1406 - Der neue Baphomet
nicht gewöhnt, doch sie musste es akzeptieren. Nur wollte sie keinen solchen Gegenstand in der Nähe haben.
Er musste einfach aus dem Haus.
Wieder schlug ihr Herz schneller, als sie sich vor das Buch stellte.
Man hatte es ihr überreicht. Sie hatte es getragen, und es war etwas Besonderes für sie gewesen. Aber jetzt fürchtete sie sich davor, es auch nur zu berühren.
Schweiß perlte auf ihrer Stirn. Die Angst drückte. Was sollte sie tun? Sie konnte nichts machen, als das Buch in die Hände zu nehmen und es wegzutragen.
Ins Freie, um es dort wegzuwerfen?
Sie dachte an den Bach, der in der Nähe vorbeifloss. Vielleicht war das der richtige Ort, und sie wollte vor allen Dingen ihrem Mann kein Wort darüber sagen. Erst wenn Godwin erwachte, würde sie ihm reinen Wein einschenken.
Mit beiden Händen strich sie über den Einband. Er fühlte sich an wie immer. Da hatte sich wirklich nichts verändert. Selbst die kleinen Beulen waren noch vorhanden. Als sie darüber hinwegstrich, hatte sie das Gefühl, Geschwüre zu berühren, die jeden Augenblick aufbrechen konnten.
Sie zuckte zusammen. Ekel wallte in ihr hoch, und sie atmete schnell und hastig. Es musste sein. Weg mit dem Buch, ohne dass sie es aufgeschlagen hatte.
Genau das gefiel ihr nicht. Natürlich dachte sie an die Warnung aus London, aber das hier war etwas anderes. Was konnte passieren? Die grässlichen Klauen hatte sie gesehen und war darauf vorbereitet. Sollten sie noch mal erscheinen, würde sie genau wissen, was sie zu tun hatte. Darauf stellte sich Sophia ein.
Plötzlich fühlte sie sich stark, und sie hob mit einer langsamen Bewegung den Buchdeckel an.
Sie hätte nicht gedacht, dass er ein so großes Gewicht hatte. Er ließ sich nur schwer umklappen, und als dies passiert war, fiel er mit einem satten Geräusch auf die Seite, wo er liegen blieb.
Die Spannung schuf einer kleinen Enttäuschung Platz, als sie sah, dass die aufgeschlagene Seite leer war. Ihr fiel auch auf, dass das Papier recht dick war.
War etwa das ganze Buch leer?
Das konnte sich Sophia nicht vorstellen. So schlug sie weitere Seiten um, und auf der vierten sah die den ersten Text. Das Licht war nicht besonders gut. Sie traute sich auch nicht, es heller zu stellen, und so musste sie sich mit dem zufrieden geben, was sie zu sehen bekam.
Dass sie nichts Gedrucktes vor sich sah, enttäuschte sie nicht. Das Buch war alt, und gerade die alten Bücher waren von Text her mit der Hand geschrieben worden.
Wie hier.
Wie es sich gehörte, waren die einzelnen Buchstaben mit schwarzer Tinte geschrieben. Mal waren es lange Wörter, dann wieder kurze. Zwischen ihnen gab es Freiräume.
Sie beugte sich über die aufgeschlagene Seite, um die Worte und auch die Sätze lesen zu können, doch da stand kein einziges Wort, das ihr bekannt vorkam, denn der Text war in einer ihr unbekannten Sprache verfasst worden. Vielleicht einer, die schon längst ausgestorben war und nur mehr von Experten übersetzt werden konnte.
Da standen auch keine Buchstaben, die sie kannte.
Sie blätterte auf die nächste Seite.
Auch hier konnte sie nichts entziffern, nur war diese Seite nicht so dicht beschrieben, und auch von Layout her sah sie anders aus. Der Text war so angeordnet, dass er ein Gedicht sein konnte. Sie sah auch eine Überschrift, die dazu gehörte.
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als weiterzublättern, um letztendlich eine Lösung zu finden. Die gab es nicht. Sie sah nur den Text und sonst nichts. Keine Abbildungen irgendwelcher schrecklicher Gestalten.
Nachvollziehbar blieb es für sie nicht. Auch wenn sie noch so stark nachdachte, sie konnte sich nicht erklären, weshalb man gerade ihr das Buch überreicht hatte, denn anfangen konnte sie damit nichts.
Das frustrierte sie.
Sophia klappte das Buch wieder zu. Sie hatte auch nicht erlebt, dass sich die Klauen ihr entgegenstreckten, und so blieb es ihr weiterhin ein Rätsel.
Sollte sie es hier lassen oder es wegbringen?
Auf diese Frage wusste sie keine Antwort. Vielleicht war es doch besser, wenn sie darüber mit ihrem Mann redete. Vielleicht fand Godwin eine Lösung oder wusste zumindest einen Weg.
Sie überlegte, ob sie ihn wecken oder warten sollte. Vielleicht war es nicht gut, wenn man ihn aus dem Schlaf riss, und so ging sie zunächst zu seinem Bett, um ihn anzuschauen. Er lag nun auf dem Rücken. In der Dunkelheit war das Gesicht zu einem reglosen bleichen Abbild geworden. Sie erschrak über den Ausdruck, denn er sah aus wie
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