1406 - Der neue Baphomet
leiser Stimme zu.
Der Templer musste nicht lange nachdenken. »Dann hast du… ich meine … du bist hingegangen und …«
»Das bin ich.«
»Und?«
Sie hob die Schultern. »Es ist mein Buch. Man hat es mir übergeben, wenn du verstehst…«
»Ja, schon, aber…«
»Es gibt kein Aber, Godwin. Ich habe es mir angeschaut und…«
Sie hob die Schultern. »Na ja… ich denke, dass wir noch darüber reden müssen.«
Der Templer blieb starr sitzen. »Dann hast du sein Geheimnis lüften können?«
»Das weiß ich nicht.«
»Was ist denn passiert?«
Der Zufall oder das Schicksal kam Sophia zu Hilfe. Beide hörten sie Geräusche draußen vor der Tür.
Godwin zuckte zusammen. »Was ist da los?«
»Ich sehe nach.«
Bevor der Templer etwas dagegen sagen konnte, war Sophia von der Bettkante aufgestanden. Sie verließ das Zimmer mit schnellen Schritten, durchquerte auch das zweite und blieb für einen Moment vor der Tür stehen.
Von außen her klopfte jemand dagegen.
»Lass ihn rein!«, rief Godwin aus dem Nebenzimmer und schwang sich zugleich aus dem Bett.
»Alles klar.« Sophia drehte den innen steckenden Schlüssel herum.
Jetzt war die Tür offen.
Das wusste auch der Besucher, der außen auf die Klinke drückte.
Er schob die Tür nach innen, und dann taumelte schon eine Gestalt über die Schwelle.
Es war ein Mann, der nicht die Kutte der Templer trug, obwohl er dazu gehörte. Dafür trug er ein helles T-Shirt, eine Jeans, dicke Schuhe an den Füßen, mit denen er über die Schwelle stolperte.
Er geriet ins Licht, und auch Godwin sah ihn jetzt besser, weil er sein Bett und den Schlaf räum verlassen hatte.
»Verdammt, Nicolas Grillion. Was ist passiert?«
Der noch junge Templer drehte sich um. Sophia bedachte er mit keinem Blick, denn er hatte nur Augen für seinen Anführer. Mit schwankenden Schritten kam er auf ihn zu, und Godwin fiel schon jetzt der starre Blick seiner Augen auf.
Er sah noch mehr. Flecken auf dem T-Shirt, die dunkel waren und ihn an Blut erinnerten.
Zugleich auch an seinen Traum.
»Nein!«, schrie er. »Nicht…«
Es war zu spät. Das Messer hatte weder Godwin noch Sophia gesehen. Die Klinge war auch nicht besonders lang, aber sie war verdammt scharf, und so zog er sie mit einer fast leicht aussehenden Bewegung an seiner Kehle entlang.
Dabei entstand ein Geräusch. Es war schrecklich, dies mit anzuhören, und ebenso schrecklich war, was dann passierte.
Ein Blutschwall drang aus der Kehle des jungen Templers, und nach dem nächsten Schritt brach er zusammen…
***
Auch jetzt blieb Sir Richard starr sitzen. Er hatte etwas erfahren, über das er nachdenken musste. Nach einer Weile hob er die Schultern und flüsterte: »Der neue Baphomet… Sophia Blanc … Es tut mir Leid, aber der Name sagt mir nichts. Wirklich nicht.«
Saladin winkte lässig ab. »Aber jetzt wissen Sie Bescheid, und nur das zählt.«
»Bringt es mich denn weiter?«
Saladin hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Es könnte durchaus sein. Wie weit reichen Ihre Beziehungen?«
»Ich kann mich nicht beklagen.«
»Auch bis nach Frankreich?«
»Wenn es sein muss, auch bis dorthin. Sie dürfen nicht vergessen, dass unsere Vereinigung international ist. Die Zeit ist reif, dass die Illuminati wieder aus der Versenkung hochsteigen und ihre Zeichen in die Welt setzen.«
»Es ist ein Ort im Süden Frankreichs.«
»Wo?«
»Alet-les-Bains!«
Die Augen des Adeligen leuchteten für einen Moment auf. »Das hört sich nicht schlecht an. Altes Templergebiet.«
»Sie haben dort einen Stützpunkt, und ich sage Ihnen, dass man sie nicht unterschätzen darf. Sie haben einen Angriff perfekt überstanden, das muss ich wirklich anerkennen, und sie rechnen auch immer mit Feinden.«
»Sie sind also wachsam.«
»Das kann man so sagen.«
Sir Richard stand auf. »Auch wenn sie gut sind – wir sind besser.«
Saladin lächelte und deutete sogar eine Verbeugung an. »Das, mein Freund, habe ich gehofft. Nur dürfen Sie einen Fehler nicht begehen. Selbst wenn der neue Baphomet eine Frau ist, er oder sie darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Das wollte ich Ihnen noch mit auf den Weg geben.«
»Danke. War das alles?«
»Reicht es nicht?«
Mehr sagte Saladin nicht. Ein letztes Lächeln, dann drehte er sich um und ging.
Er lief auf die Tür zu, und Sir Richard Leigh sah nicht, ob er normal aus dem Raum ging oder sich kurz vor dem Ausgang auflöste.
Trotz der neuen Erkenntnisse blieb ein tiefes Gefühl des Unbehagens
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