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1408 - Der Totenholer

1408 - Der Totenholer

Titel: 1408 - Der Totenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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im Dunkeln stand und der andere mich womöglich sah, wie immer das auch möglich sein mochte. Ich musste etwas tun.
    Zuerst der Griff zur Beretta. Es tat mir gut, die Waffe in der Hand zu halten.
    Danach der Griff zur Lampe.
    Klein aber fein. Sie würde in dieser Finsternis für relativ viel Licht sorgen.
    Ich schaltete sie ein.
    Der Strahl stach geradewegs nach vorn – und traf ein Ziel.
    In diesem Augenblick hörte ich auf zu atmen!
    ***
    Bill Conolly war um die Scheune herumgegangen. Es war kein Problem, die Rückseite zu erreichen, und soweit er beurteilen konnte, war er auch nicht entdeckt worden.
    Trotzdem blieb er auf der Hut und legte auch seine Beretta nicht aus der Hand. Die Dunkelheit war einfach zu tückisch. Sehr leicht konnte sich aus ihr eine tödliche Gefahr lösen. Bill war kein Naivling. Er hatte in seinem Leben schon einiges durchgemacht.
    Fenster hatte er an den Seiten der Scheune gesehen. Es waren mehr Öffnungen, die zu hoch für ihn lagen, und eine weitere Tür gab es dort nicht. Deshalb untersuchte Bill auch die Rückseite.
    Die Nacht meinte es gut mit ihm. Der Himmel war zwar nicht völlig wolkenlos, aber das Licht von Mond und Sternen reichte, um die Umgebung erkennen zu können. Eine klare Frühlingsnacht, wie man sie sich nur wünschen konnte. Die auf ihr folgende würde schon wieder anderes aussehen, wenn man dem Wetterbericht glauben durfte.
    Bill erreichte die Rückseite der Scheune, bog vorsichtig um die Ecke und erlebte auch jetzt keinen Angriff. Wäre er allerdings zwei Schritte weiter gelaufen, dann wäre er über ein Hindernis gefallen, dass mitten im Weg stand.
    Bill erkannte zuerst nicht, was es damit auf sich hatte. Er war kein Landwirt, und landwirtschaftliche Geräte gehörten deshalb nicht zu seinem täglichen Umfeld.
    Was er vor sich sah, war ein Gebilde, das aussah wie ein Trichter.
    Das Gerät war nicht sehr hoch, nur etwas größer als der Reporter, der an ihm entlangschaute.
    Sein Blick glitt bis zum oberen Rand. Die vier Ränder hätten eigentlich alle gleich aussehen müssen. Bei dreien war das auch der Fall, wie Bill erkundete, nur bei einem nicht, da war die Glätte gestört.
    Etwas ragte darüber hinweg.
    Bill erkannte es nicht genau. Er wollte allerdings Gewissheit haben. Auch als Nichtraucher hatte er ein Feuerzeug stets bei sich.
    Zum Glück wehte nicht zu viel Wind. So konnte er die Flamme anzünden und sie durch die Armbewegung in die Höhe bringen.
    Über den Rand des Shredders hinweg ragte die blutverschmierte Hand einer Leiche, und Bill wusste jetzt, dass er den Fahrer des Unglückswagens gefunden hatte…
    ***
    Der Schrei blieb mir in der Kehle stecken, denn mit einem derartigen Anblick hatte ich nicht gerechnet. Es war eine Gestalt mit menschlichen Umrissen, das stimmte schon, doch ich sah recht wenig von ihr. Das Licht der Lampe konzentrierte sich mehr auf die rechte Hand – nein, das stimmte so nicht. Es war keine Hand. Es war die Klaue, von der ich schon gehört hatte.
    Ich starrte auf die gewaltige Hand, die aus langen Messers oder verkürzten Säbeln bestand, sehr spitz und auch entsprechend scharf.
    Im Licht meiner Lampe glänzte das Metall wie helles Eis.
    Er war der Totenholer!
    Aber wer verbarg sich hinter der Verkleidung? Denn obwohl er ein normales Outfit trug, kam mir dieses Wesen wie verkleidet vor.
    Die dunkle Kleidung lag eng an seinem Körper. Über den Kopf hatte er eine Wollmütze gestreift, die nur Schlitze für die Augen freiließ. Bei Bankräubern war so etwas modern, aber so einen hatte ich bestimmt nicht vor mir. Und ich hatte auch meine Zweifel, ob ich es mit einem normalen Menschen zu tun hatte, denn wer holte sich schon Tote?
    Ich wusste nicht, wie lange ich auf dem Fleck stand und die Gestalt anleuchtete. Die Zeit war irgendwie nicht mehr vorhanden, aber mir wurde auch die Gefahr bewusst, in der ich steckte, und genau die nahm plötzlich rasant zu.
    Eine blitzschnelle Bewegung der Klaue irritierte mich so, dass ich im ersten Moment nichts tun konnte. Ich druckte nicht einmal ab.
    Zudem hätte ich die Beretta noch hochreißen müssen, aber vor mir ging alles viel zu schnell, denn die verdammten fünf Messer bewegten sich plötzlich in meine Richtung.
    Für mich stand fest, dass ich von ihnen aufgespießt werden sollte.
    Ich musste so schnell wie möglich weg.
    Wie ich es schaffte, ihm auszuweichen, das weiß ich selbst nicht.
    Ich kam jedenfalls weg, hatte mich nach links geworfen und spürte den Aufprall gegen den harten Boden.

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