1406 - Der neue Baphomet
hatten sie. Aber jetzt kam wieder alles hoch, was er über den alten Baphomet wusste, und all das, was seiner Frau passiert war, sah er als ein Lügengebilde an. Ein Netz aus Lügen, in das man Sophia eingesponnen hatte, um sie zu missbrauchen.
»Du glaubst mir nicht, Godwin?«
Er schaute sie wieder an. Er glaubte nicht, dass seine Frau log.
Nein, nicht mit diesem Blick, in dem er keinen Funken Falschheit entdeckte. Und doch spürte er die Kälte in seinem Innern, die einfach nicht weichen wollte.
»Die Bibel des Baphomet…«, flüsterte er. »Ich glaube kaum, dass es etwas Schlimmeres gibt.«
»Warum?«
»Du hast nie davon gehört, Sophia?«
»Nein. Und das, obwohl man mich als den neuen Baphomet bezeichnet hat. Was hätte ich denn tun sollen? Man hat es mir gegen. Man hat mir erklärt, dass es mir gehört – zu mir gehört. Ich konnte es nicht ablehnen.«
Der Templer überlegte einen Moment. »Nein, das konntest du wirklich nicht. Da gebe ich dir Recht.« Er hob die Schultern. »Ich frage mich nur, warum man dir das Buch überreicht hat?«
»Nun ja, weil ich…«
»Nein, nein, Sophia, das akzeptiere ich nicht. Nicht weil du der neue Baphomet bist, verstehst du?«
»Nein.«
»Ich will es dir erklären, Sophia: Das Buch ist nicht nur gefährlich, es ist auch dämonisch. In seinem Innern stecken fürchterliche Kräfte, die du dir gar nicht vorstellen kannst. Das Buch ist furchtbar. Es ist ein Relikt aus einer alten Zeit, und es war lange verborgen.«
»Woher weißt du das?«
»Von John Sinclair. Er hatte das Buch mal in seinem Besitz. Es ist ihm gelungen, es Vincent van Akkeren, dem Grusel-Star, abzunehmen, und ich denke, dass er es in Sicherheit bringen wollte, was er letztendlich nicht geschafft hat, weil die vier Horror-Reiter schneller waren und es ihm abnahmen.« Godwin de Salier fuhr durch sein Haar. »Ich will nicht übertreiben, aber ich gehe davon aus, dass es eines der meistgesuchten Bücher auf der Welt ist. Wenn nicht das meistgesuchte überhaupt. Ein gefährlicher Geheimbund ist hinter der Bibel des Baphomet her, die Illuminati. Sie haben sich mittlerweile auch als unsere neuen Feinde herausgestellt. Ich habe schon jetzt den Eindruck, dass mit dem Buch alles noch komplizierter geworden ist und man uns den Schwarzen Peter zugeschanzt hat.«
»Aber man hat es mir ans Herz gelegt«, flüsterte sie.
»Das glaube ich dir gern. Ich weiß auch nicht, was die Horror-Reiter im Sinn haben, ich weiß nur, dass hier auf dem Tisch eine Bombe liegt, auch wenn sie nicht so aussieht.«
»Was bedeutet das für uns?«
»Gefahr«, erklärte der Templer mit leiser Stimme. »Es bedeutet eine große Gefahr. Ich habe nie ein ruhiges Leben erwartet, weder in der Vergangenheit noch jetzt, aber auf den Besitz des Buches hätte ich gut und gern verzichten können.«
Sophia hatten die Worte durcheinander gebracht. »Und was soll ich jetzt damit machen?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht.«
»Ich kann nicht hingehen und es einfach wegwerfen.«
»Das ist klar.«
»Dann behalten wir es.«
Godwin überlegte einen Moment. Zu einem Ergebnis kam er nicht und erklärte Sophia nur, dass er in dieser Nacht bereits mit John Sinclair gesprochen und ihm alles erzählt hatte.
Sie protestierte nicht, sondern hob nur die Schultern und fragte:
»Willst du dir bei ihm Rat holen?«
»Genau das werde ich.«
»Und wann?«
Godwin nickte dem Telefon zu. »Jetzt, in dieser Minute…«
***
Es jagten mir zu viele Gedanken durch den Kopf, als dass ich hätte Schlaf finden können. Ich ging davon aus, dass da etwas auf mich zurollte, und der Vergleich mit einer Lawine wollte mir nicht mehr aus dem Kopf.
Was hatten die vier Horror-Reiter im Garten des Klosters verloren? Diese Frage musste mich einfach beschäftigen und auch der Begriff des neuen Baphomet. Über ihn grübelte sich stärker, denn es deutete darauf hin, dass sich wieder eine feindliche Gruppierung gebildet hatte. Nur glaubte ich nicht daran, dass unbedingt abtrünnige Templer dahinter steckten. Meiner Ansicht nach wurde hier ein ganz neues Spiel aufgezogen, doch Sophia Blanc als den neuen Baphomet zu bezeichnen, war für mich eigentlich ein Unding.
Natürlich hätte ich mir gewünscht, in der Nähe des Klosters zu sein. Noch hielt ich mich zurück und setzte mein Vertrauen in Godwin de Salier, der bestimmt das Richtige tun würde.
Ich wollte das Gehörte auch nicht für mich behalten. Suko sollte davon erfahren, dann konnten wir gemeinsam darüber brüten, was
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