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1406 - Der neue Baphomet

1406 - Der neue Baphomet

Titel: 1406 - Der neue Baphomet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flüsterte er, »liegt Nicolas tot vor uns. Selbstmord, die Kehle durchschnitten.« Seine Worte glichen mehr einem Röcheln, und er musste immer wieder den Kopf schütteln.
    Sophia aber störte sich nicht daran. Sie ging hin und hob das Buch auf. Es gab die Klauenhände nicht – jedenfalls waren sie nicht mehr zu sehen. Baphomets Bibel sah jetzt völlig harmlos aus.
    »Wo willst du hin?«, fragte Godwin.
    »Ich gehe in den Garten.«
    »Und dann?«
    »Ich verbrenne es.«
    De Salier sagte nichts mehr. Er wusste auch nicht, was er noch denken wollte. Die Dinge waren ihm über den Kopf gewachsen, und er hatte den Eindruck, als wäre es dem Teufel persönlich gelungen, Einzug in das Kloster zu halten.
    »Sophia…«
    Keine Antwort.
    Er rief noch mal ihren Namen und drehte sich dabei um. Erst jetzt merkte er, dass sie das Zimmer verlassen hatte. Das Zeitgefühl war ihm abhanden gekommen. Er stand da und schaute ins Leere, dabei fühlte er, dass sein Kopf zwar voller Gedanken steckte, er aber trotzdem nicht nachdenken konnte, denn sie wirbelten wild durch sein Gehirn.
    Dann fiel ihm ein, dass Sophia davon gesprochen hatte, das Buch zu verbrennen. Ihr war es übergeben worden, und jetzt fühlte sie sich in gewissem Sinne schuldig für das, was geschehen war.
    Aber wo sollte es verbrannt werden?
    Im Klostergarten…
    ***
    Es war Sophia Blanc egal, was ihr Gatte dachte. Die Bibel des Baphomet bedeutete in den falschen Händen eine große Gefahr. Und diese Gefahr verringerte sich auch nicht, wenn sich das Buch in den richtigen Händen befand.
    Sie hatte es selbst erlebt, wie es reagierte. Der Templer hatte geträumt, und das verdammte Buch hatte den Traum zur Wahrheit werden lassen. Lange Zeit war die Bibel des Baphomet nicht mehr auffindbar gewesen, doch nun hatte man sie ihr überreicht, und den genauen Grund kannte sie noch immer nicht.
    Um etwas zu verbrennen, brauchte man Feuer. Sophia ging deshalb in ihr Zimmer und holte sich, was sie brauchte. Sie streifte auch einen Mantel über. Danach verließ sie wieder den Raum und ging zur Rückseite des Klosters, um den Garten zu betreten.
    Hier hatte sie ihre Ruhe. Hier konnte sie tun, was sie wollte. Man würde das Feuer zwar sehen, aber Godwin sollte seinen Freunden die nötigen Erklärungen geben.
    Aus der Wärme in die Kälte. Erst jetzt spürte Sophia, dass der Winter sich noch immer gehalten hatte. Von dem Orkan war nichts mehr zu spüren, trotzdem wehte noch ein eisiger Wind über die Klostermauern.
    Sie drehte den Kopf zur Seite. Das Buch hielt sie mit beiden Händen fest. Sie fragte sich noch einmal, ob sie auch das Richtige tat, aber falsch konnte es nicht sein, ein derartiges Mordinstrument aus der Welt zu schaffen.
    Über den recht großen Hof des Klosters lagen die finsteren Schatten der späten Nacht. Sie wusste nicht, ob sie das Buch nur anzünden sollte oder ob sie es zuvor mit Benzin tränken musste, damit es richtig verbrannte und ganz zu Asche zerfiel. Wenn es allerdings alt war, dann waren die Seiten auch trocken, dann würden sie lodern und prächtig brennen.
    Sophia suchte sich einen Platz aus, an dem sie nicht gestört wurde.
    Zwischen zwei kahlen Hecken legte sie das Buch auf den Boden und klappte es auf.
    Das Buch wehrte sich nicht. Aus den Beulen auf der Oberseite kamen keine Knochenhände zum Vorschein, die nach ihr griffen, und so hoffte sie, dass die Seiten auch ohne Probleme Feuer fingen.
    Sie hatte es in der Mitte aufgeklappt. Der Himmel über ihr war pechschwarz. Im März blieb es recht lange dunkel. Scharfe Wolkenumrisse malten sich am Himmel ab. Die Gebilde segelten langsam weiter in Richtung Süden. Der Wind wehte aus nördlicher Richtung und war entsprechend kalt.
    Gut, verbrennen!
    Sophia nickte sich selbst zu. Wenn das Feuer brannte, würde es den Klostergarten erhellen, der ansonsten von tiefen Schatten eingehüllt war.
    Sie schaute auf die Seiten. Ein letztes Mal. Die fremden Buchstaben der dunklen Schrift liefen ineinander, sodass sich mehrere Reinen gebildet hatten, bei denen nichts zu entziffern war.
    Sophia Blanc hielt das Sturmfeuerzeug zwar in der Hand, aber sie schnickte die Flamme noch nicht an. Etwas zwang sie, noch zu warten, und sie fragte sich, was es war, das sie zurückhielt. Es war so einfach, die Flamme aufflackern zu lassen, und doch zögerte sie.
    Sie starrte das Buch an, und plötzlich kam ihr die ungewöhnliche Verbundenheit mit ihm in den Sinn. Zu begreifen war das nicht, aber sie musste es hinnehmen. Es schien ihr

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