1406 - Der neue Baphomet
schlag zu! Nimm den Säbel und schlage ihn mir von oben her in den Kopf!«
Auch Sir Richard hatte den Befahl vernommen. Er war nicht mehr fähig, zu denken. Er wollte auch eingreifen und sich auf seinen Butler stürzen, doch dafür war es bereits zu spät.
Denn Peter schlug die Waffe von oben nach unten, um den Kopf des Hypnotiseurs zu spalten!
***
Sophia lag auf der linken Seite des Bettes. So konnte sie zur offenen Tür schauen und auch in das Zimmer hinein, das in ein schwaches Licht getaucht war.
Sie befand sich in der normalen Welt, und trotzdem war ihr, als hätte sie diese verlassen, denn das Zimmer wirkte durch die Beleuchtung anders als normal. Dunkelheit und Licht… beides bildete eine fremde Umgebung, und sie sah auch den Tisch, auf dem das Buch lag.
Godwin lag neben ihr, und sie hatte sich darüber gewundert, dass er bereits wenige Minuten nach dem Zubettgehen eingeschlagen war. Das merkte sie sehr deutlich an seinen tiefen Atemzügen.
Manchmal streifte sein warmer Atem auch ihren Nacken.
Das Buch hob sich deutlich von der Tischplatte ab. Es lag dort wie ein Gegenstand, mit dem man den Tisch dekoriert hatte. Aus der Entfernung gesehen wirkte es harmlos. Doch daran glaubte Sophia nicht. Sie nahm die Warnungen des Geisterjägers sehr ernst, und sie spürte auch die innerliche Aufregung. Wahrscheinlich würde sie in dieser Nacht gar nicht zum Schlafen kommen. Dabei spielte nicht nur das Buch eine Rolle, sondern auch die Begegnung mit den Horror-Reitern.
Ich bin der neue Baphomet!
Der Gedanke ließ sie nicht los, wobei sie nicht mal genau wusste, wer dieser Baphomet war. Ein Dämon, ein Götze, der mal von einer bestimmten Gruppe von Menschen verehrt worden war.
Doch der wahre Baphomet war sie.
Sophia fror plötzlich. Wie kam sie überhaupt dazu, dieser Baphomet zu sein? Was hatte sie getan, um so zu werden? Es musste mit ihrer Wiedergeburt zusammenhängen, und das brachte sie automatisch auf den Namen Maria Magdalena.
In welch einer Verbindung stand die Heilige zu dem Dämon? War sie vielleicht dem Bösen verfallen gewesen?
Möglicherweise musste man da nachforschen, aber nicht in dieser späten Nacht, in der das Kloster in einer absoluten Stille lag. Es war kein Geräusch zu hören, und auch von draußen her drang nichts an ihre Ohren, denn der Sturm hatte nachgelassen.
So blieb sie in der Stille liegen, den Blick gegen den Tisch mit dem darauf liegenden Buch gerichtet. Alles andere versuchte sie zu verdrängen.
Sie hatte einfach das Gefühl, dass sie wach bleiben musste. Ihren Ehemann wollte sie nicht stören. Er brauchte seinen Schlaf, um wieder fit zu sein.
Sie hielt die Augen auf und wartete. Die Zeit verging nicht langsamer als sonst, aber es kam ihr so vor, auch wenn sie nicht auf die Uhr schaute.
Sie schaute nur nach vorn, weil sie damit rechnete, dass noch etwas passierte.
War da was?
Sie zuckte leicht zusammen. Das Buch lag noch immer da, aber wenn ihr die Augen keinen Streich spielten, dann hatte es sich bewegt. Nicht von der Stelle weg, die Bewegung war oben auf seinem Deckel gewesen.
Sophia blieb liegen. Sie hielt den Atem an und konzentrierte sich nur auf das Buch.
Ja, das war keine Täuschung. Wenige Sekunden später sah sie wieder, dass sich etwas tat. Abermals passierte es an derselben Stelle. Es bewegte sich tatsächlich der obere Deckel.
Die Frau spürte sehr deutlich, dass ihre Gesichtszüge einfroren. Es kam etwas Bestimmtes auf sie zu, und daran trug einzig und allein das Buch die Schuld.
Die Bewegung fand auf dem Deckel statt. Jetzt wurde das Leder an verschiedenen Stellen in die Höhe gedrückt, sodass der Deckel regelrechte Beulen bekam.
Die waren schon zuvor vorhanden gewesen. Nur verstärkten sie sich nun, denn die Kraft steckte im Leder, und die drückte es an verschiedenen Stellen immer mehr in die Höhe. Das war keine Täuschung, und Sophia kam zu dem einzigen Ergebnis, der möglich war.
Das Buch lebte!
Sie wollte nicht von einem normalen Leben sprechen. Was sich dort tat, konnte man damit nicht vergleichen. Es war atemberaubend und zugleich unerklärlich für sie, aber sie wusste auch, dass es einen Grund geben musste, dass so etwas passierte.
Es war nichts zu hören. Da es zu stürmen aufgehört hatte und sie selbst jedes Geräusch vermied, gab es nur die ruhigen Atemzüge ihres Mannes. Ansonsten erlebte sie die Stille wie eine starke Belastung.
Ob sie Angst hatte, wusste sie nicht. Es konnte sein, aber die Neugierde überwog. Schließlich hatte
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