1406 - Der neue Baphomet
Blick von einer Seite zur anderen.
»Es war eine Warnung, Godwin. Eine wirkliche Warnung, und ich habe sie mir gemerkt. Wenn ich die… die Bibel «, sie sprach das Wort fast verächtlich aus, »wirklich vernichte, dann, so denke ich, werde ich wahrscheinlich sterben, denn mir wurde noch etwas gesagt, mit dem ich meine Probleme habe.«
»Was denn?«
Sie räusperte sich, bevor sie sprach. »Pistis Sophia, Glaube und Weisheit.« Sie hob die Schultern. »Aber ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll…«
Der Templerführer sagte nichts. Nur war ihm anzusehen, dass ihn die letzte Antwort leicht mitgenommen hatte. Er schüttelte den Kopf und schluckte.
»Was hast du?«
»Nichts«, sagte er leise. »Ich habe gar nichts. Aber ich bin verdammt überrascht.«
»Wegen dieser Botschaft?«
»Genau deshalb, meine Liebe. Pistis Sophia… das ist etwas Uraltes. Ein Begriff aus den gnostischen Evangelien, aber … wenn ich dich so ansehe, dann passt er zu dir.«
»Warum?«
»Du bist die Sophia.«
»Ja, das weiß ich.«
»Aber du bist noch mehr.« Er holte tief Atem. »Du bist einmal eine gewisse Maria Magdalena gewesen, und genau in diesem Zusammenhang muss Pistis Sophia gesehen werden.«
»Ich verstehe noch immer nichts.«
Er winkte ab. »Schon gut. Ich werde es dir später erklären. Nicht hier.«
Sie war damit einverstanden. Sie deutete auf das Buch. »Es liegt noch immer hier. Was soll nun damit geschehen? Verbrennen möchte ich es nicht. Da habe ich meine Meinung geändert.«
»Das kann ich verstehen. Ich versuche nur, einen Zusammenhang zwischen dem Buch und dieser Pistis Sophia herzustellen. Einfach ist das nicht.«
»Da bin auch ich überfragt, obwohl ich dir gern helfen würde. Aber das kann ich leider nicht.«
»Tja…«, murmelte er und betrachtete das Buch. »Wir müssen einen Platz finden, wo wir es aufbewahren können und es keinen Schaden anrichten kann.«
Sie musterte ihren Mann. »Aber wo könnte dieser Platz sein?«
»Im Haus will ich es nicht haben. Dort liegt bereits ein Toter, der noch begraben werden muss.«
Sie lächelte plötzlich. »Solche Sorgen brauchst du nicht zu haben, wirklich nicht. Ich bin der neue Baphomet, und ich nehme das Buch in mein Zimmer. Ich denke, dass es dort bleiben kann, und ich werde als Wächterin dort schlafen.«
»Nein, das lasse ich nicht zu. Wenn es im Haus bleibt, dann bei uns zusammen. Das heißt: in meinem Zimmer. Und ich denke, dass ich auch eine Sicherung habe.«
»Wie sieht die aus?«
»Es ist der Würfel. Ich werde ihn auf das Buch legen. Ich bin gespannt, was passiert. Und dann muss ich dir noch etwas sagen. Dass dieses Buch gefährlich ist, darüber brauchen wir nicht zu reden. Ich weiß auch, wer sich noch dafür interessieren wird. Es dauerte nur bis zum frühen Nachmittag, dann werden John Sinclair und wahrscheinlich auch Suko bei uns sein.«
Sophia hatte begriffen. »Dann willst du ihnen das Buch geben?«
Der Templer lächelte breit. »Wenn sie es haben wollen, gern…«
***
Schlafen, Wachsein, wieder einschlafen, das erneute Erwachen… es war wie ein Kreislauf, in den Godwin de Salier und seine Frau hineingeraten waren. Der größte Teil der Nacht war vorbei, und allmählich stahl sich die Morgendämmerung über den Horizont.
Der Templerführer stand nun auf und betrat sein Büro, in dem noch immer der tote Bruder lag. Er wusste, dass ihm etwas bevorstand. Die anderen Brüder erwarteten eine Erklärung von ihm, und er würde sich nicht davor drücken und seinen Freunden auch erklären, was noch auf sie zukommen konnte.
Die Leiche hatte er abgedeckt. Das Buch lag auf dem Schreibtisch, und darauf hatte er seinen Würfel platziert.
In den letzten beiden Stunden war nichts geschehen, das man mit einer Gefahr hätte gleichsetzen können. Trotzdem war der Templer nicht beruhigt. Er konnte sich sehr gut vorstellen, das dies erst der Anfang war und dass nicht nur ein positiver Besuch auf ihn und seine Gattin wartete.
Waren sie wirklich die einzigen – von den vier Reitern mal abgesehen –, die von dem Buch wussten?
Er konnte es nicht glauben. Es war für den neuen Baphomet bestimmt, aber auch einer Baphomet hatte Feinde. Das wusste niemand besser als Godwin de Salier, denn er hatte lang zu den Erzfeinden dieses Dämons gehört.
Des alten Baphomet. Und nun gab es den neuen. Und es war noch ein Begriff gefallen, der einzig und allein seiner Frau galt.
Pistis Sophia…
Sophia selbst konnte mit diesem Begriff nichts anfangen. Er sehr
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