ab."
    Quando ließ den Videoschirm erlöschen und atmete tief durch. Zumindest war die Verabredung nicht noch geplatzt, nachdem er die Sache mit Rumess hatte hinnehmen müssen. Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
    Womöglich hatte der Mediker keine Zeit mehr gefunden, seinen Zugriff auf Psychobol zu sperren, vielleicht hatte er die Sache auf morgen verschoben, weil es heute bereits zu spät war. Es war immerhin einen Versuch wert.
    Er programmierte das Versorgungsterminal seiner Kabine auf Medikamente, ließ eine Übersicht erstellen und wählte schließlich den Bereich Schlafmittel an.
    Jedes Mittel besaß eine eigene Kennziffer, manche wurden auf Anforderung erst hergestellt. Psychobol gehörte zur ersten Gruppe. Quando bestellte eine Zweitagesdosis.
    Keine Reaktion.
    Er versuchte es von neuem, aber mit demselben Ergebnis, und auch Versuche mit anderen Schlafmitteln brachten nichts ein. Rumess! fluchte er in Gedanken, der andere hatte tatsächlich seinen Zugang sperren lassen. Mit welchem Recht?

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