Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
kannte, wirkte er unrasiert. Dabei fragte sie sich, weshalb ihr das nicht schon am Vormittag aufgefallen war.
    Elsbeth begab sich ins Labor. Zwei Abstriche lagen noch vor dem Mikroskop, und im Waschbecken warteten Unmengen von Objektträgern, Pipetten und Spekula. Das Klappern, das sie verursachte, übertönte alle anderen Geräusche. Deshalb hörte sie die Schritte nicht, die sich ihr näherten.
    Erst als sie den heißen Atem in ihrem Nacken spürte, zuckte sie zusammen. Zugleich faßten zwei kräftige Hände nach ihren Oberarmen und zogen sie herum.
    Das Wort blieb ihr im Munde stecken. Elsbeth blickte in ein völlig verändertes Gesicht, in dem das dichte braune Fell nur die stechenden Augen und den Wolfsrachen freiließ. Raubtiergeruch schlug ihr entgegen.
    ,..Doktor…" Sie glaubte an einen Scherz, wenngleich dies eine ungewöhnliche Art war, sich ihr zu nähern.
    Aber dann fiel ihr Blick auf seine Hände, die ebenfalls dicht behaart waren. Krallen hatten sich gebildet. Krachend zerriß eine Naht seines Kittels; Muskeln und Fell kamen darunter zum Vorschein. Das dumpfe, tierische Grollen schreckte sie aus ihrer Starre auf. Sie schrie. Zugleich wußte sie, daß sie gegen dieses Monstrum hilflos war, daß sie nur dann eine Chance besaß, wenn sie vor ihm die Tür erreichte.
    Sie wich einen Schritt zur Seite, dann einen zweiten. In dem Moment, in dem der Werwolf seinen Rachen öffnete, bekam sie das Mikroskop zu fassen und schlug zu. Blindlings und mit aller Kraft. Zugleich rannte sie los, warf die Labortür hinter sich zu und hetzte an der Anmeldung vorbei.
    Der Ausgang war abgeschlossen, der Schlüssel fehlte. Bevor Elsbeth sich besinnen konnte, war der Werwolf erneut heran. Ein Prankenhieb riß sie von den Beinen und ließ sie einige Meter weit über den Boden rutschen.
    Voller Entsetzen und unfähig, sich zu bewegen, sah sie zu, wie das zottelige Monstrum im Sprechzimmer verschwand und schon Sekunden später mit einer benutzten Einwegspritze zurückkam. Rauhe Pranken entblößten ihren linken Arm bis zum Ellenbogen hinauf, setzten die Kanüle an. Elsbeth spürte den Einstich kaum. Plötzlich empfand sie keine Angst mehr vor dem Tod, eine seltsame Ruhe kam über sie.
    Wie durch einen dichten Schleier hindurch nahm sie wahr, daß der Werwolf sich langsam zurückverwandelte und menschliche Züge annahm.
    „Warum… tust… du… das?" hauchte sie. Der Vorraum, in dem sie lag, begann vor ihren Augen zu verschwimmen; das Gesicht des Arztes, der sich über sie beugte, schien mit einemmal unendlich weit entfernt.
    „Ich muß gehorchen", stieß Dr. Neubauer hervor. „Es gibt Mächte, die weit über mir stehen."
    Ein jäher Schmerz, der ihre linke Körperhälfte durchzuckte, war das letzte, was die Arzthelferin wahrnahm.

    Zweimal klingelte es kurz. Als Harald Branner öffnete, stand ein kleiner, zur körperlichen Fülle neigender Mann vor ihm, der ihn über den Rand seiner Nickelbrille hinweg durchdringend musterte. Er trug einen altmodischen Anzug und eine ebensolche Krawatte und, was zumindest ungewöhnlich war, Gamaschen. Das kunstlederne Köfferchen in seiner Linken verstärkte den Eindruck, daß es sich bei ihm um einen Biedermann handelte, der lediglich einige Jahrzehnte zu spät geboren war.
    Er schob Harry einfach zur Seite, ließ die Tür hinter sich zufallen und blickte suchend um sich. „Damit wir uns gleich klar sind", sagte er, „ich bin nur gekommen, weil Sie mir keine andere Wahl gelassen haben. Aber mit Leuten, die glauben, mich erpressen zu können, mache ich höchstens ein einziges Mal Geschäfte. Warum ist Frank nicht da?"
    „Vergessen Sie ihn." Toni vollführte die Handbewegung des Halsabschneidens.
    „Wer von euch…?"
    „Es war ein Unfall", sagte Harry bestimmt. „Streunende Hunde fielen ihn an, als er auf dem Weg zu Ihnen war. Aber keine Angst, die Polizei wird nichts finden, was Sie oder uns belasten könnte. Wir sind keine Anfänger mehr."
    „Das will ich hoffen." Der Hehler betrat das Wohnzimmer, bedachte Toni mit einem mißtrauischen Blick und betrachtete dann abschätzend die Beute, die auf dem Couchtisch ausgebreitet lag. „Ist das alles?" erkundigte er sich spöttisch. „Das Zeug ist es nicht einmal wert, daß ich hergekommen bin. Wo ist das Bild, von dem am Telefon die Rede war?"
    Harry deutete auf den Sessel, auf dem das verschnürte Paket lag.
    Der Blick das Antiquitätenhändlers sprach Bände. Mit einem Taschenmesser durchtrennte er den Spagat, fuhr mit der Hand unter das

Weitere Kostenlose Bücher