1406 - Der neue Baphomet
geschickt…«
***
Beide Männer hatten sich während des Gesprächs regelrecht belauert. Sir Richard hatte seinen Besucher noch nicht richtig ernst genommen, bis dieser den Begriff »Bibel des Baphomet« erwähnte – da spürte er in seinem Innern einen Stich.
Er hatte einen Schluck Whisky trinken wollen, aber das Glas mit der duftenden Flüssigkeit schien in seiner Hand einzufrieren.
Saladin amüsierte sich. »Sie sagen nichts?«
»Ich bin überrascht. Ja, Ihr Wissen hat mich schon irgendwie sprachlos gemacht.«
»Dann wissen Sie, dass ich nicht bluffe.«
»Das muss ich leider zugestehen. Sie bluffen nicht. Sie scheinen ein Insider zu sein.«
»Ich scheine es nicht nur zu sein – ich bin es. Daran sollten Sie denken, denn Insider besitzen Macht. Auch das sollte Ihnen klar sein, denke ich mir.«
»Schon.«
»Und Sie wollen die Bibel des Baphomet. Es wäre für Sie das Größte, Sie in Ihren Besitz zu bringen.«
»Wer sagt Ihnen das?«
»Gehen Sie davon aus, dass ich es weiß.«
Damit konnte sich Sir Richard nicht zufrieden geben. Er schüttelte den Kopf, und er dachte über den Mann nach, der vor ihm saß und ihn aus seinen kalten Augen anschaute. Er war jemand, der ein großes Wissen besaß, dies aber nur stückweise bekannt gab.
»Wer sind Sie wirklich? Was steckt hinter Ihnen?«
Saladin lachte leise. »Ich bin ein Gaukler und ein Spieler. Ich liebe es, auf verschiedenen Hochzeiten zu tanzen, und lassen Sie es sich gesagt sein, ich hatte Kontakt zu den Templern. Ich kenne Sie, und Sie kennen mich. Ach ja, da fällt mir ein, dass mir der Name John Sinclair ebenfalls ein Begriff ist.«
»Ich kenne ihn.«
Saladin lachte. »Freunde sind Sie bestimmt nicht.«
»Da haben Sie Recht.«
»Aber Sie wollen die Bibel des Baphomet, und genau die will John Sinclair auch.«
»Weiter!«
»Wollen Sie Ihren Plan freiwillig aufgeben?«
»Nein.«
»Dann sollten Sie mit mir zusammenarbeiten.«
Sir Richard hatte einiges erfahren. Er wusste trotzdem nicht, was er vom Besuch dieses Menschen halten sollte. Er ging ihm gegen den Strich, denn Sir Richard war es gewohnt, selbst Befehle zu geben und nicht ihnen zu gehorchen. Er bestimmte, mit wem er zusammenarbeitete, nicht umgekehrt.
»Nun ja«, sprach er vor sich hin und nickte. »Es ist recht interessant, was ich da von Ihnen gehört habe. Aber ich bin es einfach gewohnt, meinen eigenen Weg zu gehen. Für die Informationen darf ich mich schon bedanken, aber ich brauche Sie nicht wirklich. Wenn etwas sein sollte, dann werde ich gern auf Sie zurückkommen.«
Saladin lächelte. »Sie machen einen Fehler«, sagte er. »Ich verfolge ebenfalls meine Interessen und lasse mich nicht so einfach abwimmeln. Ich habe Ihnen ein Angebot gemacht, und Sie sollten verdammt genau überlegen, ob Sie es annehmen.«
»Das habe ich schon.«
»Ah. Und wie haben Sie sich entschieden?«
»Dass ich mich für die Informationen bedanke. Ich weiß, dass nicht nur ich über die Bibel des Baphomet Bescheid weiß und…«
»Hören Sie auf!«
Sir Richard starrte Saladin an, dann brauste er auf: »Was nehmen Sie sich heraus? Wie können Sie sich erlauben, so mit mir zu sprechen? Wer sind Sie überhaupt?«
»Jemand, der es gut mit Ihnen meint. Sie haben mir hoffentlich zugehört, Sir Richard. Die Dinge haben sich verändert und weiterentwickelt. Ich will mich noch mal sehr deutlich ausdrücken: Die Zeiten des alten Baphomet sind vorbei. Seine Verbündeten haben sich in langen Kämpfen aufgerieben. Sie und Ihre Freunde sind die Nachfolger, doch zu diesem Buch gehört immer noch der Name Baphomet.«
»Das weiß ich.«
»Aber eines wissen Sie nicht, und das habe ich in Erfahrung bringen können.«
»Bitte, ich höre.«
»Es gibt einen neuen Baphomet!«
***
Godwin de Salier sagte nichts.
Man hat mir die Bibel des Baphomet geschickt…
Der eine Satz hatte ihm die Sprache verschlagen. Er wusste auch nicht, wohin er schauen sollte, ob gegen seine Frau oder auf das Buch.
Schließlich hatte er sich wieder gefangen, schüttelte aber den Kopf und flüsterte: »Weißt du eigentlich, was du da gesagt hast? Ist dir das klar, Sophia?«
»Ja.«
Er streckte seinen rechten Zeigefinger gegen das Geschenk. »Dieses Buch ist Teufelwerk. Es ist eine Bibel des Bösen, wie der Name schon sagt.«
»Sagt er das denn wirklich?«
»Klar, ich…«
Sie unterbrach ihn. »Haben wir nicht gelernt, anders über Baphomet zu denken?«
Er schloss für einen Moment die Augen und wünschte sich weit weg. Ja, das
Weitere Kostenlose Bücher